„Sie wollten mich zum Agenten in Rojava machen“

Als Mihemed Hesen versuchte illegal nach Europa zu reisen, wurde er in der Türkei festgenommen. Während seiner Haftzeit wurde er mehrfach erpresst, für den türkischen Staat als Agent zu arbeiten.

Mihemed Hesen (25) stammt aus dem Dorf Basûte in Efrîn-Şêrawa. 2015 versuchte er auf inoffiziellem Weg durch die Türkei nach Europa zu fliehen. Er wurde gemeinsam mit einem Freund in der Nähe von Istanbul festgenommen. Die türkische Polizei nahm ihre Papiere an sich und vernichtete sie.

Acht Tage lang gefoltert

Mihemed Hesen wurde nach seiner Festnahme acht Tage lang gefoltert. „Nach acht Tagen Folter leitete die türkische Polizei Terrorermittlungen gegen mich, , obwohl ich syrischer Staatsbürger war. Das haben sie allein deshalb gemacht, weil ich Kurde bin. Sie haben mich sechs Monate lang in eine Einzelzelle gesteckt. Um aus dem Bunker herauszukommen, habe ich über 27 Tage einen Hungerstreik durchgeführt. Dann kam ich in eine größere Zelle“, beschreibt er die Zeit nach seiner Festnahme.

Sie wollten mich als Agent nach Rojava schicken

Dann berichtet Hesen, wie er gezwungen werden sollte, nach Efrîn zu gehen und dort als Agent tätig zu werden. Da er dies ablehnte, wurde er trotz aller Bemühungen seiner Familie vier Jahre lang in den Gefängnissen von Kandıra, Bursa und Amed (Diyarbakir) inhaftiert.

In Camps ausgebildete Flüchtlinge zu al-Nusra geschickt

Mihemed Hesen wurde vom Gefängnis in Amed in ein Flüchtlingslager in Dîlok (Antep) geschickt. Wie er erklärt, war das Lager wie ein Gefängnis aufgebaut. „In diesem Lager befanden sich Personen, die vom türkischen Staat verschiedenster Vergehen beschuldigt wurden“, so der 25-Jährige. Mindestens zwei Personen in diesem „Flüchtlingslager“ sollen sich der unmenschlichen Behandlung wegen das Leben genommen haben, sagt Hesen.

Türkei benutzt Flüchtlinge als Werkzeug

Dschihadisten seien in diesem Camp ausgebildet und nach Syrien entsandt worden, berichtet er weiter. Insbesondere seien die dortigen Flüchtlinge aufgefordert worden, sich al-Nusra anzuschließen. „Der türkische Staat behauptet in der Presse, dass er Flüchtlingen aus Syrien helfe. Aber im Gegenteil, er benutzt sie als Werkzeug. Das Leben in der Türkei ist für die Menschen aus Syrien unerträglich“, so Hesen. Der türkische Staat halte die jungen Männer jahrelang in dem Camp in Dîlok fest oder übergebe sie als Kämpfer an al-Nusra.

Hesen sollte seinen Angaben nach ebenfalls für al-Nusra zwangsrekrutiert und nach Idlib geschickt werden. Seine Anwälte konnten allerdings intervenieren. Er konnte fliehen und gelangte zu seiner Familie nach Şehba.