Aktionstage für Rojava: Übersicht über geplante Aktivitäten

Seit Anfang Juli mobilisiert die Kampagne Riseup4Rojava zu internationalen Aktionstagen am 6. und 7. September. Unter dem Motto „Block. Occupy. Disturb“ wird zu vielfältigen Aktionen gegen Kriegsprofiteure aufgerufen.

Seit Anfang Juli mobilisiert die Kampagne Riseup4Rojava zu internationalen Aktionstagen am 6. und 7. September. Unter dem Motto „Block. Occupy. Disturb“ wird zu vielfältigen Aktionen gegen Rüstungskonzerne, Finanzinstitutionen und weitere Kriegsprofiteure aufgerufen, welche durch Waffenlieferungen oder Investitionen den faschistischen türkischen Staat bei seinen Besatzungsplänen in Kurdistan unterstützen.

Selbstbewusst kündigt Riseup4Rojava an: „Wir werden die Orte militärischer, diplomatischer und wirtschaftlicher Zusammenarbeit mit dem türkischen Faschismus in unseren Ländern besetzen, stören und blockieren!“

Einfach den Nachschub kappen

Die Kampagne bezieht sich in ihrem Aufruf auch auf die deutsche Internationalistin Andrea Wolf. Die Guerillakämpferin Andrea Wolf, die 1998 im Kampf gegen die türkische Armee gefallen ist, schrieb in einem in den Bergen Kurdistan verfassten Brief am 1. Mai 1997:

„Ich würde mir wünschen, dass es in den Metropolen Bewegungen gäbe, die diesen Krieg angreifen, unmöglich machen würden. Einfach den Nachschub kappen.“

Im Aufruf zu den Aktionstagen heißt es zu diesem Zitat:

„Seitdem sind 22 Jahre vergangen. 22 Jahre, in denen unzählige Menschen in Kurdistan und der Türkei durch Waffen aus den NATO-Staaten zerbombt und hingerichtet wurden. 22 Jahre, in denen Unternehmen wie Rheinmetall, Lockhead Martin, Leonardo oder SAAB und Banken wie Credit Suise und der deutschen Bank mit dem Tod, dem Elend und der Vernichtung von Menschen Milliarden gescheffelt haben. 22 Jahre, in denen die türkische Armee weiter feuert und die NATO und die westlichen Nationalstaaten dafür die Munition liefern.“

Krieg vor unserer Haustür

Weiter heißt es im Aufruf:

„Denn der Krieg in Kurdistan beginnt nicht irgendwo, sondern vor unserer Haustüre. Er beginnt in den Munitionsfabriken und Waffenschmieden, an den Schreibtischen der Banken und Parteien sowie auf den Konferenzen und Treffen der heuchlerischen Regierungen und der NATO.“

Die Breite der geplanten Proteste und die gegenseitige Bezugnahme über Ländergrenzen hinweg zeigt sich in den vielfältigen Vorbereitungen für die Aktionstage und spiegelt den internationalistischen Charakter der Kampagne Riseup4Rojava wider.

Die Mitgliedsorganisationen der Kampagne planen folgende Proteste:

Großbritannien: Widerstand gegen die Waffenmesse DSEI

„Wenn wir also gegen DSEI mobilisieren, wird Anna in unseren Herzen sein.“ 

In London werden Plan C und das Kurdistan Solidarity Network im Rahmen der Plattform #stopDSEI gegen die DSEI-Waffenmesse mobilisieren. Alle zwei Jahre verwandelt DSEI London in eine zentrale Anlaufstelle für Gewalttaten des Kapitals und weltweiter Staaten und erleichtert regelmäßig den Verkauf illegaler Waffen gemäß internationalen Verträgen. Im Jahr 2015 war Anna Campbell (Hêlîn Qereçox) Teil der #stopDSEI-Mobilisierung. Während türkische Staatsvertreter innerhalb der Messe Verträge für die F-16s aushandelten, wurde Anna Campbell mit weiteren Mitkämpfer*innen am 15. März 2018 in den letzten Tagen der türkischen Militärinvasion in Efrîn, ermordet.

