Weiterhin keine Deeskalation in Hesekê

Die Lage in Hesekê bleibt nach dem versuchten Massenausbruch aus einer Haftanstalt für IS-Gefangene angespannt. Dschihadisten haben sich in einem Wohnviertel verschanzt und missbrauchen Zivilisten als Schutzschilde, die Koalition fliegt Luftangriffe.

In der nordostsyrischen Stadt Hesekê bleibt die Sicherheitslage nach dem versuchten Massenausbruch aus einer Haftanstalt für ausländische Gefangene der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) weiter angespannt. Die Operationen der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) dauern an, werden jedoch schonend und präzise durchgeführt, um die Zivilbevölkerung zu schützen. Dschihadisten haben eine unbekannte Zahl von Bewohnerinnen und Bewohnern der Stadt in ihrer Gewalt und missbrauchen sie als menschliche Schutzschilde. Mindestens zwei Personen wurden getötet, weil sie sich weigerten, den Islamisten Unterschlupf zu gewähren. Acht weitere Menschen sind durch wahlloses Feuer verletzt worden und befinden sich in einem Krankenhaus. Unter ihnen ist auch ein Minderjähriger. Für das gesamte Stadtgebiet von Hesekê wurde eine Ausgangssperre ausgerufen.

Am späten Donnerstagabend fand in Hesekê ein koordinierter Massenausbruchsversuch aus der Haftanstalt Sina im Stadtteil Xiwêran (Ghweiran), in der rund 5.000 IS-Mitglieder aus etwa fünfzig verschiedenen Ländern einsitzen, statt. Der IS hatte versucht, die Haftanstalt von außen zu stürmen, während innen ein Aufstand losbrach. Angriff und Aufstand konnten von den Sicherheitskräften der Selbstverwaltung (Asayîş) vereitelt werden. Daraufhin kam es zu schweren Gefechten. Die Angreifer und offenbar auch einige Gefangene, denen der Ausbruch gelungen war, flohen in das nahegelegene Wohnviertel Zihûr (Al-Zohour). Die QSD, die am Abend zur Unterstützung angerückt waren, haben das Viertel und die Gegend um das Sina-Gefängnis durch einen breiten Sicherheitskorridor abgeriegelt. Bei den Gefechten kam ein Mitglied des Asayîş ums Leben, sieben weitere Sicherheitskräfte wurden verletzt. Außerdem wurde ein Mitarbeiter der Feuerwehr bei Löscharbeiten eines vom IS gelegten Brandes getötet.

Durch Schüsse von IS-Dschihadisten verletzter Junge aus Zihûr

Wie sich inzwischen herausgestellt hat, konnten sich im Zuge der Revolte dutzende Gefangene aus ihren Zellen befreien, einige überwanden sogar die Gefängnismauern. Die QSD teilten am Freitag mit, bis zum frühen Nachmittag 89 Häftlinge festgesetzt zu haben, die versucht hätten, von dem Geländekomplex zu flüchten. Mindestens sieben weitere Gefangene seien vom IS getötet worden, weil sie sich den QSD ergeben wollten. Zudem gab das multiethnische Militärbündnis bekannt, dass es von etwa 300 Familien ausgeht, die am Verlassen ihres Viertels Zihûr gehindert werden.

Von den QSD festgesetzte Ausbrecher

Koalition fliegt Luftangriffe

Die internationale Anti-IS-Koalition hat am Nachmittag in einem Gebäude in unmittelbarer Nähe des Sina-Gefängnisses eine Gruppe Dschihadisten lokalisiert, die sich am Sturm auf die Haftanstalt beteiligt haben sollen. Bisher ist ein Luftangriff gegen den Bau geflogen worden. Ob und wie viele der sich darin befindlichen Personen getötet oder verletzt wurden, ist noch nicht bekannt.

Rauchwolken nach Luftangriff der Koalition

Türkischer Drohnenangriff auf Militärrat von Til Temir

Aus Til Temir wird derweil ein Drohnenangriff der türkischen Armee auf ein Fahrzeug des Militärrats gemeldet. Der Wagen befand sich auf dem Weg nach Hesekê, um die Operationen der QSD gegen den IS zu unterstützen. Getroffen wurde das Fahrzeug auf der Höhe des Dorfes Tiwana. Ob Kämpfer des QSD-Mitgliedsverbands zu Schaden gekommen sind, war zunächst nicht zu erfahren.