Straßenszenen aus Efrîn

Trotz der Angriffe des türkischen Staates auf Efrîn verlässt kaum jemand die Region. Die Bevölkerung ist sogar aufgrund der vielen Menschen, die aus den von der Türkei angegriffenen Dörfern nach Efrîn geflohen sind, signifikant gewachsen.

Trotz der vom UN-Sicherheitsrat ausgerufenen Waffenruhe in Syrien setzt der türkische Staat seine Angriffe fort. Es kommen immer mehr Menschen nach Efrîn, da sie Dörfer und Kreisstädte auf der Flucht vor den Dschihadisten und der türkischen Armee verlassen mussten. Die Türkei versucht ihre Angriffe auf das dichtbevölkerte Stadtzentrum von Efrîn damit zu rechtfertigen, dass die YPG die Menschen am Verlassen der Stadt hindere. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Kommunen in Efrîn versuchen die Schutzsuchenden aus den Dörfern und Kreisstädten mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zu versorgen. In allen Wohnungen in der Stadt leben meist sogar mehr als zwei Familien. Aufgrund des massiven Bevölkerungsanstiegs werden auch leere Gebäude genutzt und Zeltstädte errichtet. Das Team von ANF hat mit einigen Menschen auf Efrîns Straßen gesprochen.

Trotz aller Schwierigkeiten geht unser Widerstand weiter.

Nachdem vom türkischen Staat der Meydankê-Staudamm und damit die einzige Wasserquelle von Efrîn angegriffen worden war, begannen Probleme mit der Wasserversorgung der Stadt. Daher wurden alte Brunnen reaktiviert, um den Bedarf der Menschen mit Wassertankwagen abdecken zu können. Die Ko-Vorsitzende einer Kommune in der Hareta-Melayî-Straße, Rewşen Hesen, verteilt selbst mit einem Tankwagen der Stadtverwaltung in der Straße Wasser an die Bevölkerung. Sie sagt, es sei eine schwere Zeit, die man jedoch überwinden werde: „Der türkische Staat will die Menschen aus Efrîn vertreiben. Aber wir sind hier und gehen nirgendwo hin. Jeden Tag migrieren Menschen in die Stadt. Auch wenn das die Lage für uns etwas schwerer macht, werden wir gemeinsam mit unserer Bevölkerung die Probleme überwinden.“

„Wir werden unser Land nicht verlassen“

Viele Familien aus den Dörfern und Kreisstädten von Efrîn leben in Rohbauten, denen Türen und Fenster fehlen.

Selwa Muxtar berichtet, dass sie gemeinsam mit vier Familien, insgesamt 20 Personen, in einem Raum ohne Türen und Fenster lebe: „Wir werden unser Land trotzdem nicht verlassen. Wohin sollen wir auch gehen? Ja, es ist schwer, wir haben keinen Strom, wir haben kein Wasser, wir haben unsere Häuser verlassen, ohne irgendetwas mitnehmen zu können, aber wir werden unser Land niemals verlassen.“

Şirîn Hemûdê berichtet, dass sie sogar mit 33 Personen in einem Zimmer lebe, aber Efrîn auf keinen Fall verlassen werde.

Unterstützung aus Cizîre für den Widerstand

Als wir Haretê Melayî verlassen und auf dem Newroz-Platz ankommen, sehen wir viele Busse, die aufgrund des starken Verkehrs nur langsam vorankommen. Wir steigen in einen Bus und treffen dort Menschen, die aus ganz Nordsyrien gekommen sind, um den Widerstand von Efrîn zu unterstützen.

Der türkische Staat will Syrien aufteilen

Als wir vom Newroz-Platz zum Mehmûdiyê-Viertel fahren und dann in Richtung Freiheitsplatz aufbrechen, treffen wir eine Gruppe von arabischen, aramäischen, assyrischen und kurdischen Menschen aus Til Temir, die nach Efrîn gekommen ist, um sich dem Widerstand anzuschließen. Xelef Ineha erklärt uns gegenüber, dass der türkische Staat ein Auge auf Syrien geworfen habe: „Wir leben hier in Syrien als Araber*innen, Kurd*innen, Suryoye und Drus*innen alle gemeinsam in Geschwisterlichkeit. Die Invasion des türkischen Staates zielt auf unsere Einheit. Wir müssen dem gemeinsam entgegenstehen. Der syrische Staat erfüllt seine Aufgabe nicht und schweigt zur türkischen Invasion. Aber wir als Völker Syriens werden diese Besatzung niemals akzeptieren.“