Schweden will Zusammenarbeit mit Nordostsyrien vertiefen

Der QSD-Kommandant Mazlum Abdi und Bedran Çiya Kurd vom Selbstverwaltungsrat Nord- und Ostsyriens haben mit dem schwedischen Verteidigungsminister Peter Hultqvist Beratungen zur Vertiefung der Zusammenarbeit auf sicherheitspolitischer Ebene geführt.

Der Generalkommandant der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), Mazlum Abdi, und der stellvertretende Ko-Vorsitzende des nordostsyrischen Selbstverwaltungsrats, Bedran Çiya Kurd, haben sich per Videokonferenz mit dem schwedischen Verteidigungsminister Peter Hultqvist zur Lage in den Autonomiegebieten beraten. Auf der Tagesordnung standen Themen wie die Sicherheit und Stabilität in Nord- und Ostsyrien, humanitäre Fragen und Ansatzpunkte zur Vertiefung der Zusammenarbeit auf sicherheitspolitischer Ebene.

Frieden und Stabilität ohne Angst

Mazlum Abdi betonte die dringende Notwendigkeit einer langfristigen Lösung für Syrien. Das, was die Bevölkerung bräuchte, sei Frieden und Stabilität ohne Angst. Eine konkrete Unterstützung durch Hilfsprojekte würde zudem zur Reduzierung des Einflusses der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) beitragen. Abdi informierte Schwedens Verteidigungsminister zudem ausführlich über die Ergebnisse der humanitäre Sicherheitsoperation im Flüchtlings- und Internierungslager Hol. Das Camp mit über 60.000 Menschen, ein großer Teil davon minderjährig, hat sich zu einer gefährlichen Brutstätte des IS entwickelt, weil dort eine neue Generation von Dschihadisten heranwächst. Seit Ende März gehen die QSD gezielt gegen Zellenstrukturen der Miliz vor, die die Reorganisierung des IS in dem Camp vorantreiben. Rund 200 Islamisten wurden bereits gefasst.

Bemühungen für Rückführungen in Herkunftsländer

„Es gibt darüber hinaus intensive Bemühungen bei unseren Nachbarn und westlichen Länder zu bewirken, alle ihre in Hol internierten Staatsangehörigen zurückzunehmen. Denn es handelt sich um eines der überfülltesten und gefährlichsten Lager im gesamten Nahen Osten”, sagte Abdi. Der schwedische Verteidigungsminister Peter Hultqvist unterstrich in diesem Zusammenhang, dass der IS nicht am Ende sei. „Vermutlich würde die Miliz in einer noch extremeren Form zurückkehren, wenn sie die Möglichkeit dazu hätte.” Die internationale Koalition müsse wirksamer gegen die Terrororganisation vorgehen und „neue Vorgehensweisen“ finden, um „bessere Ergebnisse“ im Kampf gegen den IS zu erzielen, forderte Hultqvist.

Spitzenreiter unter den Ländern mit den meisten Rückführungen von IS-Mitgliedern aus Nord- und Ostsyrien seit 2018 sind Kasachstan (311), Usbekistan (247) und Russland (136) | Quelle: RIC

 

Wiederhergestellte Infrastruktur als Beitrag für IS-Ende

„Die Infrastruktur wiederherzustellen und der Bevölkerung ein sicheres und menschenwürdiges Leben zu ermöglichen, wird wesentlich dazu beitragen, die Organisation zu zerschlagen”, fügte der Politiker der sozialdemokratischen Partei Schwedens hinzu. Zudem betonte er die Notwendigkeit der Rückführung von ausländischen Dschihadisten in ihre Herkunftsländer – obgleich Schweden selbst bisher nur sieben Repatriierungen zugestimmt hat. In allen Fällen handelte es sich um die Kinder von IS-Mitgliedern mit schwedischer Staatsbürgerschaft, die in Syrien ums Leben gekommen sind. Mindestens 113 Staatsangehörige des skandinavischen Landes befinden sich weiterhin in Camp Hol.

Finanzielle Mittel für einen umfassenden Wiederaufbau nötig

Bedran Çiya Kurd legte den Fokus auf die ernormen Herausforderungen beim Wiederaufbau, vor denen Syrien nach zehn Jahren Krieg steht, und die über die Erneuerung von Infrastruktur und Wohnraum hinausgingen. Die internationale Staatengemeinschaft müsse endlich Mittel für einen umfassenden Wiederaufbau des Landes zur Verfügung stellen. Dringende Unterstützung sei aktuell vor allem bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie erforderlich, forderte Kurd. Schweden und die Selbstverwaltung wollen die Gespräche fortsetzen. Beide Seiten seien sich einig, dass die bilateralen Beziehungen und bestehende Unterstützungsmechanismen in militärischen, politischen und humanitären Fragen noch weiter ausgebaut werden müssten.