„Solange Xakurkê existiert, bleibt Qendîl ein Traum des Feindes“

Wir haben mit Guerillakämpfer*innen aus dem Widerstand gegen die türkische Besatzungsoperation in Xakurkê gesprochen. Sie sagen: „So lange es Xakurkê gibt, bleibt Qendîl für den Feind ein Traum.“

Die Guerillakämpferinnen und -kämpfer in der südkurdischen Region Xakurkê im Grenzgebiet zum türkisch besetzten Nordkurdistan haben die Entwicklung ihrer im Frühling begonnenen „revolutionären Offensive Şehîd Agirî und Şehîd Pîroz“ einer Bewertung unterzogen. Dabei wiesen sie auf die effektiven Aktionen im Rahmen der Offensive hin und machten gegenüber ANF deutlich: „Zwar gibt es die entwickelten Technologien des 21. Jahrhunderts, wir verfügen jedoch über eine Landschaft, die ihren Kindern die Arme geöffnet hat.“ Sie betonten, dass sie das türkische Militär in Xakurkê besiegen werden. Wir sprachen darüber mit der YJA-Guerillera Mizgîn Kurdistan und dem HPG-Guerillero Herekol Şiyar.

Während der Offensive wurden von den YJA-Star viele sehr wirkungsvolle eigenständige Aktionen durchgeführt. Wie bewerten Sie als YJA-Star-Kämpferin diese autonomen Frauenaktionen?

Mizgîn Kurdistan: Wir führen von Şemzînan bis ins Bradost-Gebiet sehr effektive Aktionen durch. Alle Freundinnen nehmen ihre Avantgarderolle in dieser Phase mit großer Entschlossenheit wahr. Der Widerstand der YJA-Star in Xakurkê beruht auf dem Widerstandserbe von Berîtan. Heute schreiten wir auf der Linie von Berîtan dem Sieg entgegen. Dieser Widerstand geht immer weiter. In Xakurkê akzeptieren wir keine Kapitulation. Wir lassen in diesem Kampf Axîn und Berîtan weiterleben. Damit übernehmen wir mit unseren Aktionen Verantwortung für dieses Erbe.

Der türkische Staat behauptet, dass Xakurkê geräumt sei. Trotz dieser Behauptung finden in Xakurkê überall effektive Aktionen statt. Wie bewerten Sie diese Situation?

Der Feind behauptet jeden Tag, die Guerilla besiegt zu haben und dass keiner mehr übrig sei. Aber man muss sich angesichts dieser Lügenmeldungen schon fragen, wer denn, wenn es in dem Gebiet keine Guerilla mehr gibt, die Soldaten dort tötet. Wer macht diese starken Aktionen? Unsere Freund*innen sind im Moment in Xakurkê überall in Stellung. Der türkische Staat setzt seine ganze Ökonomie für diesen Krieg ein und kann dennoch kein Ergebnis erzielen. Es gibt nicht einen Schlag, der uns getroffen hat. Im Gegenteil, unsere Freund*innen führen jeden Tag, manchmal sogar dreimal am gleichen Tag Aktionen gegen denselben Berggipfel durch. Wir lassen die ganze hochentwickelte Technik mit einfachen Taktiken ins Leere laufen. Jeden Tag fallen hier Bomben und es wird ein regelrechtes Massaker an der Natur verübt. Aber die Lage des türkischen Staats ist aussichtslos und er scheitert hier.

Sie haben von einem Massaker an der Natur gesprochen. Was denken Sie dazu?

Die Welt weiß, was für ein Staat der türkische Staat ist. Er hat sich ein derartig faschistisches Denken zu eigen gemacht, dass er selbst die Geographie Kurdistans nicht tolerieren kann. Das Ziel des Feindes ist alles, was Kurdistan ausmacht, zu vernichten. Das ist ein offensichtlicher Fakt. Es findet ein Massaker an der Natur Kurdistans statt. Der Feind hat selbst vor unserem Land solche Angst, dass er es unbedingt vernichten will. Das System, das wir auf den Gedanken unserer Führung aufbauen wollen, bedeutet sein Ende. Er sieht seine Existenz von unserer Vernichtung abhängig. Dass der Feind ein paar Gipfel erobert, ist kein Erfolg. Diese Gipfel sind unter unserer Kontrolle, sie sind unser Gebiet, unser Boden. Wir sind bereit, bis wir einen zu unserem Land passenden Sieg erringen, jeden Tag noch entschlossener Widerstand zu leisten.

