Faris Şemo: „Den HPG und YPG unendlich dankbar“

In Rojava leben zehntausende ezidische Flüchtlinge aus Şengal. Sie wurden von den Menschen in Rojava vor sechs Jahren mit offenen Armen empfangen. Faris Şemo war im Unterstützungskomitee in Tirbespiyê und berichtet von seinen Erfahrungen.

Seit dem Genozid in Şengal sind sechs Jahre vergangen. Der von den HPG, der YJA-Star, den YPG und YPJ freigekämpfte humanitäre Korridor nach Rojava stellte die Rettung für über einhunderttausend Ezidinnen und Eziden vor dem IS dar.

„Eziden wurden in Rojava mit offenen Armen empfangen“

Einer derjenigen, der die Schutzsuchenden damals in Rojava empfing, ist der Ezide Faris Şemo aus Tirbespiyê. Er berichtet über die damalige Zeit: „Die Eziden aus Tirbespiyê haben ein Komitee gebildet. Ich war Teil des Komitees. Die Menschen aus Rojava haben die Schutzsuchenden mit offenen Armen empfangen. Wir haben etwa 1.700 Menschen aus Şengal in der Stadt und den umliegenden ezidischen Dörfern untergebracht. Auch viele Kurden, Suryoye und Araber haben ihre Häuser den Opfern des IS-Massakers geöffnet und sie bei sich untergebracht. Sie waren etwa ein Jahr bei uns. Viele lebten im Camp Newroz.“

Autonomieverwaltung engagierte sich mit allen Mitteln

„Es gab dringenden Bedarf bei der Gesundheitsversorgung und an humanitärer Hilfe. Die Autonomieverwaltung errichtete in Girkê Legê gesundheitliche Versorgungszelte und bot entsprechende Dienste an. Anschließend wurde vor Ort Hilfe geleistet. Als Komitee haben wir zehn Lastwagen mit Kleidung und Lebensmitteln beladen in das Dorf Kerse in der Şengal-Region bringen können. Auf dem Rückweg haben wir die Menschen, die nach Rojava mitkommen wollten, auf den Lastwagen dorthin gefahren.“

Ohne die Guerilla hätte sich niemand retten können

„Wenn die HPG keinen Korridor geöffnet hätten, hätte sich niemand retten können. Als Eziden werden wir diese Hilfe bis zum letzten Moment unseres Lebens nicht vergessen. Die YPG haben in den vergangenen sechs Jahren Frauen und Kinder aus den Händen des IS befreit und dafür gesorgt, dass sie zu ihren Familien zurückkehren können. Wir sind den Kräften, welche die Menschen in Şengal vor dem sicheren Tod retteten, unendlich dankbar.“

Die größte Bedrohung geht von der Türkei aus

„Immer noch sind etwa 80 Massengräber in Şengal nicht geöffnet worden. Der türkische Beitrag zu dem IS-Massenmord ist groß, denn die Türkei ist die größte Unterstützerin des IS. Bis heute greifen türkische Kampfflugzeuge die Verteidigungskräfte von Êzidxan in der Şengal-Region an. Gleichzeitig wird die unbewaffnete und vollkommen unschuldige ezidische Bevölkerung bombardiert. Diese Angriffe stellen eine Fortsetzung des Massakers dar.“

Eigene Verteidigungskräfte aufgebaut

„Nach dem Massaker baute die ezidische Bevölkerung ihre eigene autonome Selbstverwaltung und in diesem Zusammenhang Verteidigungskräfte wie den Asayisch, die YBŞ und YJŞ auf. Unsere größte Hoffnung ist, dass das ezidische Volk sein Zusammenleben selbst gewährleistet.“