Die Krise zwischen den USA und der Türkei

Infolge des Inkrafttretens der US-Sanktionen gegen die Türkei hat die türkische Währung große Wertverluste erlitten. Erdoğans Aussagen und Gegenmaßnahmen vertiefen die Krise zusätzlich.

F-35 Verkauf gestoppt: Mit der Unterzeichnung des Verteidigungsetats für das Jahr 2019 hat die USA vorerst den Verkauf der F-35 Kampfjets an die gestoppt. Demnach muss das Pentagon binnen 90 Tagen einen Lagebericht zu den türkisch-amerikanischen Beziehungen vorlegen. Bis dieser Bericht präsentiert wird, liegen der Kampfjet-Deal mit Ankara auf Eis.

Sanktionen gegen zwei Minister: Bereits in den letzten Jahren war eine Abwärtsspirale in den Beziehungen zwischen den USA und der Türkei zu erkennen. Gründe hierfür gibt es viele: die unterschiedlichen Positionen im Syrienkonflikt, die Unterstützung islamistischer Banden durch Ankara, die Folgen des ominösen Putschversuchs 2016 und zuletzt der Streit um die Festnahme des US-Pastors Andrew Brunson. Dabei sind die von Ankara erhobenen Vorwürfe gegen Brunson besonders merkwürdig: Er soll sowohl für die Organisation des ehemaligen AKP-Partners Fethullah Gülen als auch für die PKK gearbeitet haben. Nachdem klar geworden ist, dass Brunson nicht freigelassen, sondern unter Hausarrest gestellt wird, traten die US-Sanktionen gegen die Türkei in Kraft. So wurden zum 1. August die Vermögen der türkischen Innen- und Justizminister in den USA eingefroren und US-Bürgern wurde verboten, mit diesen beiden Personen Geschäfte zu machen.

Wirtschaftliche Sanktionen: Am 10. August hatte US-Präsident Trump Strafzölle auf Stahl und Aluminium aus der Türkei verhängt. Auf Twitter verkündete er: „Ich habe gerade eine Verdoppelung der Zölle auf Stahl und Aluminium hinsichtlich der Türkei bewilligt. Unsere Beziehungen zur Türkei sind derzeit nicht gut."

Wertverfall der türkischen Lira: Nach dieser Ankündigung beschleunigte sich der Wertverfall der türkischen Währung. Der vorläufige Höhepunkt wurde am vergangenen Freitag erreicht, als die Lira bis zu 16 Prozent an Wert gegenüber dem Dollar einbüßte. Diese dramatischen Verluste führten auch zu sinkenden Börsenwerten in Hong Kong, Tokio, Frankfurt, London und Paris.

Gegenmaßnahmen vertiefen die Krise: Um Herr der Lage zu werden, wurde breitspurig ein neues Wirtschaftsmodell in Ankara angekündigt. Der Maßnahmenplan, der am 13. August vom türkischen Finanzminister Berat Albayrak verkündet wurde, sieht vor, die türkischen Banken vor Liquiditätsengpässen zu schützen. Mit dieser Ankündigung sollte Ruhe in den Markt gebracht werden. Die gewünschten Ergebnisse ließen allerdings zunächst auf sich warten.

Die Provokationen Erdoğans: Weniger besonnen reagierte der türkische Präsident Erdoğan auf die angespannte Lage. Er warf den USA vor, sein Land von hinten erdolchen zu wollen. Es handele sich um ein Komplott gegen seine Regierung. Mit Aussagen wie diesen sorgte der Präsident höchstpersönlich dafür, dass die ersehnte Ruhe auf dem Devisenmarkt ausblieb.