Berichte von Überlebenden eines Luftangriffs

Nachdem die Stellung von fünf Guerillakämpfern in der südkurdischen Region Besta aufgeflogen war, wurde sie von der türkischen Luftwaffe bombardiert. ANF hat mit Überlebenden des Luftangriffs gesprochen.

Am 13. Mai 2020 griff die türkische Luftwaffe die Region Besta im südlichen Teil von Botan an. In der zweitägigen Operation konnte die türkische Armee die Stellung einer Guerillaeinheit ausmachen und griff diese mit Kampfhubschraubern an. Dabei sollen nach staatlichen Angaben sieben Guerillakämpfer gefallen sein. Ein Großteil der Einheit hat den Angriff jedoch überlebt. In dieser Einheit waren die Kämpfer Adil, Zagros und Êrîş – die drei überlebten den Luftangriff ohne jede physische Verletzung und berichten gegenüber ANF über ihr Erleben der Situation.

Spitzel unter den Nomaden

Êrîş Cûdî erinnert sich: „In dieser Nacht hatten wir Mangas (Bezugsgruppen) von fünf Personen gebildet. In dem Gebiet waren Nomaden unterwegs. Den ganzen Tag kreisten Aufklärungsflugzeuge. Aber sie hatten nicht die Möglichkeit, unsere Stellungen zu ermitteln, denn wir verließen unsere Mangas nicht. Es war uns jedoch nicht bekannt, dass es unter den Nomaden Spitzel gab, die unseren Aufenthaltsort feststellen und weitergeben konnten.“

Die Mangas wurden bombardiert

Zagros Cûdî berichtet über den Luftangriff: „Die Flugzeuge kamen gegen 20.15 Uhr und bombardierten unsere Mangas. Nach den Bombeneinschlägen gab es ein kleines Durcheinander, aber binnen Sekunden sammelten wir uns wieder. Wir sprachen uns an und versuchten herauszufinden, wer noch lebt. Als ich Dijwar und Adil rief, sah ich, wie sich Êriş darum bemühte, den am Eingang eingeklemmten Harûn zu retten. Ich rief ohne Pause nach den beiden Freunden. Später haben wir erfahren, dass die beiden Freunde die Manga vor uns verlassen hatten. Wir drei entfernten uns in der Sorge, dass es Gefallene gegeben haben könnte, von dem Ort. Ab einem bestimmten Ort entfernte sich auch Harûn von uns dreien.“

Alle haben überlebt

Der Kämpfer Adil spricht über seine Rettung: „Dijwar holte mich unter den Trümmern hervor. Er war sehr ruhig. Er sorgte dafür, dass ich herauskam. Ich hörte die Stimmen der Freunde Êriş, Harûn und Zagros. Ich hatte sie ein paarmal gerufen. Als ich begriff, dass sie mich nicht gehört hatten, entfernte ich mich sofort in der Dunkelheit von dort. Ich wusste nun, dass einschließlich Dijwar alle Freunde leben. Nachdem wir die Manga verlassen hatten, trennten wir uns.”

Der Guerillakämpfer Êrîş erzählt weiter: „Heval Harûn war von großer Gestalt. Er war in allem erfahren. Nachdem wir ihn herausgeholt hatte, entfernten wir drei uns mit ihm binnen Sekunden von der Manga. Harûn verließ uns an einem bestimmten Punkt ebenfalls. Ich hatte ihm noch hinterhergerufen, er solle dort nicht hingehen, aber er ging. Ich sah, dass er in Richtung Besta Hincê ging. Nach einer Weile griffen die Hubschrauber und Flugzeuge den Ort, an dem er sich befand, an.“

Das Band der Genossenschaftlichkeit

Die Kämpfer Sabir Sîpan und Egîd Rojhilat versuchten zum Ort der Bombardierung vorzudringen, um verletzte Guerillakämpfer zu retten. Adil sagt über die beiden: „Das, was die Guerilla auf den Beinen hält und stärkt, sind die Verbindungen der Genossenschaftlichkeit. Egîd und Sabir wurden zum Beispiel dieser Genossenschaftlichkeit in der PKK, indem sie versuchten, uns zu retten und dabei ihr Leben gaben. Sie waren selbst an einem anderen Punkt stationiert. Als sie sahen, dass unsere Stellung aus der Luft angegriffen wird, haben sie sich sofort in Bewegung gesetzt. Wir versprechen unseren mutigen gefallenen Genossen Sabir und Egîd, dass wir den Feind früher oder später aus unserem Land werfen werden.“