Wie Sie sagten, befindet sich in Xakurkê die Guerilla überall in Stellung und führt wirkungsvolle Aktionen durch. Können Sie die Lage noch einmal etwas genauer beschreiben?

Herekol Şiyar: Das türkische Militär versucht seit einer Weile eine Besatzungsoperation. In diesem Zusammenhang werden verschiedene Falschmeldungen zur Desinformation verbreitet. Es wird so getan, als wäre man mit Xakurkê fertig und würde nun auf Qendîl vorrücken. Solche Nachrichten entbehren jeglicher Grundlage. Wir sind ja hier in Xakurkê. Wären wir nicht selbst hier, würden wir vielleicht den türkischen Medien glauben und davon ausgehen, dass Xakurkê besetzt ist. Das Gebiet, das sie besetzt halten, ist der Tepê Lêlîkan im Kreis Sidekan. In den von einer Hand geführten türkischen Medien wird dieser Gipfel, der gar nichts mit Qendîl zu tun hat, gezeigt und es wird behauptet, das wäre Qendîl. Man sieht Qendîl von diesem Punkt aus nicht einmal. Das „heldenhafte türkische Militär“ glaubt einen Sieg erringen zu können, indem es sich hinter seiner Technologie versteckt. Aber wir sind die Guerilla, wir sind eine kreative Kraft.

Wir geben unserem Volk unser Wort

Diejenigen, die behaupten, die Guerilla sei hier am Ende, sollen herkommen und dann können sie die Situation aus der Nähe betrachten. Wenn es sehr Mutige gibt, dann sollten sie nicht nach Xakurkê, sondern nach Sidekan kommen und dann können sie die Situation der Soldaten, ihre Hilferufe und ihre psychische Situation in den Stellungen sehen. Wir sind die Kinder dieser Böden, wir kommen aus den Bergen. Den Soldaten ist diese Landschaft fremd. Bei jeder Aktion, die wir machen, rufen sie um Hilfe.

Ich möchte dies noch einmal betonen, wir lieben den Krieg oder das Töten von Menschen nicht. Aber das ist unser Land. Wir haben unserem Volk unser Wort gegeben, solange es uns gibt, wird niemand unser Volk unterdrücken. Wir ziehen unsere Kraft aus der Ideologie unserer Führung. Wir haben unser Wort gegeben, erfolgreich zu sein. Wenn der Feind über die zweitgrößte NATO-Armee und die Technologie des 21. Jahrhunderts verfügt, dann haben wir unsere Berge, die ihre Kinder mit offenen Armen an ihre Brust nehmen.

Sie sagten, Sie sind trotz der von der türkischen Armee eingesetzten Technologie erfolgreich. Woran liegt das?

Das liegt an der Hoffnung und dem Glauben an die Revolution. Diese Revolution wird wirklich werden. Wir haben ein Versprechen gegeben und daran halten wir uns. Unsere Aktionen mögen für manche eine Überraschung darstellen, aber für uns ist es keine. Der türkische Staat hat noch seinen Geheimdienst und seine Technologie, aber sonst bleibt ihm nichts. Die Soldaten haben nicht die notwendige Einstellung, um gegen uns zu kämpfen. Auf den Gipfeln, auf denen sie stationiert sind, trauen sie sich vor Angst nicht einmal die Köpfe zu heben. Sie kennen die Umgebung nicht. Wo wir auch sein mögen, wir werden dem türkischen Staat und seinen Soldaten keinen ruhigen Atemzug gönnen.

Wie sieht es mit der psychischen Situation der Soldaten aus?

Die Soldaten haben große Angst. Das können wir an ihren Stellungen sehen. Sie haben die Orte, an denen sie sich befinden, mit aller verfügbaren Technik abgeschirmt. Wir kämpfen hier nicht gegen Menschen. Wir kämpfen hier nicht gegen die Präsenz der Soldaten, sondern gegen ihre Technik. Sie haben sich mit allen denkbaren schweren Waffen umgeben. Wenn wir uns bewusst kurz zeigen, dann bombardieren sie bis in die Morgenstunden ihre ganze Umgebung. Sie wissen nicht einmal, ob Guerillaeinheiten da sind oder nicht. Xakurkê ist für seinen Widerstand bekannt. Das ist unser Boden. Wir werden die Niederlage des türkischen Staates hier alle gemeinsam verfolgen.