‚Wenn Qendîl fällt, fallen auch Hewlêr und Silêmanî‘

Das kurdische Volk müsse sich mit dem Geist der nationalen Einheit gegen die Invasionsbemühungen des türkischen Staates wehren. Die Besatzung Qendîls bedeute auch die Besatzung von Hewlêr und Silêmanî, sagen die Peschmerga-Veteranen.

Der türkische Staat verschärft die Angriffe auf südkurdisches Territorium und weitet seine Invasionsbemühungen immer weiter aus. Gegen jede Art von hochentwickelter Waffentechnologie leistet die Guerilla der kurdischen Freiheitsbewegung jedoch einen ungebrochenen Widerstand, der zu hohen Verlusten in den Reihen der türkischen Besatzungsarmee führt. Die Regierung der föderalen Region Kurdistan (KRG) schweigt unterdessen zu den täglichen Luft-und Bodenangriffen des türkischen Militärs auf Südkurdistan. Dass die Besatzung des Qendîl-Gebirges erklärtes Ziel des Erdoğan-Regimes ist, wird ebenfalls ignoriert. Stattdessen ist es die Arbeiter*innen Kurdistans (PKK), die als Besatzungstruppe diffamiert wird, obwohl das türkische Militär über zwanzig Stützpunkte in der südkurdischen Autonomieregion verfügt.

Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur RojNews meldeten sich nun Mitglieder der südkurdischen Veteranengruppe Pêşmergeyên Dêrîn zu Wort und kritisierten die Haltung der KRG. Eine Besatzung Qendîls käme der Besatzung von Hewlêr und Silêmanî gleich. Aus diesem Grund müsse sich das kurdische Volk mit dem Geist der nationalen Einheit gegen die Invasionsbemühungen des türkischen Staates zur Wehr setzen, so die Peschmerga-Veteranen.

„Die invasiven Angriffe der Türkei schadet in erster Linie den Menschen in den Regionen, die angegriffen werden und der gesamten Zivilbevölkerung. Der türkischen Regierung kommt das Schweigen der Regionalregierung sowie der Zentralregierung in Bagdad und das Schweigen der Vereinten Nationen gelegen. Dadurch können sie in Ruhe Gebiete Südkurdistans annektieren“, sagt der Veteran Maruf Enzeyî Xursan. Die Türkei versuche ihre Angriffe aufgrund der Anwesenheit der PKK zu legitimieren. Dies sei nichts weiter als eine Ausrede, so Enzeyî: „Wenn sie doch die PKK als ihr Angriffsziel erklärt haben, was wollen sie dann hier? In der Türkei gibt es in allen Bergen Guerillakämpfer der PKK“. Von der kurdischen Bevölkerung fordert der Veteran, eine Einheit zu bilden, um mit einer gemeinsamen Haltung gegen die Invasionsabsichten Widerstand zu leisten.

‚Qendîl wird zum Grab des türkischen Staates‘

Den Worten Enzeyîs schließt sich der ehemalige Peschmerga-Kämpfer Xidir Hesen Ebdula an. Er betont, dass es sich bei den Angriffen der türkischen Armee um Dörfer in der Qendîl-Region handelt, die ausschließlich von der Zivilbevölkerung bewohnt werden: „Die PKK bewegt sich nicht in den Dörfern von Qendîl, sie ist in den Bergen von Bradost und führt jeden Tag effektive Aktionen gegen die türkische Armee durch. Der türkischen Regierung gelingt es in Bradost nicht, ihre Verteidigung zu gewährleisten. Aus diesem Grund bombardiert die Armee die Dörfer Qendîls und massakriert unsere Zivilbevölkerung“. Der türkische Staat unterscheide nicht zwischen dem ‚viergeteilten‘ Kurdistan, fährt Ebdula fort. Es ginge einzig und allein um die Errungenschaften des kurdischen Volkes. „Sollten sie dennoch in Qendîl einfallen, wird es ihr Grab werden“, ist Ebdula überzeugt.

Neoosmanische Träume

Xerîb Ehmed Emîn ist ein Peschmerga-Veteran der Patriotischen Union Kurdistans (YNK). Dass die Regionalregierung unter Federführung der PDK den neoosmanischen Fokus des türkischen Regimes ignoriert und Unterstützungsarbeit leistet, sei in keinster Weise zu akzeptieren, sagt er. „Der türkische Staat dringt mit seinen Träumen von einem Neoosmanischen Reich in Südkurdistan ein und besetzt Länder, die unter PDK-Kontrolle stehen. Die Reaktion darauf ist, dass es die PKK ist, die von Neçirvan Barzanî als Besatzungstruppe bezeichnet wird. Es war jedoch die PKK, die südkurdisches Territorium vor dem einfallenden IS schützte und weitere Massaker verhinderte. Kurdistan ist nicht viergeteilt sondern eins. Es waren die Besatzungsmächte, die diese Grenzen gezogen haben. Wegen eben diesen Grenzen hat das kurdische Volk unzählige Massaker erleiden müssen. Trotz dieser Tatsachen huldigen einige Kurden ähnlich wie Sklaven noch immer dem türkischen Staat und diffamieren das Volk, um die Machenschaften der Besatzer zu legitimieren. Jede Person, die sich als Kurde betrachtet, muss sich diesen Eindringlingen mit dem Geist der nationalen Einheit entgegenstellen“.