Antifaschistische Banneraktion in Hamburg

Mit einer Banneraktion in Hamburg haben mehrere antifaschistische Jugendorganisationen auf den weltweit erstarkenden Faschismus und den internationalistischen Widerstand dagegen aufmerksam gemacht.

Im Rahmen der von mehreren demokratischen Organisationen aus Kurdistan und der Türkei am vergangenen Wochenende ausgerufenen „Tage der Wut und des Widerstands“ haben antifaschistische Jugendorganisationen aus Hamburg eine Banneraktion durchgeführt. Damit wollen die beteiligten Gruppen auf den weltweit erstarkenden Faschismus und den internationalistischen Widerstand dagegen aufmerksam machen. Die Aktion gilt zugleich als Akt des Gedenkens an die Gefallenen der Rojava-Revolution Avaşîn Tekoşîn Güneş (Ivana Hoffmann) und Dilsoz Bihar (Kevin Jochim) sowie den Guerillakämpfer Şiyar Gabar (Jakob Riemer).

In einer Stellungnahme erklären die Jugendorganisationen zu den Hintergründen ihrer Aktion: „Der türkische Staat mit seiner genozidalen und neo-osmanischen Kriegspolitik führt in allen vier Teilen Kurdistans und anderen Regionen der Welt, darunter auch Libyen, Krieg. Durch Rekordwaffengeschäfte mit der Türkei unterstützt und befürwortet die deutsche Bundesregierung somit nicht nur den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf die Autonomiegebiete in Nord- und Ostsyrien, sondern umgeht ebenfalls das Kriegswaffenembargo über Libyen mittels Joint Venture-Verbindungen zu südafrikanischen Staatskonzernen und beliefert  verschiedene Kriegsparteien im libyschen Bürgerkrieg. Wir sehen uns in der Verantwortung, in der kapitalistischen Moderne die faschistischen Verbindungen aufzuzeigen und auf angemessene Art anzugreifen.

Das kolonialfaschistische Erdogan-Regime versucht nun das zu Ende zu bringen, was der ‚Islamische Staat‘ nicht vollenden konnte: Eine ethnische Säuberung sowie geopolitische Besatzungsansprüche und die Erweiterung des türkischen Staatsgebiets an die ‚Misak-i Milli‘-Grenzen. Darin eingeschlossen sind Mossul und Kerkuk, sowie, gemessen an den Besatzungsangriffen im Rahmen der neu eingeleiteten Militäroperation, auch weite Teile Südkurdistans. Es vergeht kein Tag ohne Meldungen über Angriffe und Massaker an der Zivilbevölkerung.

 

Es ist der türkische Staat, der die dort lebenden Gesellschaften unterdrückt und ausbeutet, der alle Menschen, die dagegen Widerstand leisten und für die Freiheit der Völker einstehen, als Terroristen bezeichnet und versucht, sie in Foltergefängnissen verschwinden zu lassen. Seit einigen Wochen mehren sich von türkischen Drohnen und Kampfflugzeugen ausgeführte, extralegale Hinrichtungen von Zivilist*innen, insbesondere Frauen, um ihre Organisierung gegen das Patriarchat, sowie die weltweite Frauenrevolution und ihre Errungenschaften hin zu einem globalen Weltfrauenkonföderalismus zu zerschlagen.

Erdogan, der aus purer Verzweiflung über das Armutszeugnis, dass ihm die türkische Menschenrechtslage, die Wirtschaft und die Situation der Frauen ausstellen, greift im Sinne eines Diktators, der kurz vor dem Fall steht, nach dem letzten Strohhalm, indem er durch all seine Angriffe auf revolutionäre Kräfte noch einmal versucht, die Weltbevölkerung abzulenken und die Bevölkerung der Türkei durch einen faschistischen Nationalismus zu spalten.

Doch gibt es etwas, das der Faschismus wohl nie verstehen wird; er kann niemals unsere Sonne verdunkeln! Hûn nikarin roja me tarî bikin! Der Kampf wurde von der Guerilla in den Bergen gestartet, ist mittlerweile in allen Städten der Türkei und Nordkurdistans und auch wir hier in Europa sehen nicht tatenlos zu. Wir trauern um unsere Genossinnen Amina Waysî, Zehra Berkel und Hebûn Mele Xelîl, indem wir ihre Träume zu unserer Realität machen werden, denn wir sind die Töchter von Zeynep Kınacı. Denn wir sind es, deren Herzen von Mazlum Doğans Flamme in Brand gesetzt wurden.

Der Faschismus hat Deutschland und Europa nie wirklich verlassen, aber durch die Türkei gewinnt er erneut an Präsenz. Wir spüren die Angriffe auf Wien, genau wie wir die Angriffe auf Şengal, Mexmûr und Qendîl spüren. Doch spüren wir auch den Widerstand der Menschen im Nahen Osten, die die selbstverwalteten Gebiete aufbauen, wir sehen mit Respekt, zu was sich der Kampf der Freiheit der Frau entwickelt hat und wir hören von den erfolgreichen Aktionen der Genoss*innen beim EKH, nehmen all dies in uns auf und tragen es mit unseren Aktionen auch zurück in unsere Gebiete.

Aus all den genannten Gründen geht klar hervor, warum wir das faschistische AKP/MHP-Regime als unser Ziel gewählt haben, auch den Tag wählten wir bewusst, da heute der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu und der türkische Tourismusminister Mehmet Nuri Ersoy zu einem Besuch nach Berlin kommen, um für Tourismus in der Türkei zu werben. Dass die Türkei kein Ort für Tourismus, sondern ein blutversudelter Ort der Geschichte ist, sollte jeder Mensch mittlerweile verstanden haben, doch ist es genau dies, woran wir die Menschen mit unserer Aktion erinnern. Boykottiert Tourismus und Faschismus! Jeder Euro wird direkt in eine Kugel gegen das kurdische Volk umgewandelt!

Statt unsere Erklärung wie oftmals üblich mit Forderungen zu beenden, was keinen Sinn macht, da wir von einem Staat nichts anderes fordern können, als sich selbst aufzulösen, erinnern wir uns stattdessen an eine historische Wunde, die nicht eher heilen wird, bis das türkische Regime nicht zur Rechenschaft gezogen wurde. Das Massaker von Suruç vom 20. Juli 2015 ist unvergessen und wir werden es rächen!

Wir senden somit Grüße an alle Kämpfer*innen der demokratisch-revolutionären Widerstands- und Befreiungsbewegungen weltweit!

Şehîd Namirin! Şehîd Namirin! Şehîd Namirin!

Die Zukunft ist noch nicht geschrieben, sie liegt in unserer Hand!“