Feministische Solidarität mit Rojava: Eine Welt – Ein Kampf

Feministinnen, Wissenschaftlerinnen und Aktivistinnen aus aller Welt solidarisieren sich mit der Revolution von Rojava und fordern ein Ende der türkischen Invasion.

ANF sprach mit Aktivistinnen aus verschiedenen Ländern, die sich mit der Revolution von Rojava solidarisieren und die Invasion der Türkei in Nordsyrien verurteilen. Sie betonten die Bedeutung der Unterstützung des Kampfs der Kurd*innen und der anderen Völker Rojavas gegen die rückwärtsgewandte Haltung der Türkei für die gesamte Menschheit. Eine der Frauen ist Violeta Tomić, Abgeordnete der Linkspartei-LEVICA im slowenischen Parlament. Sie sagt: „Ich halte das Buch von Anja Flach, Michael Knapp und Ercan Ayboğa ‚Die Revolution von Rojava‘ in meinen Händen. Ich bin begeistert von diesen Erfahrungen in den gesellschaftlichen demokratischen Prozessen, in dieser multiethnischen und multireligiösen Region. Dies stellt sowohl für Syrien, den Mittleren Osten, aber auch für die ganze Welt eine friedliche und demokratische Alternative dar. Die Revolution von Rojava ist eine wichtige Gelegenheit, die religiösen, nationalen und politischen Krisen und die nicht enden wollenden Kriege, die zu zerstörerischen Interventionen regionaler und internationaler Mächte führen, zu überwinden. Ihr habt in Rojava und Syrien ein Modell geschaffen, in dem alle Komponenten des Bevölkerungsmosaiks Syriens in Rojava friedlich koexistieren und ihre Zukunft selbst bestimmen. Die Betonung der Freiheit der Frau und der Vernichtung des Patriarchats, ist von unschätzbarem Wert. Ich war stolz und geehrt, im Oktober zu den Protesten gegen den Besuch Erdoğans in Ungarn bei Victor Orban und in Solidarität mit Rojava eingeladen gewesen zu sein und habe diese Einladung mit Freuden angenommen. Ich war dort und glaube, es ist ziemlich wichtig, Solidarität mit diesem äußerst positiven Projekt, das der ganzen Menschheit Hoffnung gibt, zu zeigen. Leider bringen unsere Medien rein gar nichts über Rojava und euren Kampf. Sie thematisieren nur die Interessen des globalen Kapitalismus, der die Welt, gestützt auf Krieg und Tod, beherrscht. Die Menschen in Europa wissen nicht, was Kurdistan ist, irren sich oder werden falsch informiert.

Aber wenn wir unseren gemeinsamen Feind nicht erkennen, wenn wir nicht lernen, dann werden wir nur wieder und wieder leichte Beute für die permanenten Manipulationen sein. Deswegen sollten wir heute, wo das Schicksal der Welt und der Menschheit auf dem Spiel steht, zusammenstehen und uns miteinander solidarisieren. Wir müssen uns gegen jegliche rückständige nationalistische Ideologie, Gewalt, Krieg und jegliches Leid unschuldiger Menschen stellen. Wir müssen den kommenden Generationen den Weg zu einem politischen und sozialen Wandel öffnen und ihnen Hoffnung schenken. Wir müssen erkennen, dass wir alle Teil dieses sensiblen Netzwerks sind. Deshalb sage ich: ‚Eine Welt – Ein Kampf‘.“

Die italienische Philosophin und Autorin, Dozentin an der New School for Social Research in New York und dem Eugene Lang College, erklärt: „Der türkische Angriff auf Rojava fand mit der Erlaubnis der USA statt. Er stellt einen Angriff auf eines der lebendigsten feministischen und demokratischen Projekte dar. Die Frauen und Männer von Rojava haben der ganzen Welt gezeigt, wie wir unsere gesellschaftlichen Beziehungen auf eine richtige Weise organisieren und kollektiven Widerstand gegen die barbarischsten Kräfte leisten können. Rojava ist ein Beispiel, das nicht nur für den Mittleren Osten, sondern für die ganze Welt von Bedeutung ist. Es zeigt, dass es möglich ist, unsere sozialen Beziehungen auf demokratische Weise zu reorganisieren. Auch deshalb werden die Kurd*innen seit langen vom türkischen Staat ins Visier genommen und mit dem Begriff des ‚Terrorismus‘ belegt. Ich bin davon überzeugt, dass wir uns heute mit Rojava solidarisieren und die Bemühungen von Erdoğan, Trump und dem IS, das revolutionäre Licht, das die Bevölkerung von Rojava für die gesamte Menschheit entzündet hat, zu löschen, verurteilen müssen.“

Dr. Nida Kirmani, feministische Soziologin und Dozentin an der Universität für Verwaltungswissenschaften in Lahore (LUMS), erklärt: „Ich bin sehr traurig über die humanitäre Krise und die Menschenrechtsverletzungen, die vom türkischen Staat in Rojava verursacht werden. Rojava ist nicht nur für mich, sondern für die gesamte fortschrittliche Menschheit ein Zeichen der Hoffnung. Als Feministin wurde ich besonders von den kurdischen Frauen, welche in der vordersten Reihe im Kampf um Demokratie stehen, inspiriert.

Ich unterstütze den Kampf von Rojava und der PYD für Frieden und Gerechtigkeit in der Region. Ich rufe die internationale Gemeinschaft auf, sich mit Rojava zu solidarisieren und den türkischen Staat, das Trump-Regime und alle ihre Alliierten zu verurteilen. Als Lehrbeauftragte in Pakistan rufe ich außerdem die pakistanische Regierung auf, die Handlungen der türkischen Regierung zu verurteilen und ihre Unterstützung für Erdoğans Unterdrückerregime einzustellen.“

Die feministische Denkerin und Aktivistin, Dr. Ewa Majewska, aus Warschau sagt: „Ich war wirklich am Boden zerstört, als ich vom Angriff der türkischen Armee auf Syrien erfahren habe. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird dies zu einem neuen Genozid führen. Ich finde keine Worte, welche die Verurteilung dieses Angriffs ausreichend ausdrücken. Rojava kämpft seit Jahren gegen religiös-extremistische Gruppen, und nun fürchte ich um die Menschen dort. Ich bin erschrocken, dass allen voran die USA und viele europäische Staaten die Invasion hinter vorgehaltener Hand unterstützen. Dieser Krieg gegen die Kurd*innen muss enden.“