Besatzungstruppen eskalieren Angriffe auf Til Temir

Die türkische Armee weitet ihre Angriffe gegen Til Temir aus. In elf Dörfern schlugen aus der Besatzungszone abgefeuerte Artilleriegranaten ein, drei Bauern wurden verletzt. Als Teil der Besatzungsstrategie werden gezielt Anbauflächen beschossen.

Die türkische Armee und verbündete Dschihadistenmilizen eskalieren ihre Aggression gegen das Chabur-Tal im Nordosten von Syrien. In mindestens elf Dörfern rund um Til Temir sind am Sonntag aus der Besatzungszone um Serêkaniyê (ar. Ras al-Ain) abgefeuerte Artilleriegranaten eingeschlagen. Als Teil der Besatzungsstrategie des türkischen Staates werden auch wieder gezielt Anbauflächen ins Visier genommen. In Tall Jumah wurden drei Landwirte bei der Weizenernte verletzt, als Besatzungstruppen das Feuer eröffneten.


Die Männer im Alter zwischen 20 und 30 Jahren zogen sich nur leichte Verletzungen zu und werden in einer Klinik in Til Temir behandelt. Durch den Beschuss wurde jedoch ein Feldbrand entzündet. Von ihren Anbauflächen sei nur noch kahler Boden übrig, hieß es. Das im Norden von Til Temir gelegene Elektrizitätswerk wurde ebenfalls unter Artilleriefeuer genommen. Obwohl sich in unmittelbarer Nähe eine russische Basis befindet, intervenierten die Moskauer Truppen nicht.


Weitere Angriffe richteten sich gegen die Ortschaften al-Dardara, Tall Schanan, al-Gheibish, Tawila, Tel Al-Ward (Tall Elward), Qasr Touma Yalda, Khabisha, al-Aboush, Khirbet al-Shair und Rabiat. Hier sollen mehr als hundert Artillerieeinschläge erfasst worden sein, meldete der in der Region aktive Militärrat der Suryoye. Das ganze Ausmaß des Schadens ist noch unklar, allerdings wurde „intensiver Beschuss“ beobachtet. Mehrere Häuser in zivilen Siedlungsgebieten wurden beschädigt oder zerstört. Gesicherte Angaben über mögliche weitere Verletzte lagen zunächst nicht vor. Am Himmel über der Region sind Aufklärungs- und Kampfdrohnen der Türkei im Einsatz.


Strategische Stadt Til Temir

Til Temir nimmt eine Schlüsselposition in den Besatzungsplänen der Türkei ein, weil die M4 durch die Kleinstadt zieht. Der internationale Verkehrsweg gilt als Lebensader des nördlichen Syriens, denn er verbindet die Regionen Euphrat und Cizîrê miteinander. Seit der am 9. Oktober 2019 gestarteten Invasion des türkischen Staates in Serêkaniyê und Girê Spî (Tall Abyad) sind bereits mehr als dreißig Dörfer vor Til Temir besetzt worden. Zu Angriffen in der Region kommt es nahezu täglich, Phasen mit hoher Intensität wechseln sich mit Phasen niedriger Intensität ab. 27 Dörfer im Chabur-Tal liegen direkt an der Frontlinie, fünf aller assyrischer Dörfer in der Region wurden durch die Kriegshandlungen der Türkei bereits entvölkert. Zahlreiche Menschen sind bei den Angriffen getötet worden, Dutzende wurden verletzt. Die in Til Temir stationierten syrischen Truppen und die russischen Militärs erfüllen ihre Funktion zur Einhaltung des Deeskalations- und Waffenstillstandabkommens nicht.