Am Freitag, den 6. September, werden beim #StopDSEI-Klimatag Workshops zur Sozialökologie und zum öko-sozialistischen Paradigma der kurdischen Freiheitsbewegung stattfinden. Am Samstag, den 7. September, wird eine militante Demonstration Solidarität mit der Frauenrevolution von Rojava zum Ausdruck bringen. „Als Internationalist*innen werden wir in Solidarität mit denjenigen Gemeinschaften stehen, die sich versammeln werden, um sich gegen die Waffenmesse DSEI zu wehren. Mit Palästinensern, die gegen die Präsenz der israelischen Rüstungsindustrie auf der Messe protestieren, und gegen die fortgesetzte Genehmigung des Exports von Waffen nach Israel. Und neben Bahrainis und Jemeniten, die darum kämpfen, die britischen Rüstungsexporte an Saudi-Arabien zu beenden“, heißt es von Seiten der Organisatoren. 

Schweden: Proteste gegen SAAB, SCANIA & SSAB

In Schweden mobilisiert Rojava Committees Sweden and Allt Åt Alla für Streikposten, die in mehreren Städten gleichzeitig stattfinden. Diese werden außerhalb der Fabriken und Geschäftszentren der drei wichtigsten schwedischen Militärexporteure in die Türkei, SAAB, SCANIA und SSAB, aufgebaut.

Ziel ist es an möglichst vielen Orten in möglichst vielen Städten zu sein, um Mitarbeiter*innen und Kund*innen über die Unterstützung der Firmenmanagements für Erdoğan und seine dschihadistischen Banden aufzuklären und den Widerstand dagegen zu stärken.

Katalonien: Krieg dem Krieg!

In Katalonien ruft das „Comitee de Resistencia Internacionalista“, ein Zusammenschluss großer katalanischer Organisationen wie der Gewerkschaften CNT und CGT, der Jugendbewegung Arran und der Kurdistan-Solidaritätsstruktur Plataforma Azadi, zum Widerstand auf die Straße gegen  Unternehmen des spanischen Militärkomplexes, welche Flugzeuge, Kriegsschiffe, Radarsysteme und Raketen an das faschistische AKP/MHP-Regime exportieren.

Zudem wird ein öffentliches Diskussionsforum mit Vertreter*innen verschiedener unterdrückter Völker aus der ganzen Welt stattfinden, die gegen Kolonialismus und imperialistischen Krieg kämpfen.

Schweiz: Dem Krieg kein ruhiges Hinterland!

Die Schweizer Widerstandsvernetzung fight4rojava und der Revolutionäre Aufbau Schweiz erklären: „Das politische Ziel und die Grundlage aller Kampagnen, ob Tag X, Aktionstage oder zukünftige Kampagnen, ist es, sich auf die Kräfte in ihrem eigenen Ländern zu konzentrieren, die für den Krieg im Nahen Osten, in Rojava und in den Bergen verantwortlich sind.“

Während der kommenden Aktionstage folgen die Schweizer Organisationen dem Aufruf am 6. September, Blockaden vor militärischen Orten zu errichten. Verschiedene Orte kommen als Ziele in Frage. Am Samstag, dem 7. September, findet in Basel um 15 Uhr eine Demonstration statt, bei der Kräfte aus der gesamten Schweiz - die revolutionäre Schweizer Bewegung, die türkische und die kurdische Bewegung - zusammenkommen und auf die Straße gehen.

Deutschland: Rheinmetall entwaffnen!

Vom 1. bis 9. September findet in Deutschland ein großes Camp gegen Militarismus und insbesondere gegen den deutschen Waffenhersteller Rheinmetall statt, das von einem breiten Spektrum von revolutionären Gruppen, linken Organisationen, Gewerkschaften und der Zivilgesellschaft organisiert wird. An den Vorbereitungen sind Organisationen der Kampagne Riseup4Rojava wie die feministische Kampagne „Gemeinsam Kämpfen“, Radikale Linke Berlin, die Interventionistische Linke und Tatort Kurdistan beteiligt.

Am 6. September wird das Werksgelände von Rheinmetall im niedersächsischen Unterlüß blockiert werden und am 7. September findet eine große Demonstration in Unterlüß statt. Zudem wird es eine Vielzahl von Workshops im Zusammenhang mit dem Kampf gegen die imperialistische Kriegsführung und über die Revolution in Kurdistan geben.

