Prozess um Tod von Kemal Kurkut vertagt

Der Prozess um den Tod des 23-jährigen kurdischen Studenten Kemal Kurkut, der 2017 am Rande der Newroz-Feierlichkeiten in Amed von einem Polizisten erschossen wurde, ist erneut vertagt worden.

Der Prozess um den Tod des kurdischen Studenten Kemal Kurkut ist ohne mündliche Verhandlung vertagt worden. Das zuständige Gericht in Amed (Diyarbakir) begründete seine Entscheidung mit der aktuellen Corona-Krise. Die Verhandlung wurde um mehr als zwei Monate nach hinten auf den 16. Juni verlegt.

Der 23-jährige Musik-Student Kemal Kurkut wurde am 21. März 2017 am Rande der traditionellen Newroz-Feierlichkeiten in Amed von einem Polizisten erschossen. Noch am Abend lancierten türkische Medien eine Erklärung des örtlichen Gouverneurs, dem zu Folge es sich bei Kurkut um einen „Selbstmordattentäter“ handelte, der gerufen haben soll: „In meiner Tasche ist eine Bombe, ich sprenge euch alle in die Luft“. Anschließend hätte er sich mit einer Tasche und einem Messer in der Hand der Durchsuchung entzogen und versucht, in die Menge zu laufen. Bevor er diese habe erreichen können, wäre er mit Schüssen durch die Polizei gestoppt worden, so die offizielle Erklärung. Die tödliche Kugel traf Kurkut in der Nähe des Herzens.

Zwei Tage später veröffentlichte die mittlerweile verbotene Nachrichtenagentur DIHA Bilder des Fotojournalisten Abdurrahman Gök, die einen anderen Hergang der Ereignisse belegten. Gök hatte acht Mal auf den Auslöser gedrückt und das Geschehene dokumentiert.

Demnach wurde Kemal Kurkut durchsucht. Auf den Bildern ist er zur Hälfte entkleidet und ohne jegliches Gepäck zu sehen, in einer Hand trägt er eine kleine Pet-Flasche Wasser. In der anderen hält er zwar ein Messer, allerdings ohne damit irgendeine drohende Handlung zu vollziehen. Als es zur Diskussion kommt und er sich durch Flucht zu entziehen versucht, wird er von einem Polizisten, der etwa drei bis vier Meter von ihm entfernt steht, hinterrücks niedergeschossen. Der junge Mann wird verletzt, hält sich die Verletzung mit der Hand, läuft aber weiter. Nach zehn bis fünfzehn Metern bricht er zusammen. Im Krankenhaus verstirbt er.

Der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter Polizisten Yakup Şenocak wurde im Dezember 2017 eröffnet. Die Anklage geht von einem „bedingten Tötungsvorsatz“ aus. Seit Prozessauftakt kommt das Verfahren kaum voran, allem Anschein nach soll es verschleppt werden. Die Praxis der Straflosigkeit für staatliche Morde an Kurden hat Tradition und verfestigt sich in der Türkei zu einer Kultur.