Nuri Mahmud: Keine Minderjährigen in Kampfverbänden

YPG-Sprecher Nuri Mahmud hat ein weiteres Mal betont, dass die Volksverteidigungseinheiten in Rojava keine minderjährigen Mitglieder haben. Das gilt für alle bewaffneten Verbände in der Autonomieregion in Nordostsyrien.

YPG-Sprecher Nuri Mahmud hat erneut betont, dass die Volksverteidigungseinheiten in Rojava keine minderjährigen Mitglieder haben. Gegenüber ANHA dementierte er Berichte in PDK-nahen Medien über die vermeintliche Zwangsrekrutierung von Kindersoldaten. Zuvor hatte bereits das Investigativ-Portal „Proaktif Atölye“ die vom PDK-Geheimdienst Parastin lancierten Geschichten über angeblich von der PKK in Syrien für den bewaffneten Kampf verschleppte Minderjährige als Falschangaben aufgedeckt.

Nuri Mahmud erklärte, dass die Behauptungen jeglicher Grundlage entbehren und die YPG sich an das im Juni 2019 mit den UN geschlossene Abkommen gegen die Rekrutierung von Kindersoldaten halten. Die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien sei weltweit führend im revolutionären Kampf und stehe daher im Zentrum der psychologischen Kriegsführung durch die Türkei und verbündete Kräfte, so der YPG-Sprecher:

„Mit dem Spezialkrieg soll der revolutionäre Kampf beendet und das Ansehen der Institutionen in Rojava zerstört werden. Kinder sind die Zukunft der Gesellschaft. In unseren Gebieten werden auch bei Minderjährigen keine Unterschiede hinsichtlich der ethnischen Herkunft oder des religiösen Hintergrunds gemacht. Alle unter 18-Jährigen stehen unter besonderem Schutz. Das gilt für alle Einrichtungen in Nord- und Ostsyrien. Kinder werden im Sinne einer ethischen Gesellschaft erzogen.“

Mahmud betont, dass der Ausschluss von Minderjährigen für alle militärischen Verbände in den Autonomiegebieten gilt: „Wenn Minderjährige zu uns kommen, leiten wir sie an die Autonomiebehörde weiter. Es kommt vor, dass Jugendliche wegen familiärer Probleme von Zuhause weglaufen. Die Autonomiebehörde sucht dann nach Lösungen und sorgt dafür, dass sie weiter zur Schule gehen. Das in Rojava entstandene demokratische System ist von elftausend Gefallenen erkämpft worden. Die Gegner dieses Systems werden mit ihrer Antipropaganda ihr Ziel nicht erreichen.“

Laut Nuri Mahmud werden vor allem Minderjährige als politisches Mittel der psychologischen Kriegsführung benutzt. Er weist darauf hin, dass in den von der Türkei besetzten Gebieten Drogenhandel und Prostitution weit verbreitet sind.

Verhaltenskodex der QSD

Die Demokratischen Kräfte Syriens (Quwwat Suriya ad-Dimuqraṭiya, QSD) haben im Juli 2020 einen Verhaltenskodex eingeführt, der verbindliche Regeln für alle Mitgliedsverbände festlegt und die Umsetzung der UN-Resolutionen 1998 und 2143 zum Schutz von Kindern in bewaffneten Konflikten sicherstellen soll. Die Erarbeitung dieses Mechanismus ist ein nächster Schritt für die Realisierung des Aktionsplans, den die QSD ein Jahr zuvor zur Beendigung der Rekrutierung von Kindersoldaten und der Prävention der Ausbeutung von Kindern in militärischen Konfliktgebieten mit den Vereinten Nationen unterzeichnet haben.

Die 2011 von den UN verabschiedete Resolution 1998 ist eine Ergänzung des Überwachungs- und Berichtssystems von Verbrechen gegen Kinder. Es dient der Veröffentlichung von Länderberichten über die Situation der Kinder in bewaffneten Konflikten und der Sammlung von Informationen über die sechs schweren Verbrechen gegen Kinder: Tötung und Verstümmelung; Rekrutierung und Einsatz von Kindersoldaten; Vergewaltigung und Anwendung sexueller Gewalt; Entführungen;  Angriffe auf Schulen und/oder Krankenhäuser; Verhinderung des Zugangs zu humanitärer Hilfe. Die Resolution verpflichtet Akteure, die sich in Konflikten befinden, das Recht von Kindern auf Bildung und Gesundheitsdienstleistungen zu gewähren.

Mit der Resolution 2143 aus dem Jahr 2014 ächtet der UN-Sicherheitsrat die Nutzung von Schulen und Universitäten als Militärbasen oder Waffendepots in bewaffneten Konflikten. Die Gründe sind naheliegend: Schulen werden damit zu militärischen Zielen, die Schüler zu menschlichen Schutzschilden. Selbst wenn Schüler die Gebäude während eines Konflikts verlassen, hat die Übernahme durch das Militär oder nichtstaatliche bewaffnete Gruppen für sie erhebliche negative Auswirkungen – der Schulbetrieb wird lahmgelegt, bei einer Zerstörung der Schule möglicherweise auf lange Sicht.