Provokation von IS-Frauen in Camp Hol

Anhängerinnen der Terrormiliz „Islamischer Staat“ haben im nordsyrischen Internierungslager Hol einen kurzen Marsch durchgeführt und dem Dschihad ihre Treue geschworen. Die weiblichen Islamistinnen agieren immer selbstbewusster.

Die weiblichen Anhängerinnen der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) im Lager Hol (al-Haul) im Nordosten von Syrien provozieren immer mehr Handlungsbedarf. Am Sonntag marschierten die im Bereich 7 internierten Islamistinnen kurzzeitig mit ihren schwarzen Fahnen auf, um dem Dschihad ihre Treue zu schwören. Dabei skandierten sie immer wieder den „Takbir“ (Allah ist am größten). Szenen mit Kindern, die es ihren verschleierten Müttern nachtaten, wurden nun von der in Rojava ansässigen Nachrichtenagentur ANHA veröffentlicht. Die Bilder wirken verstörend und lassen den Gedanken aufkommen, dass in Hol eine neue IS-Generation heranwächst, die von der internationalen Staatengemeinschaft vollkommen ignoriert wird.

Quelle: ANHA

Statt sich dem IS-Problem in globaler Verantwortung anzunehmen, liegt die gesamte Last sowohl in wirtschaftlicher und logistischer, als auch sicherheitspolitischer Hinsicht allein auf den Schultern der Autonomieverwaltung und der Völker Nordostsyriens – trotz der Hauptlast, die bereits im Kampf gegen die Terrormiliz getragen wurde: 52.000 Quadratkilometer Syriens konnten von den QSD (Demokratische Kräfte Syriens) im Rahmen ihrer Offensive „Gewittersturm Cizîrê“  von der IS-Herrschaft befreit werden. 11.000 Menschen starben dabei, 21.000 Kämpferinnen und Kämpfer wurden verletzt.

Die Demonstration der IS-Frauen im Hol-Camp wurde von Kräften der Inneren Sicherheit (Asayîş) frühzeitig aufgelöst. Mehrere Frauen seien festgenommen worden, teilte der Asayîş mit. Der heutige Vorfall zeigt einmal mehr, dass die Islamistinnen immer selbstbewusster agieren. Mitte letzter Woche erst hatten Sicherheitskräfte einen Brandstiftungsversuch vereitelt. Drei aus der Türkei stammende IS-Frauen wollten das Lager anzünden und das Feuer zur Flucht nutzen. Bei Durchsuchungen wurden Dutzende Kanister und Flaschen mit Benzin sichergestellt.

Seit Monaten kommt es in Hol zudem zu Gewaltvorfällen, denn parallel zum Beginn der völkerrechtswidrigen Invasion der Türkei in Nord- und Ostsyrien im vergangenen Herbst ist die islamistisch motivierte Gewalt in dem Lager angestiegen. Sogenannte Scharia-Wächterinnen haben einen heimlichen Gerichtshof gegründet, vor dem Frauen und Männer aus dem Camp für „Fehlverhalten“ verurteilt werden. Mit einer „Religionspolizei” (Hisba) versuchen sie zudem, ihre tyrannische Herrschaft aufrechtzuerhalten. Etliche Menschen wurden bereits von Dschihadistinnen ermordet.

Camp Hol

Das Hol-Camp besteht aus acht Bereichen. In den Bereichen eins, zwei und drei befinden sich Menschen aus Mosul, die 2014 vor dem IS geflohen sind. Im Bereich vier sind syrische Binnenflüchtlinge untergebracht. In den Bereichen fünf, sechs und sieben werden IS-Dschihadisten und ihre Angehörigen und im Bereich „Muhadschirat“ (deutsch: Auswanderer) die Familien der ausländischen Dschihadisten festgehalten.

Aktuell sind in Hol etwa 66.000 Menschen untergebracht. Die Zeltstadt wurde Anfang 1991 während des Zweiten Golfkriegs vom UNHCR für irakische Flüchtlinge errichtet. Nachdem es zwischenzeitlich geschlossen war, wurde das Camp im Zuge des Irakkrieges 2003 wiedereröffnet. Seit der Zerschlagung der Territorialherrschaft des IS im Frühjahr 2019 wird es hauptsächlich zur Unterbringung von Frauen und Kindern benutzt, die zuvor in Gebieten unter Kontrolle des IS lebten.