Anschlag auf syrische Politikerin

Die Politikerin Lina Abdulvahab, führendes Mitglied der Zukunftspartei Syriens, hat nur knapp einen Mordanschlag überlebt. Maskierte stürmten vor drei Tagen ihr Haus in Deir ez-Zor und eröffneten das Feuer.

Nach der extralegalen Hinrichtung der Generalsekretärin der Zukunftspartei Syriens (Hizbul Suri Mustakbel) Havrin Khalaf durch eine für die Türkei in Rojava agierende islamistische Miliz ist mit Lina Abdulvahab ein weiteres führendes Mitglied der von einem basisdemokratischen Initiativprinzip geleiteten Partei einem Anschlag zum Opfer gefallen. Zwei maskierte Männer stürmten am vergangenen Sonntag das Haus der Politikerin in der ostsyrischen Region Deir ez-Zor und eröffneten das Feuer. Abdulvahab wurde von den Pistolenkugeln im Gesicht, am Kopf und am Arm getroffen - sie überlebte nur knapp. Ihr Haus wurde von den Attentätern förmlich durchsiebt. Derzeit befindet sich die Politikerin in einem Krankenhaus in Qamişlo. In den nächsten Tagen soll sie allerdings zur weiteren Behandlung in eine Klinik in Damaskus verlegt werden.

Zu den Attentätern ist bislang nichts bekannt. Expert*innen vermuten allerdings eine IS-Schläferzelle hinter dem Anschlag. Die Ermittlungen dauern noch an.

Die Politikerin Lina Abdulvahab stammt aus der Kleinstadt al-Suwar am westlichen Ufer des Flusses Chabur. Der Ort wurde im September 2017 von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) aus der Kontrolle durch die Terrororganisation „Islamischer Staat” (IS) befreit.

Immer wieder gezielte Anschläge

Parallel zu den invasiven Angriffen der Türkei und ihrer dschihadistischen Milizen beim Krieg auf Rojava kommt es vermehrt zu Anschlägen in Nord- und Ostsyrien. Am Sonntag, dem Tag des Anschlags auf Abdulvahab, wurde in Tabqa (ath-Thaura) der Lokalpolitiker Abdullah Ahmed al-Sayil hingerichtet. Al-Sayil war Ko-Vorsitzender des Volkshauses im Bezirk al-Buhaira. Die Ortschaft liegt rund 60 Kilometer westlich der Stadt Raqqa. Nach Angaben des örtlichen Krankenhauses wurde der Politiker mit einem gezielten Kopfschuss hingerichtet.

Am 11. November wurde der armenisch-katholische Pfarrer Hovsep Bedoyan gemeinsam mit seinem Vater nahe Deir ez-Zor ermordet. Zu beiden Taten bekannte sich der sogenannte IS. Am selben Tag explodierten in Qamişlo zwei Bomben, die sechs Menschen in den Tod rissen.