Sea-Eye und MOAS beginnen mit enger Zusammenarbeit

Seenotretter*innen von MOAS kehren mit der SEA-EYE 4 aufs Mittelmeer zurück. Eine staatliche Seenotrettung ist weiterhin nicht in Sicht.

Die Hilfsorganisationen Sea-Eye und MOAS haben eine intensive Zusammenarbeit zur gemeinsamen Durchführung von Such- und Rettungsmissionen mit der SEA-EYE 4 auf dem zentralen Mittelmeer vereinbart. Die SEA-EYE 4 ist ein 48 Jahre altes Offshore-Versorgungsschiff. Sea-Eye erwarb das Schiff mit der maßgeblichen Unterstützung des Bündnisses zur Unterstützung der zivilen Seenotrettung United4Rescue und baut es derzeit zum Rettungsschiff um.

Das gemeinsame Ziel beider Organisationen ist es, operativ zusammenzuarbeiten, um gemeinsam mehr Menschenleben zu retten und Aufmerksamkeit für die Menschen zu erzeugen, die weiterhin durch die EU-Abschottungspolitik im Mittelmeer sterben.

Gemeinsam Menschenleben retten

„Wir glauben fest daran, dass es niemand verdient, auf See auf der Suche nach Sicherheit zu sterben, deshalb haben wir 2013 MOAS gegründet: um Leben zu retten. Wir freuen uns sehr über diese Partnerschaft mit Sea-Eye, um unser Wissen und unsere Erfahrung mit SAR(Search and Rescue)-Einsätzen zu teilen.

Zwischen 2014 und 2017 haben wir mit unseren Einsätzen im Mittelmeer und in der Ägäis mehr als 40.000 Menschen gerettet. Nun wollen wir gemeinsam mit unseren Partnern so viele gefährdete Menschen wie möglich retten. Die Zivilgesellschaft ist der festen Überzeugung, dass die Umsetzung von #SafeAndLegalRoutes of Migration wichtig ist, um weitere Todesfälle auf See zu vermeiden”, sagt Regina Catrambone, Direktorin von MOAS.

„Wir sind stolz darauf, die Seenotretter*innen von MOAS auf unserem Schiff zurück in den Einsatz zu bringen. Für Sea-Eye ist das ein Meilenstein. Unsere operative Zusammenarbeit hat vor allem ein Ziel: gemeinsam mehr Menschenleben zu retten. Zwischen 2016 und 2017 begegneten sich die Crews von Sea-Eye und MOAS im Rettungseinsatz. Nun arbeiten wir zusammen auf der SEA-EYE 4“, sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e. V.

MOAS war die erste Hilfsorganisation, die seit 2014 auf dem zentralen Mittelmeer aktiv wurde, um Menschen vor dem Ertrinken zu retten. Die gemeinsamen Missionen mit der SEA-EYE 4 sind ab Februar 2021 geplant. Die Einsatzpläne dazu werden in den kommenden Wochen gemeinsam entwickelt. MOAS wird Sea-Eye mit professionellem Personal, gemeinsamen Such- und Rettungstrainings, strategischer Expertise und mit einer internationalen Spendenkampagne unterstützen.

Mehr als 700 Menschen 2020 im Mittelmeer ertrunken

Im laufenden Jahr hat insbesondere die Covid19-Pandemie zu einer weiteren Verschlechterung der Situation für schutzsuchende und flüchtende Menschen geführt, da viele Länder ihre Grenzen schlossen. Mittelmeeranrainer wie Malta, Italien, Griechenland und Spanien werden weiter von den anderen EU-Mitgliedsstaaten bei der Aufnahme von Geflüchteten im Stich gelassen. Deutschland kam in 2020 seinen Zusagen zur Aufnahme von Geflüchteten nur schleppend nach. Der deutsche Verkehrsminister und der deutsche Innenminister versuchten sogar, den Einsatz von deutschen Schiffen zur Seenotrettung zu verhindern. Eine staatliche Seenotrettung ist weiterhin nicht in Sicht. Mehr als 700 Menschen sind deshalb, allein im zentralen Mittelmeer, in diesem Jahr im Mittelmeer ertrunken.

„Wir nehmen die SAR-Operationen mit der Absicht wieder auf, so viele Leben wie möglich zu retten, die an Bord von seeuntüchtigen Booten Schutz vor Krieg, Folter und Hungersnot suchen. Auch wenn wir die Instabilität und die anhaltenden Konflikte, die die Menschen zwingen, ihre Länder zu verlassen, nicht beenden können, so haben wir doch eine Chance, die Zahl der Todesopfer auf See zu verringern, indem wir denjenigen Hilfe leisten, die in ihrer Verzweiflung weiterhin versuchen, das Mittelmeer zu überqueren”, so Regina Catrambone weiter.

„Die gemeinsamen Missionen mit der SEA-EYE 4 sind ab Februar 2021 geplant. Die Einsatzpläne dazu werden in den kommenden Wochen gemeinsam entwickelt“, sagt Jan Ribbeck, Vorstand und Einsatzleiter von Sea-Eye e. V.

Titelfoto: Maik Lüdemann