Syrische Stämme rufen Regime zum Dialog auf

In Rojava hat ein Dialogforum der Stämme der Cizîrê-Region stattgefunden. Das Regime in Damaskus wurde aufgefordert, für die Lösung der Krise mit dem Demokratischen Syrienrat in einen Dialog zu treten.

Unter der Schirmherrschaft des Komitees der Meinungsführer Nord- und Ostsyriens hat in Qamişlo ein Dialogforum der Stämme der Cizîrê-Region stattgefunden. Unter dem Motto „Nein zur türkischen Bedrohung in Nordsyrien – Ja für ein sicheres Syrien“ tauschten sich am Samstag mehr als 500 Würdenträger und Vertreter arabischer, kurdischer, assyrischer und armenischer Stämme mit Repräsentant*innen der Autonomieverwaltung, Politiker*innen, Intellektuellen und Geistlichen über sicherheitspolitische Aspekte und Herausforderungen im Zusammenhang mit den Drohungen der Türkei, die selbstverwalteten Gebiete Rojavas zu besetzen aus und sprachen über die Gefahr, welche die Drohungen Ankaras für die von 34.000 Gefallenen erkämpften demokratischen Errungenschaften der Region darstellt. In zahlreichen Redebeiträgen wurde auf die neoosmanischen Ambitionen der Türkei hingewiesen, syrisches Territorium an das eigene Staatsgebiet einzuverleiben und die Ressourcen des Landes auszubeuten. Ankara sehe im demokratischen System der Region zudem das Ende seiner Diktatur und setze unter dem Vorwand, die selbstverwalteten Gebiete stellten eine Gefahr für die türkische Sicherheit dar, auf Aggression, um die innenpolitische und ökonomische Krise von der Agenda der eigenen Bevölkerung und der Nachbarländer zu streichen. Nationalismus und Verweigerungspolitik liege in der Natur des türkischen Staates, hieß es weiter.

Als abschließendes Positionspapier der Teilnehmenden hat das Dialogforum der Stämme eine Deklaration veröffentlicht:

 

„Wir sind hier im Rahmen des Dialogforums zusammengekommen, um der internationalen Öffentlichkeit zu veranschaulichen, dass die Drohungen der Türkei nicht neu sind und im Kontext früherer Drohungen stehen. Darüber hinaus steht die Aggression gegen Nord- und Ostsyrien im Widerspruch gegen die Souveränität Syriens sowie einschlägige internationale Konventionen. Die vom türkischen Regime für einen Einmarsch vorgebrachten Argumente sind unbegründet und folglich zurückzuweisen. Wir stellen keine Bedrohung für die nationale Sicherheit der Türkei dar. Im Gegenteil – der türkische Staat bedroht bereits seit dem Widerstand von Serêkaniyê im Jahr 2012 unsere Region.

Deshalb rufen wir von Horan bis Qamişlo die Völker Syriens dazu auf, gemeinsam der türkischen Aggression, die eine Gefahr für uns alle darstellt, entgegenzutreten. Von den Vereinten Nationen, dem UN-Sicherheitsrat, der Arabischen Liga, der Organisation für Islamische Zusammenarbeit und allen Menschenrechtsorganisationen fordern wir, ihrer Verantwortung nachzukommen und sich dafür einzusetzen, dass die türkische Besatzung in Dscharablus, al-Bab, Azaz, Idlib, Hama, Latakia und Efrîn beendet wird. Die von den USA geführte internationale Anti-IS-Koalition, mit der wir gemeinsam gegen den Terror kämpfen, laden wir dazu ein, dem IS einen schweren Schlag zu versetzen, da es die Terroristen sind, die großen Nutzen aus den türkischen Invasionsdrohungen ziehen. Die Regierung in Damaskus fordern wir auf, einen aufrichtigen und verantwortungsvollen Dialog mit dem Demokratischen Syrienrat (MSD) aufzunehmen, um die Syrienkrise zu lösen, jegliche Versuche, welche die Sicherheit unseres Landes gefährden, zu unterbinden und eine angemessene Rückkehr unserer geflohenen Bürger nach Syrien zu gewährleisten.

Schließlich erneuern wir unser Versprechen, den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) beizustehen und sie gegenüber den Aggressoren zu unterstützen. Die QSD sind unsere Brüder und Schwestern, dank ihnen leben wir in Sicherheit und Stabilität. Wir sind stolz auf das gemeinschaftliche Leben auf der Grundlage der Geschwisterlichkeit der Völker in unserem geliebten Syrien.“