Kurdische Politikerin Aysel Doğan in Deutschland verstorben

Die kurdische Politikerin Aysel Doğan ist nach langjähriger Krebserkrankung in einem Krankenhaus in Deutschland verstorben.

Aysel Doğan ist nach langjähriger Krebserkrankung in einem Krankenhaus in Deutschland verstorben. Die kurdische Politikerin war Mitglied der Friedensgruppe, die 1999 auf den Aufruf von Abdullah Öcalan aus Europa in die Türkei eingereist ist. Die gesamte Delegation wurde in der Türkei verhaftet, Aysel Doğan verbrachte 17 Jahre ihres Lebens im Gefängnis.

Aysel Doğan ist 1953 in Dersim geboren und engagierte sich in ihrer Jugend für die verfassungsrechtliche Anerkennung der kurdischen Identität. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Lehrerin. Zur Zeit des Militärputsches von 1980 wurde sie diverse Male festgenommen und gefoltert. Sie war jahrelang ohne Gerichtsverhandlung inhaftiert.

1991 kandidierte sie als unabhängige Politikerin in Dersim für einen Sitz im türkischen Parlament. Obwohl sie die meisten Stimmen in der Region erhielt, scheiterte ihr Werdegang als Abgeordnete am Wahlgesetz. Aufgrund ihrer Aktivitäten in Dersim geriet sie ins Visier des JITEM und bekam Morddrohungen. Daraufhin verließ sie die Türkei und ging nach Deutschland, wo sie sich weiter politisch im kurdischen Befreiungskampf engagierte.

1999 reiste Aysel Doğan im Zuge des von Abdullah Öcalan auf der Gefängnisinsel Imrali angeregten Prozesses für den Beginn von Friedensverhandlungen als Mitglied der Friedensgruppe aus Europa in die Türkei. Bei der Einreise wurde sie verhaftet und zu zehn Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Nach ihrer Entlassung 2009 kehrte sie nach Dersim zurück und gründete dort eine alevitische Akademie. Der Verein setzte sich mit Glaubensfragen und der alevitischen Kultur auseinander und unternahm vielfältige Aktivitäten für den Erhalt des Ökosystems und der heiligen Stätten in Dersim.

2011 wurde Aysel Doğan im Rahmen der „KCK-Operationen“ erneut verhaftet und zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt. 2012 nahm sie an einem Massenhungerstreik gegen die Isolation von Abdullah Öcalan teil. 2014 wurde ihr Verfahren neu aufgerollt und 2015 wurde sie aufgrund ihrer fortschreitenden Krebserkrankung aus dem Gefängnis in Amed freigelassen. Sie ging zurück nach Dersim und setzte ihre dortige Arbeit bis zur Ausreise nach Deutschland fort.