Die Rolle der Türkei im US-Plan für Minbic

In den Medien kursieren Schlagzeilen wie „Die türkischen Streitkräfte patrouillieren in Minbic“ oder „Die Türkei wird in Minbic einmarschieren“. Der Mittelost-Experte Mustafa Peköz hat sie analysiert.

Nach Meinung des Politikwissenschaftlers Mustafa Peköz haben die USA der Türkei mit der Übertragung von Patrouillenfahrten zur Gewährleistung der Sicherheit von Minbic die Botschaft vermittelt, für etwaige Angriffe salafistischer Gruppen verantwortlich gemacht zu werden.

Nach einer Einigung zwischen den USA und der Türkei wurde behauptet, Einheiten der türkischen Streitkräfte seien in den Außenbezirken von Minbic eingetroffen. Ministerpräsident Binali Yildirim drückte es so aus: „Unsere Soldaten haben heute mit ihrer Aufgabe in Minbic begonnen.“

Kurze Zeit später teilte der Militärrat von Minbic mit, dass türkische Soldaten lediglich in Gebieten patrouillierten, in denen sich von der Türkei unterstützte Gruppen aufhalten.

In einer US-Erklärung hieß es: „Türkische Soldaten werden Minbic nicht betreten.“

Der Politikwissenschaftler und Mittelost-Experte Mustafa Peköz interpretiert die Rolle der Türkei in Minbic „nur als Patrouillen-Aufgabe“.

Gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya erklärte Peköz, die Türkei bewege sich in der gesamten Region, einschließlich Rojava und Minbic, gemäß der von den USA vorgesehenen Pläne:

„Abordnungen der USA und der Türkei sind vor und nach dem 4. Juni zwei Mal zusammengetroffen. Eines dieser Treffen fand in der Türkei statt, das andere in den USA. Die Türkei bewegt sich in der Region im Einklang mit den US-Plänen. Sie will jedoch eine psychologische Stimmung herstellen, wie sie im Falle einer Militäroperation auf Qendîl oder damals bei der Verschleppung Öcalans in die Türkei entstanden ist. Ich denke nicht, dass die Türkei in nächster Zeit eine Militäroperation auf Qendîl durchführt. Die Qendîl-Berge sind ein großes Gebiet. Es ist klar, dass großspurige Ankündigungen, hinzugehen und eine Fahne in den Boden zu rammen, nicht umsetzbar sind.

Die Öffentlichkeit reagiert auch nicht mehr auf solche Schlagzeilen wie ‚Wir haben Qendîl bombardiert‘. Die Gesellschaft ist nicht dumm. Sie hat begriffen, dass es sich dabei um Innenpolitik handelt. Sie weiß, dass es wegen der Wahlen gemacht wird.

Was die USA in Minbic getan haben, ist eigentlich folgendes: Sie wollten, dass die Kontrolle an der türkischen Grenze von Minbic bis zum Korridor von Bab, also der Korridor von Cerablus bis Bab von der Türkei gewährleistet wird. Wir können eigentlich von einer Offensive zur Gewährleistung der Sicherheit in Minbic sprechen, denn in der Gegend halten sich 40- bis 50.000 Dschihadisten auf. Alle dschihadistischen Bewegungen sind insbesondere in der Nähe von Hama und Humus angesiedelt worden. Um die Sicherheit der Region zu gewährleisten, haben die USA der Türkei diese Aufgabe der Patrouillenfahrten übertragen. Dass die Türkei nach Minbic eingezogen sei, wie es behauptet wird, ist nicht richtig.

Die USA machen keine gemeinsamen Patrouillen mit der Türkei und signalisieren ihr damit: Du bist dafür verantwortlich, wenn diese Dschihadisten uns angreifen. Die Türkei erfüllt die Rolle, die ihr zugedacht worden ist.“

Was ist geschehen?

Die Türkei und die USA haben sich auf eine Roadmap zum Thema Minbic geeinigt. Anschließend hieß es aus Ankara, die YPG müssten beim Rückzug aus der Stadt ihre Waffen abgeben. Die Generalkommandantur der YPG teilte jedoch mit, dass ihre Kräfte ohnehin nach der Befreiung von Minbic am 16. November 2016 aus der Region abgezogen worden seien und die letzte Beratergruppe ebenfalls die Stadt verlassen habe.

Die USA erklärten, die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), die hauptsächlich aus den YPG bestehen, „nicht an den Rand drängen“ zu wollen. Der Militärrat Minbic verkündete, keine türkischen Soldaten oder von der Türkei unterstützte Kämpfer in der Stadt zuzulassen.

Zuletzt erklärte der US-Militärbeauftragte Sean Ryan als Sprecher der Operation gegen den IS, dass die Patrouillen unabhängig voneinander durchgeführt werden: „Türkische Soldaten werden Minbic nicht betreten.“