Nachruf auf gefallenen Guerillakommandanten Baz Azad Pîro

Baz Azad Pîro kämpfte 15 Jahre lang in der kurdischen Befreiungsbewegung und war unter anderem Frontkommandant bei der Verteidigung von Kobanê gegen den IS. Die HPG haben einen Nachruf veröffentlicht.

HPG

Die Volksverteidigungskräfte (HPG) haben den vor vier Jahren gefallenen Guerillakommandanten Baz Azad Pîro in einem Nachruf gewürdigt und Angaben zur seiner Identität veröffentlicht. Der in Amed geborene Kurde kämpfte 15 Jahre lang in der kurdischen Befreiungsbewegung und war unter anderem Frontkommandant bei der Verteidigung von Kobanê gegen den IS. Die HPG beschreiben Baz Azad Pîro als selbstlosen, herzlichen und aufrichtigen Menschen, der sich mit seinem ganzen Dasein dem Freiheitskampf widmete und Opferbereitschaft als Lebensform annahm. „Als seine Weggefährt:innen schätzen wir uns glücklich, einen Fedai-Kommandanten wie Baz Azad Pîro kennengelernt und mit ihm Schulter an Schulter für dieselben Ziele und Träume gekämpft zu haben“, heißt es in dem vom Pressezentrum der HPG veröffentlichten Nachruf. Der Familie und dem Volk Kurdistans sprachen die HPG ihr Beileid aus. Zur Identität des Gefallenen wurden folgende Angaben gemacht:
 

Codename: Baz Azad Pîro
Vor- und Nachname: Abdurrahman Aksal
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Fatma – Ömer
Todestag und -ort: 25. September 2020 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Baz Azad Pîro ist in einem Dorf in Amed-Pîran (tr. Diyarbakir-Dicle) zur Welt gekommen und mit der unverfälschten kurdischen Kultur aufgewachsen. Anfang der 1990er Jahre lernte er die ersten Guerillakämpfer:innen in der Region kennen und war von ihrer Haltung tief beeindruckt. Er ging nur kurze Zeit zur Schule und wehrte sich gegen den Versuch, ihn seiner Identität zu berauben und gemäß der türkischen Staatsdoktrin zu assimilieren. Durch seine Arbeit als Hirte entwickelte er ein naturnahes Verständnis vom Leben und hatte immer wieder die Gelegenheit, mit Guerillakämpfer:innen zu sprechen und die Welt bewusster wahrzunehmen. Die Politik der verbrannten Erde, mit der die vom Guerillakampf angeschlagene türkische Armee Tausende kurdische Dörfer zerstörte, löste große Wut bei ihm aus. Er wurde in der kurdischen Jugendbewegung aktiv und machte erste Erfahrungen auf ideologischer, organisatorischer und aktivistischer Ebene. Aufgrund seines erfolgreichen Engagements geriet er ins Visier der Behörden und wurde verhaftet. Nach einem Gefängnisaufenthalt setzte er seinen Kampf fort, 2005 schloss er sich der Guerilla in Amed an und kam für eine Grundausbildung in die Medya-Verteidigungsgebiete.


Baz Azad Pîro sagte einmal, dass die Guerilla die Hoffnung des kurdischen Volkes auf Freiheit sei und er bereue, sich nicht schon viel früher angeschlossen zu haben. Aufgrund seiner Lebenserfahrung und Reife nahm er schnell eine führende Rolle unter den neuen Kämpferinnen und Kämpfern ein und entwickelte sich zu einem natürlichen Kommandanten. Sein erstes Praxisgebiet war Xakurke. 2007 wurde er Teil der Sondereinheit Hêzên Taybet, die ideologischen Tiefgang und explizite Opferbereitschaft voraussetzt und eine intensive Ausbildung erfordert. Bis 2011 war er in strategisch wichtigen Arbeitsbereichen, ab 2012 hielt er sich in seiner Heimatregion Amed auf, um Grundlagen für den revolutionären Volkskrieg zu schaffen. Als der IS 2014 in Kurdistan einfiel, ging er nach Kobanê und beteiligte sich am Widerstand. Als Frontkommandant bewies er auch hier seine Führungsfähigkeiten. Obwohl er im Gefecht schwere Verletzungen am Bauch und Bein erlitt, kämpfte er bis zur Befreiung von Kobanê weiter. Danach kehrte er zurück in die Berge und nahm 2016 an einer Weiterbildung teil, bei der er seine bisherige Praxis und Persönlichkeit reflektieren konnte. Ihm wurde große Verantwortung übertragen, die er bis zuletzt als Revolutionär seines Volkes erfüllte.