Şengal: Kollaboration der PDK mit der Türkei

Vor wenigen Tagen wurden vier ezidische Kämpfer der YBŞ bei einem türkischen Luftangriff auf die Şengal-Region getötet. Die türkischen Angriffe dort sind auch Resultat der Kollaboration der südkurdischen PDK mit dem türkischen AKP-Regime.

Letzte Woche griff die türkische Luftwaffe erneut Şengal an. Der Angriff, bei dem ein Kommandant und drei weitere Kämpfer der YBŞ starben, ist nur ein Ereignis in einer Kette von systematischen Attentaten und Angriffen der türkischen Armee auf das von Ezid*innen bewohnte nordirakische Gebiet. Vor den Angriffen der türkischen Armee attackierte der IS die Region und versuchte einen Genozid an der ezidischen Bevölkerung zu vollziehen. So wie sich damals außer der PKK und den YPG und YPJ praktisch keine der politischen und militärischen Kräfte auf die Seiten der Ezid*innen stellten, als der IS versuchte die Bevölkerung abzuschlachten, so protestiert auch heute so gut wie niemand gegen die Angriffe der Türkei. Es ist so, als ob das ezidische Volk zum Abschuss freigegeben wären. Hier sehen wir, welchen moralischen Niedergang diese Welt erlitten hat.

Der türkische Staat greift an, aber die irakische Regierung und die kurdische Regionalregierung schweigen. Der Irak ist im Moment nicht in der Lage, überhaupt etwas zu sagen. Und wenn er etwas sagt, dann wird er nicht ernst genommen. Hat nicht Erdoğan damals zu Haider al-Abadi gesagt, als dieser einen Rückzug der türkischen Truppen aus Başika forderte: „Du bist nicht mein Gesprächspartner, du bist nicht auf meinem Niveau, du bist mir nicht gleich, du bist nicht von der gleichen Qualität wie ich.“

Alle verurteilen die Angriffe der Türkei, aber über die mindestens mitverantwortliche PDK Barzanis verliert niemand ein Wort. Die PDK befördert diese Angriffe. Die PDK bezweckt mit ihrer Unterstützung, die Ezid*innen zur Aufgabe der YBŞ und ihrer autonomen Strukturen und zum politischen Rückzug zu zwingen. Aufgrund dieser üblen Absicht wird die Şengal-Region angegriffen und werden Ezid*innen ermordet.

AKP-Regime stützt sich auf lokale Kollaborateure

Die Bevölkerung von Şengal und den YBŞ nahestehende Kreise sagen, dass sich diese Angriffe auch auf lokale Kollaborateure stützen. Dies war bei der Ermordung des YBŞ-Kommandanten Zerdeşt Şengalî definitiv der Fall. Auch der ezidische Politiker Zekî Şengalî wurde mit Hilfe von Informationen aus der Region ermordet. Zu dieser Zeit wurde bekannt, dass „Parastin“, der Geheimdienst der PDK, mit dem MIT zusammenarbeitet. Diese Kollaboration findet insbesondere auch in der Şengal-Region statt. Die PDK setzt ihre klassische Politik der Liquidierung der Opposition durch andere Kräfte nun auch in Şengal um. Der türkische Staat will seinerseits selbst die Kontrolle über die Şengal-Region gewinnen.

