Guerilla: Der beste Ort zum Kampf gegen Scharia und Kapitalismus

Rojda Apocî ist eine Guerillakämpferin aus der ostkurdischen Region Hewraman. Sie hat sich der Guerilla aufgrund der Unterdrückung durch das iranische Regime und das Patriarchat der Freiheitsideologie der PKK angeschlossen.

Die Guerillakämpferin Rojda Apocî stammt aus dem Dorf Paygelanî in der ostkurdischen Region Hewraman. Schon in jungen Jahren erlebte sie das Patriarchat am eigenen Leib. Noch als Kind wurde sie verheiratet. Ihr Leben war geprägt von Gewalt, Repression und Misshandlungen. Sie sah deutlich den Widerspruch zwischen der patriarchalen Unterdrückung und der Geschichte von Hewraman, in der Frauen als heilig galten. Als die Widersprüche für sie immer größer wurden, schloss sie sich der PKK an. Gegenüber ANF berichtet die Guerillakämpferin über ihre Erfahrungen in der Guerilla und in Hewraman.

Als würden die Menschen aus dem Schlaf geweckt“

„In der Guerilla kann man unentdeckte menschliche Kraft finden. Die Selbsterkenntnis steckt tief in der Philosophie der apoistischen Bewegung”, erklärt Rojda Apocî. „Es ist, als würden die Menschen aus dem Schlaf geweckt. Das zeigt, mit was für einem System wir es zu tun haben. Hevaltî [Freundschaft, Genossenschaftlichkeit] ist ein Konzept, das in der Bewegung eine tiefgreifende philosophische Bedeutung hat. Tatsächlich handelt es eine Wiederbelebung aller Werte, die die Menschheit verloren hat. Zum Beispiel wird das Teilen, das Miteinander, das kollektive Leben wiederbelebt. Die Bewegung bleibt durch dieses Konzept auf den Beinen.“

Früher galten Frauen als heilig“

Rojda Apocî erzählt von ihrer Herkunftsregion: „In der alten Zeit wurden Frauen in Hewraman sehr respektiert. Die Frau galt als Lebensspenderin und Produzentin als heilig. Heute noch von diesem Wesen zu sprechen, erscheint schwer. In Hewraman sind Werte aus der ältesten Zeit der kurdischen Kultur gelebt worden. Hewraman gehört nach wie vor zu den Regionen, die auf der Verteidigung dieser Kultur bestehen. Aber das muss stärker werden und bewusst passieren. Frauen müssen große Anstrengungen unternehmen, um die Perspektive auf sie zu verändern. Neben dem kapitalistischen System spielen auch die Scharia-Gesetze in Hewraman eine wichtige Rolle bei der Verschlechterung der Lage der Frauen."

Ich will in einer Welt leben, in der ich nach eigenem Willen entscheide“

„Ich wollte eine Welt, in der ich selbst Entscheidungen treffen, meinen eigenen Weg gehen und nach meinem Willen leben kann. Und ich habe sie gefunden. Eine Frau, die unter der Scharia lebt, wird all ihrer Rechte beraubt. Wir mussten nach diesen Scharia-Gesetzen leben. Deshalb wurde ich jung verheiratet und war Unterdrückung und Gewalt ausgesetzt. Ich suchte einen Ort, an dem ich frei meine Gedanken aussprechen und nach meinem eigenen Willen leben konnte. Ich suchte einen Ort, an dem ich atmen kann, und ich fand ihn hier bei der Guerilla.“

Die Frauen von Hewraman müssen ihren Mut ein weiteres Mal zeigen

Rojda Apocî schließt mit den Worten: „Wenn man die Bewegung besser kennenlernt, dann begreift man, was das System uns antut. Der Mut, der Glaube, die freundschaftlichen Beziehungen, die ich innerhalb der Bewegung vor allem bei Frauen sehe, sind wirklich beeindruckend. Die Frauen von Hewraman müssen erneut Mut zeigen, sich organisieren und den Weg zur Freiheit einschlagen. Es ist eine historische Aufgabe für uns, die verlorenen Werte von Hewraman wiederzubeleben. Diese Bewegung ist der beste Ort, um gegen das kapitalistische System und das Scharia-System zu kämpfen. Alle sollten Abdullah Öcalan lesen, über seine Ideen nachdenken und sich der Freiheitsbewegung anschließen.“