Kämpfe hier, Kämpfe da – Falken fight for Rojava

Die Sozialistische Jugend Deutschlands (SJD) – Die Falken in Nürnberg machen eine Bildungswoche „Falken fight for Rojava“ und luden kurdische Jugendliche als Referent*innen zu einer Veranstaltung zum Demokratischen Konföderalismus ein.

„Wüstentage“ - so nennen die Falken die Woche, in der sie ihren Alltag gemeinsam organisieren, genossenschaftlich zusammenleben und sich weiterbilden. Immer sind die „Wüstentage“ einem bestimmten Thema gewidmet. Dieses Jahr ist das Motto „Kämpfe hier, Kämpfe da – Falken fight for Rojava“. Oft waren die Jugendlichen und jungen Erwachsenen gemeinsam mit der kurdischen Freiheitsbewegung auf der Straße im Protest gegen den Angriff auf Rojava. Jetzt wollen sie sich intensiver auseinandersetzen mit dem „System Rojava“. Sie luden kurdische Jugendliche vom Nürnberger Medya Volkshaus ein, um mehr zu erfahren über den Demokratischen Konföderalismus. radikale Demokratie, den Kampf der Frauen und die Ökologiebewegung.

Da das Gesellschaftsmodell in Rojava mit der demokratischen Selbstorganisierung nicht zu verstehen ist ohne das Wirken und die Vorschläge des Gründers der PKK Abdullah Öcalan, war ein zunächst kurzes Eintauchen in die Geschichte der kurdischen Freiheitsbewegung notwendig. Die Entwicklung von den Anfängen im türkisch besetzten Nordkurdistan bis hin zum Paradigmenwechsel und der Neuausrichtung der Bewegung wurde in ihren wesentlichen Etappen nachgezeichnet. Die Referent*innen betonten die Abkehr vom Streben nach einem Nationalstaat, der als Konstrukt bürgerlicher Macht im Kontext kapitalistischer Entwicklung und Ausgangspunkt von Unterdrückung angesehen wird. Das Ziel war eine demokratische Transformation der Gesellschaft jenseits von Patriarchat, Rassismus und Verwertbarkeitsdenken. Der Prozess hin zu einer freien Gesellschaft solle von den gesellschaftlichen Gruppen und Individuen selbst gestaltet werden. An Beispielen aus Nordkurdistan wurden erste Schritte der Umsetzung des von Öcalan so genannten „Demokratische Konföderalismus“ aufgezeigt. Es war der Versuch einer demokratischen Selbstverwaltung „von unten“. Neben der Gleichberechtigung der Kulturen, Religionen und Geschlechter waren schon damals Ökologie und Nachhaltigkeit wichtige Prinzipien.

Nach der Vorstellung des Leitgedankens bei der Gründung des Dachverbands der „Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans“ (KCK) als Keimzelle einer nicht-staatlichen Gemeinschaft in allen Teilen Kurdistans ging es dann nach Rojava. Das Rätemodell des TEV-DEM-System, also die „Bewegung für eine demokratische Gesellschaft“, wurde in ihren Grundelementen dargestellt und die wichtigsten Punkte im Gesellschaftsvertrag von Rojava erläutert.

Danach griffen die Referent*innen einzelne gesellschaftliche Bereiche exemplarisch heraus, die sie erklärten und anhand von Bildmaterial illustrierten. Insbesondere der Dachverband der Frauenbewegung Kongreya Star stieß auf große Neugier bei den Zuhörer*innen. Vorgestellt wurden das Frauendorf Jinwar und die Jineoloji als Versuch, eine alternative Wissenschaft von einem Frauenstandpunkt aus zu entwickeln. Weitere Themenfelder waren die „Selbstverteidigung nach Art der Rose“, Ökonomie mit der Devise „Kooperation statt Kapitalismus“, Rechtsprechung durch Friedens- und Konsenskomitees, Ökologie mit der Kampagne „Make Rojava green again“, medizinische Versorgung sowie Bildung und Akademien.

Abschließend wurde betont, ein wesentlicher Grund für den Erfolg der Freiheitsbewegung sei die Organisierung der Gesellschaft sowie ein solidarisches, kollektives Miteinander und die Weiterentwicklung der Persönlichkeit als Voraussetzung für Veränderung. Dem konnten sich die jungen Falken anschließen – auch die „Wüstentage“ sind schließlich der Versuch eines solidarischen Zusammenlebens und dienen der Bildung der Persönlichkeit. Die Gastgeber bedankten sich bei den Referent*innen, und man vereinbarte, in Zukunft in Kontakt zu bleiben und weiteren Austausch zu pflegen.