Demonstration gegen Erdoğan in Köln startet an Deutzer Werft

Neben der bereits angekündigten Großdemonstration unter dem Motto „Erdogan not welcome“ in Berlin am 28. September ab 16 Uhr am Potsdamer Platz, wurde nun auch eine Großdemonstration für den 29. September in Köln angemeldet.

Die Proteste gegen den Besuch des türkischen Präsidenten Erdoğan in der nächsten Woche in Deutschland nehmen immer konkretere Formen an. Neben der bereits angekündigten Großdemonstration unter dem Motto „Erdogan not welcome“ in Berlin am 28. September ab 16 Uhr am Potsdamer Platz, wurde nun auch eine Großdemonstration für den 29. September in Köln angemeldet.

Das Kölner Bündnis „Erdogan not welcome – keine schmutzigen Deals mit der Türkei!‘ veröffentlichte heute ihren offiziellen Aufruf. Demnach wird die Großkundgebung in Köln um 10.00 Uhr auf der Deutzer Werft beginnen. Um 12.00 Uhr soll dann die Demonstration durch die Kölner Innenstadt starten, die auf der Deutzer Werft ab 14.00 Uhr mit einer Abschlusskundgebung enden wird. Wie bei der „Erdogan not welcome“-Demo in Berlin werden auch für die Demonstration in Köln über 10.000 Teilnehmer erwartet.

Das Kölner Bündnis erklärt in seiner Stellungnahme zu den Forderungen der Demonstration, dass „statt Erdoğan zu hofieren, die deutsche Regierung den Aktivitäten des türkischen Geheimdienstes hier in Deutschland Einhalt gebieten, sowie die Repression, Verfolgung und Kriminalisierung türkischer und kurdischer oppositioneller Organisationen und Einrichtungen durch die deutschen Behörden unverzüglich beenden soll“.


Aufruf zur Kölner Demonstration:

Erdoğan not welcome – keine schmutzigen Deals mit der Türkei!

„Köln zeigt Haltung“ beim Besuch des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan

Auf Einladung des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier wird der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan am 28. und 29. September zu einem zweitägigen Besuch in Berlin und Köln erwartet und mit allen Ehren empfangen.

Weder die Kölnerinnen und Kölner, noch die Stadt Köln haben den Staatspräsidenten Erdoğan nach Köln eingeladen. Warum auch? Wir wollen keinen Despoten in unserer Stadt.

Unser Protest richtet sich nicht gegen die Menschen mit türkischen Wurzeln, die mit uns gemeinsam in Köln leben, er richtet sich nicht gegen die Türkei oder den Islam.

Der Besuch Erdoğans in Köln wird vielmehr Anlass zum Protest für all diejenigen sein,

  • die sich in der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei für Demokratie, Frieden, Freiheit, soziale Verbesserungen für alle und eine solidarische Gesellschaft einsetzen

  • die den zynischen Flüchtlingsdeal zwischen der Türkei und der Bundesrepublik, der Flüchtlinge in riesige Lager einpfercht und eine Flucht verhindert, beenden wollen.

  • die den bundesdeutschen Waffenexport an die Türkei für ihren Krieg gegen die Kurd*innen, den Irak und gegen Rojava (Demokratische Föderation Nordsyrien) stoppen wollen

  • die sich in beiden Ländern gegen Nationalismus, Rassismus und eine Rechtsentwicklung (s. auch u. Kasten) engagieren

Als Erdoğan zuletzt 2014 öffentlich in Köln auftrat, gingen über 50.000 Menschen dagegen auf die Straße. Ob die Kriegspolitik gegen die Kurd*innen, die völkerrechtswidrige Besetzung Afrins in Nordsyrien, die fast vollendete Abschaffung der parlamentarischen Demokratie und Gewaltenteilung, die zunehmende Unterdrückung von Frauen, die Zerschlagung von Arbeitnehmerrechten, die Verfolgung oder Inhaftierung kritischer Journalist*innen, Wissenschaftler*innen, Gewerkschafter*innen und oppositioneller Politiker*innen, die Unterdrückung von kulturellen und religiösen Gruppen, die Hetze und Gewalt gegen Homo-, Bi- und Transsexuelle – die Gründe, gegen den Autokraten Widerstand zu leisten und sich mit der „anderen Türkei“ zu solidarisieren, sind seit dem letzten Besuch Erdoğans nur noch mehr geworden.