PDK: Durch diktatorische Haltung an die Türkei gebunden

Die PDK duldet nichts Kurdisches jenseits der eigenen Strukturen. Diese Politik und Haltung manifestiert sich überall als Kurdenfeindschaft. Das sehen wir in Rojava. Auch in Nord- und Ostkurdistan wird dies deutlich. Als der Iran in den 80er Jahren die kurdische Bewegung versuchte niederzuschlagen, stellte sich die PDK an die Seite des Mullah-Regimes. Auch in Efrîn war es ähnlich. Der Angriff auf Serêkaniyê und Girê Spî wurde ebenso wie das Besatzungsregime in Efrîn vom ENKS unterstützt, dem von der PDK beherrschten sogenannten Kurdischen Nationalrat. Die Korrespondenz der PDK und mit ihr verbundener Kreise mit dem türkischen Staat über einen gemeinsamen Angriff auf Rojava sind bis in die Presse durchgedrungen und belegen dies. Es liegen auch Briefe vor von Osman Öcalan, der versucht hatte, die PKK durch Verrat zu vernichten. In diesen Briefen versucht er, mit der PDK und dem türkischen Geheimdienst MIT Pläne zur Zerstörung der kurdischen Demokratiebewegung zu schmieden. Unter der Schirmherrschaft der PDK sollten Osman Öcalan und Nizamettin Taş ein Agentennetzwerk gegen die PKK in der Türkei aufbauen. Dazu hatten sie sich mehrfach mit dem MIT getroffen. Die von der PKK verhafteten hochrangigen MIT-Agenten bestätigten diese Treffen, erklärten aber, dass sie dieses Vorhaben nicht ernst genommen hätten, da weder PDK noch die beiden Verräter über einen solchen Einfluss verfügten.

Die Zusammenarbeit zwischen der PDK und der Türkei hat eine lange Tradition, die tief verwurzelt im Charakter der Feudalpartei liegt. Es heißt, es habe auch Absprachen zwischen der PDK und dem IS in Bezug auf einen Angriff auf die Şengal-Region gegeben. Der IS hatte während seines Vormarschs auf Hewlêr erklärt, die PDK habe sich nicht an ihr Wort gehalten. Es besteht weiterhin Klärungsbedarf, was der IS damit gemeint hat.

PDK will Selbstverwaltung in Şengal schwächen

Heute arbeitet die PDK gegen die YBŞ, die PADÊ und die autonome ezidische Selbstverwaltung und ihre Räte in der Şengal-Region. Sie versucht diese zu schwächen und ihren eigenen Einfluss auszubauen. Die PDK denunziert diejenigen, die Sympathie für die radikaldemokratischen Ideen Abdullah Öcalans hegen, genau wie die Türkei als ‚Terroristen.‘ Sie werden in Şengal und in Rojava als Angriffsziele für den türkischen Staat markiert. Wenn die PDK politische Beziehungen nach Europa, in die USA, nach Russland oder zu anderen politischen Kräften aufbaut, versuchen sie auch die YPG, PYD und YBŞ zu diffamieren und zu isolieren, indem sie diese als PKK bezeichnet. Bei allen Gesprächen mit dem Irak sagt sie, die YBŞ sei die PKK. Sie will davon profitieren und die irakische Regierung unter Druck zu setzen. Es ist klar, hinter den Angriffen auf die Şengal-Region steht die PDK. Natürlich ist der türkische Staat kurdenfeindlich. Jede Religion außer dem sunnitischen Islam wird als Feind betrachtet. Dieser Staat benutzt die Religion als Machtmittel, ist aber im Kern ein Feind der Menschheit.

Kurdische Einheit als Mittel gegen Kollaboration

Die Kurd*innen sprechen gerade überall von „kurdischer Einheit.“ Diese Einheit ist mittlerweile ein Wunsch aller Kurd*innen geworden. Abgesehen von der PDK ist die Mehrheit der politischen Bewegungen bereit, diese Aufgabe anzugehen. Die Politik der PDK und ihre Kollaboration mit den Kurdenfeinden unterläuft diese Arbeit. Einen Kongress oder eine Plattform zu Vereinigung aufzubauen, ist im Moment das Wichtigste, um die Kollaboration zu stoppen. Denn das Bestreben nach Einheit richtet sich ja genau gegen solch ein schädliches Verhalten. Es geht dabei um demokratische Beziehungen zwischen den verschiedenen politischen kurdischen Kräften. Ein Nationalkongress wird sich hauptsächlich um eine gemeinsame Strategie und eine gemeinsame Diplomatie drehen. Auf diese Weise wird Schluss damit sein, dass sich die politischen Parteien gegenseitig schädigen und gegeneinander arbeiten. Ob sich allerdings die PDK an einer solchen Arbeit beteiligen wird, bleibt zu bezweifeln.  

Es ist jetzt wichtig herauszufinden, wer in Şengal auf welche Weise mit dem türkischen Staat kollaboriert. Sonst gehen diese Angriffe weiter.