Türkei sperrt Amedspor-Fußballer lebenslang

Die türkische Fußballföderation (TFF) hat den kurdischen Fußballspieler Mansur Çalar lebenslang gesperrt. Das habe der Disziplinarrat bei seiner heutigen Versammlung beschlossen, teilte die TFF mit.

Die türkische Fußballföderation (TFF) hat den Amedspor-Spieler Mansur Çalar lebenslang gesperrt. Das habe der Disziplinarrat bei seiner heutigen Versammlung beschlossen, teilte die TFF auf ihrer Website mit.

Grund sei der Vorwurf, beim Derby zwischen den drittligisten Amedspor und Sakaryaspor am vergangenen Wochenende eine Rasierklinge auf den Platz geschmuggelt zu haben, mit der Çalar seine Gegner auf dem Feld in mehreren kleinen Auseinandersetzungen geschnitten habe. In mehreren Videoszenen soll zu sehen sein, wie der Amedspor-Kapitän einen Gegenstand in der Handfläche versteckt und so den Kontakt zu seinen Gegenspielern suche.

Amed SK dementiert die Vorwürfe

Einige Spieler von Sakaryaspor posteten Schnitt-Verletzungen in den sozialen Medien und lieferten angebliches Beweismaterial. Amedspor hat die Vorwürfe dementiert und wirft dem türkischen Klub vor, ihren Verein „mit haltlosen Unterstellungen verunglimpfen zu wollen“. Der Verein sei überzeugt davon, dass Çalar keine Waffen auf dem Feld gehabt hätte. 

Neben der lebenslangen Sperre Mansur Çalars muss der Fußballspieler eine Strafe von 25.000 TL (umgerechnet etwa 4.088 Euro) zahlen. Auch der kurdische Klub ist zu einer Geldstrafe verurteilt worden (10.000 TL) und muss ein Auswärtsspiel ohne Fans bestreiten. Außerdem wurden zwei weitere Amedspor-Spieler ebenfalls mit Sperren belegt. Muhlis İstemi darf fünf Spiele nicht aufs Fed, Muhammed Ali Özdemir wurde für vier Spiele gesperrt. Letzterer ist zudem zu einer Geldstrafe in Höhe von 2.400 TL verurteilt worden. Es ist nicht die erste rassistisch motivierte Strafe, die dem Klub auferlegt wurde.

Bei Auswärtsspielen werden Amedspor Verpflegung, Hotels und Handschlag verweigert

Kein Verein in der Türkei wurde vom türkischen Fußballverband „Türkiye Futbol Federasyonu“ (TFF) mit derart vielen Disziplinarverfahren – von Zuschauerausschluss bis Geldstrafen – überzogen wie der Klub Amedspor SK. Der in der kurdischen Metropole Amed (türkisch: Diyarbakir) ansässige Verein ist permanenten Angriffen von türkischen Nationalisten und staatlichen Organen ausgesetzt. Neben den Spielern sind es auch Mitglieder der Fangruppe Direniş (Widerstand), die bei nahezu jedem Auswärtsspiel mit psychologischen Angriffen, rassistischen Parolen und Verwünschungen von Seiten der gegnerischen Fans konfrontiert werden. Seit Januar 2016 bestand sogar ein fast durchgängig andauerndes Auswärtsverbot für die Fans von Amedspor, das erst vor zwei Wochen aufgehoben wurde.