Auch in München werden im Rahmen der Aktionstage am Samstag, den 7. September, Proteste gegen die deutsch-türkische Waffenbrüderschaft stattfinden. Ziel des Protestes ist die große Münchner Mercedes-Filiale. Mercedes beliefert das Erdoğan-Regime mit Militärfahrzeugen. Mit den Fahrzeugen von Mercedes wird in der Türkei, in Kurdistan und in Syrien Krieg gegen die lokale Bevölkerung geführt.

Griechenland: Der türkische Faschismus ist eine Gefahr für die gesamte Region!

Aktivisten in Griechenland mobilisieren zu Demonstrationen und anderen Veranstaltungen im Rahmen der #Riseup4Rojava Kampagne und den internationalen Aktionstagen am 6. und 7. September in vier großen Städten: Athen, Heraklion, Rethimnon und Komotini.

Die Aktionen sollen zum einen ein Ausdruck von Solidarität mit den Völkern von Nordostsyrien sein und zum anderen Aufmerksamkeit gegenüber dem türkischen Faschismus schaffen, dessen Chauvinismus eine Gefahr für die gesamte Region darstellt.

Italien: Von NO-TAV bis Rojava – Unite the Struggles!

In Italien wurde die internationale Kampagne riseup4rojava im „Val de Susa“ im Rahmen des großen Protestcamps NO-TAV präsentiert. NO TAV ist eine große italienische Protestbewegung, die in den frühen 1990er Jahren gegen den Bau von Hochleistungs- und Hochgeschwindigkeitszügen (TAV) entstanden ist. NO-TAV ist einer der größten europäischen Kämpfe gegen Umweltzerstörung und kapitalistische Verwertungslogik. Im Val de Susa wird seit Jahren der lokale Kampf mit weltweiten Bewegungen verbunden.

Auf einer Veranstaltung für riseup4rojava im Protestcamp beteiligten sich Kollektive aus verschiedenen italienischen Städten und es wurde beschlossen, sich gemeinsam dem Aufruf für die internationalen Aktionstage am 6. und 7. September anzuschließen. Einigkeit herrschte in der Diskussion auch darüber, das Gedenken des in Rojava gefallenen Partisanen Lorenzo Orsetti in die Aktionen einzubeziehen.

Seitdem werden in verschiedenen italienischen Städten Vorbereitungen getroffen, die darauf abzielen, die Zusammenarbeit des italienischen Staates und italienischer Firmen wie Leonardo und oder dem Kreditinstitut Unicredit mit der türkischen Regierung aufzudecken und zu stören. Leonardo produziert den Kampfhubschrauber T-129 ATAK. Die Hubschrauber wurden während der Invasion von Efrîn eingesetzt.

Weltweit: Kleine und größere Aktionen in weiteren Ländern

In Frankreich organisieren sich Gruppen in Paris und Lyon für einige Aktionen im September. Poster und Banner werden auch bei der Anti-G7-Mobilisierung im Baskenland präsent sein.

In Brasilien mobilisieren Aktivist*innen mit Postern in den Großstädten Belo Horizonte, Porto Alegre, Brasília, Rio de Janeiro und São Paulo und bereiten eine Demonstration am 6. September vor.

In Quebec, Kanada, schließen sich Aktivistengruppen dem Aufruf zum Handeln gegen die lokale Militärindustrie für den 6. September an.

Beteiligt euch!

Die Kampagne ruft weltweit zur Teilnahme an den Aktionstagen und zur Vorbereitung von kreativen Aktionen auf. Alle, die nicht zu den geplanten Protesten kommen können, fordern die Organisatoren des Aktionstages zu autonomem Handeln in ihren eigenen Ländern, Städten und Gemeinschaften auf, egal ob es sich um große oder kleine Aktionen handelt. Wie Lorenzo 'Orso' Orsetti (Tekoşer Piling), italienischer Internationalist, der in den letzten großen Schlachten gegen den IS fiel, sagte:

„Jeder Sturm beginnt mit einem einzelnen Tropfen. Versucht dieser Tropfen zu sein.“