Nun versucht die türkische Regierung erneut, die Unterstützung und Legitimation der Bundesregierung für ihre Kriegspolitik nach innen und außen zu gewinnen. Es ist abzusehen, dass auch dieses Mal Waffenverkäufe abgesegnet, Kredite zugesagt und Investitionen in der Türkei vereinbart werden. Der Besuch des deutschen Wirtschaftsministers Peter Altmaier samt 80-köpfiger Entourage Ende Oktober in der Türkei passt da ins Bild. Menschenrechte sind Nebensache. Die Bundesregierung hofiert den Despoten vor allem wegen seiner Türsteherfunktion für die EU bei der Migrationsabwehr. Hier werden Flüchtlinge bekämpft, um von einer Wirtschafts- und Außenpolitik abzulenken, die Fluchtursachen produziert.

In der Türkei Erdoğans werden Oppositionelle, kurdische Politiker wie die ehemaligen Co – Parteivorsitzenden der HDP, Selahattin Demirtaş und Figen Yüksekdağ, Akademiker, Journalisten, Intellektuelle wie z.B. Osman Kavala, verhaftet, suspendiert oder per Interpol-Haftbefehl sogar international gejagt – wie der Kölner Doğan Akhanlı während seines Urlaubs in Spanien im August letzten Jahres.

Das Schicksal, welches den prominenten Geiseln Aslı Erdoğan, Deniz Yücel und Meşale Tolu widerfahren ist, erleiden neben Hunderttausenden anderer, aktuell auch sieben bundesdeutsche Staatsbürger, darunter auch Kölner.

Statt Erdoğan zu hofieren, sollte die deutsche Regierung den Aktivitäten des türkischen Geheimdienstes hier in Deutschland Einhalt gebieten, der hier politisch aktive Menschen bedroht, sowie die Repression, Verfolgung und Kriminalisierung türkischer und kurdischer oppositioneller Organisationen und Einrichtungen durch die deutschen Behörden unverzüglich beenden.

Insbesondere die deutschen Waffenexporte befördern die negativen Entwicklungen in der Türkei. Sie müssen daher umgehend und vollständig gestoppt werden.

Statt mit Hermes Bürgschaften abgesicherter Investitionen zur Stabilisierung des System Erdogan beizutragen fordern wir die Verhängung politischer und wirtschaftlicher Sanktionen, solange die Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit in der Türkei nicht hergestellt und die politischen Gefangenen nicht freigelassen worden sind.

Die repressive Politik der EU gegenüber Geflüchteten ist auf die Politik Erdoğans angewiesen, sowie Erdoğan auf die Unterstützung der EU im Kampf gegen die Zivilgesellschaft in der Türkei angewiesen ist.

Wir setzen gegen die schmutzigen Deals beider Regierungen auf Widerstand und die Solidarität der Zivilgesellschaft in beiden Ländern!

Wir werden in Köln unserem Protest gegen den Staatsbesuch des Autokraten Erdoğan Ausdruck verleihen. Wir akzeptieren nicht, dass die deutsche Bundesregierung in unserem Namen einen Diktator willkommen heißt und seine antidemokratische und militaristische Politik damit legitimiert.

Samstag, 29. September 2018 ab 10 Uhr: Großkundgebung auf der Deutzer Werft

11 Uhr: Eröffnung, 12 Uhr: Demonstration durch die Kölner Innenstadt

Ab 14 Uhr Abschlusskundgebung auf der Deutzer Werft- Köln


Es wird am 29.9. eine weitere Demonstration gegen Rassismus und Nationalismus in Köln geben, die wir unterstützen. Nach den großen Demos zu „Seebrücke“ und am 16.9. für eine solidarische Flüchtlingspolitik wollen wir in Köln auch am 29.09. durch eine große zivilgesellschaftliche Mobilisierung Haltung zeigen. An dem Tag rufen Leute aus dem Umfeld des „Begleitschutzes Köln“ zu einer Kundgebung am Breslauer Platz auf. Es ist das gleiche Milieu, das als selbsternannte Bürgerwehr schon im Januar 2016 Menschen mit Migrationshintergrund und islamischen Glaubens am Kölner Hauptbahnhof jagte. Jetzt versuchen sie, die Ereignisse in Chemnitz und Köthen zu instrumentalisieren. Diesem Versuch wollen wir entgegentreten. Bilder wie aus Chemnitz werden wir hier nicht zulassen.


Kommt zur Kundgebung von Köln gegen Rechts: Samstag 29.09. – 15h – Breslauer Platz

Dem rechten Mob nicht die Straße überlassen

Kölner Bündnis „Erdoğan not welcome – keine schmutzigen Deals mit der Türkei!“