Hamburger Boxer wird Reisepass entzogen

Erneut ist einem Kritiker der türkischen Regierung im türkischen Generalkonsulat in Hamburg der Reisepass abgenommen worden. Diesmal traf es den Profiboxer Ismail Özen.

Der türkische Staat schikaniert auch hierzulande Regimegegner. Immer wieder werden Fälle bekannt, in denen Konsularbeamte die Ausweisdokumente von Kurden, Aleviten oder Gülen-Anhängern einkassieren. Diesmal traf es den Profiboxer Ismail Özen.

Der 37-jährige Hamburger kurdischer Abstammung hatte am Mittwoch wegen einer Routineangelegenheit das türkische Generalkonsulat im Stadtteil Rotherbaum aufgesucht. Dort nahmen Konsularbeamte Özen den Pass ab, da gegen ihn in der Türkei ein Haftbefehl vorliege. Auf Nachfrage sei dem Sportler lediglich mitgeteilt worden, dass das Innenministerium in Ankara den Entzug des Reisepasses angeordnet habe. Was ihm konkret vorgeworfen wird, darüber äußerten sich die Beamten nicht. Offenbar laufen in der Türkei Ermittlungen gegen Özen. Dieser erklärte am Freitag: „Ich habe die Beamten aufgefordert, mir die Gründe des angeblichen Haftbefehls schriftlich mitzuteilen. Dem kam man allerdings nicht nach.“

Er sei nicht der einzige, der Schikanen wie diesen ausgesetzt sei, sagte Özen. In der letzten Zeit häufe sich der Entzug von Reisedokumenten oppositioneller türkischen Staatsbürger*innen. „Ebenso wurden viele Menschen entweder nicht in die Türkei gelassen, oder aber an der Grenze wegen angeblicher Beleidigung Erdogans verhaftet. Diese Praktiken stehen weder mit Menschenrechten noch mit Grundrechten im Einklang“, kritisiert Özen, der durch den Entzug seines Passes sein Grundrecht auf Reisefreiheit nicht wahrnehmen kann. Der Boxer erklärte:

„Ich bin als Sportler gegen Krieg und Gewalt. Ich bin für Demokratie, Gleichheit, Freiheit und Frieden, und zwar auch in der Türkei und auch für Kurden.

Ich halte das Vorgehen des Erdogan-Regimes gegen kurdische und türkische Demokraten in Deutschland und Europa für gefährlich. Ich glaube, dass die Beschlagnahme meines Passes mit meiner demokratischen Haltung zusammenhängt. Ich möchte, dass die Öffentlichkeit es weiß, dass Einschüchterungsversuche gegen mich erfolgslos bleiben werden. Die Beschlagnahme meines Passes ist ein untauglicher Versuch, in Deutschland lebende Demokraten aus der Türkei einzuschüchtern. Aus diesem Grunde habe ich das Bedürfnis die Öffentlichkeit zu informieren, und sie aufzufordern, gegenüber Repressalien Erdogans wachsam zu sein“.