Leyla Amed: Der Feind ist in Furcht in seinen Festungen gefangen

Leyla Amed, eine der Kommandantinnen der Frauenguerilla YJA-Star, sagt: „Der Feind wird immer in Furcht leben. Denn er weiß, Kurdistan ist nicht allein.“

Leyla Amed ist eine der Kommandantinnen der Frauenguerilla YJA Star und hat sich im Sender Stêrk TV über die Taktik der türkischen Armee und den Kampf der Guerilla in Nordkurdistan und den Medya-Verteidigungsgebieten geäußert.

Der türkische Staat kann trotz aller Angriffe offensichtlich den Guerillawiderstand nicht aufhalten. Der Kommandant Adil Bilika hat einmal gesagt: „Selbst wenn türkische Soldaten sich an den Händen halten und die Grenze schließen, werden wir durch sie hindurchgehen und kämpfen und Widerstand leisten, wo immer wir wollen.“ Inwiefern sind diese Worte im Kontext des aktuellen Krieges immer noch relevant?

Heval Adil war nach dem Aufbruch vom 1. Juni in den Jahren 2006–2007 nach Botan gegangen. Damals umzingelte der Feind Gabar. Heval Adil sagte: „Diese Belagerung wird unseren Kampf nicht stoppen. Im Gegenteil, sie wird der Grund für das Wachsen unseres Kampfes sein.“ Was er über dieses Kriegskonzept sagt, macht Sinn. Der Feind hat Kurdistan geteilt und versucht, seine Grenzen zu ziehen. Die Kinder dieses Volkes haben das nie akzeptiert. Seit seiner Gründung versuchte der türkische Staat, die Teilung Kurdistans mit verschiedenen Konzepten zu vertiefen. Er hat überall an der Grenze Stacheldraht verlegt und Militärfestungen gebaut. Mit dieser Politik sollte die Guerilla daran gehindert werden, Bakur (Nordkurdistan) zu betreten oder zu verlassen. Aber die Guerilla kommt nicht nur aus dem Süden. Es gibt eine große Beteiligung aus Bakur und den anderen Teilen.

YJA-Star-Kommandantin Leyla Amed bei Stêrk TV

Der Feind wollte verhindern, dass sich die Menschen der Guerilla anschließen, aber die Guerilla wuchs von Tag zu Tag. Niemand kann der Guerilla den Weg verstellen. Dieser Traum des Feindes wurde zunichte gemacht. Die Guerilla kam aus dem Unmöglichen und kämpft in diesen Bergen. Mit den Mitteln, die heute existieren, können sie die Guerilla niemals aufhalten. Weder dieses Land noch diese Menschen akzeptieren die Grenzen, denn Kurdistan ist eins. Mit ein paar Militärfestungen und ein paar besetzten Gipfeln kann die Einheit des kurdischen Volkes nicht aufgehalten werden.

Warum setzt der türkische Staat erneut bereits militärisch erfolglose Methoden ein?

Der Feind glaubt, er werde die Guerilla stoppen, indem er Militärfestungen errichtet. Er glaubt, dass die Guerilla nur einen Weg benutzt. Er weiß nicht, dass die Guerilla jeden Ort benutzt, um ihr Ziel zu erreichen. Der Feind denkt, er könnte die Guerilla bewegungsunfähig machen, wenn er Gebiete wie Cûdî oder Gabar besetzt. Er glaubt, dass wenn er die Verbindungen zwischen der Bevölkerung und der Guerilla unterbricht, die Guerilla nicht weiterexistieren könne. Wie bereits in der Vergangenheit täuscht er sich nur selbst. Die Methoden des türkischen Staates, die Öffentlichkeit zu belügen, haben noch nicht ihr Ende erreicht. Es gibt keinen Tag, an dem es keine Lügenmeldungen in der Staatspresse gibt. Die Medien werden als Mittel des Spezialkriegs eingesetzt. Angesichts des Guerillawiderstands ist diese Taktik und die Technik des Feindes vergeblich.

Was ist der Unterschied zwischen der türkischen Armee damals und heute?

In der Vergangenheit konzentrierte sich die Armee mehr auf eine Überzahl an Soldaten. Aber sie hat begriffen, dass dies nicht funktioniert. Die Soldaten sind in ihren Außenposten und Festungen gefangen. Deshalb verlassen sie sich jetzt vor allem auf die Technik, über die sie verfügen. Diesmal wollen sie mit Drohnen kämpfen und so die Kontrolle über Kurdistan und die Guerilla erlangen. Sie können es nicht, weil die Guerilla seit 40 Jahren ununterbrochen kämpft. Die Guerillakämpfer:innen sind die Kinder des Volkes, die in diesen Bergen kämpfen. Niemand im Krieg oder sonst wo kann sich so schützen wie sie in diesen Bergen.

Die Guerilla gestaltet sich selbst dem Geist der Zeit entsprechend. Heute sprechen wir von einer modernen Guerilla. Der türkische Staat kann gegen eine solche Guerilla keinen Erfolg haben. Wir hatten in der letzten Phase einige Verluste. Und das lag nicht daran, dass der Feind stark war, sondern an den Mängeln auf unserer Seite. Wenn wir keine Fehler machen, werden wir auf keinen Fall verlieren.

Der Feind versucht seit langem, die Region Cûdî einzukreisen. Sein Ziel ist es, die Guerilla dort zu liquidieren. Unsere Kräfte erlauben der türkischen Armee jedoch nicht, sich einfach so in der Region zu bewegen. Die Guerilla fügt dem Feind mit ihren Aktionen in der nordkurdischen Region Cûdî (Provinz Şirnex/Şırnak) schwere Schläge zu. Der Feind greift verzweifelt auf Lügen zurück und behauptet, er sei kurz davor, die Region Cûdî von der Guerilla zu ‚säubern‘. Das sind 40 Jahre alte Lügen des türkischen Staates. Sie lügen seit 40 Jahren und wir kämpfen seit 40 Jahren. Freund und Feind kennen uns gut. Sie wissen, wer wie kämpft, wer vernichtet wurde und wer Erfolg hatte. Diejenigen, die das wahre Gesicht des Feinds kennenlernen wollen, sollten ihren Blick der Region Cûdî zuwenden. Sie sollen schauen, wer hier die Region von wem säubert.

Wie entwickelt sich die Lage aufgrund der permanenten Angriffe des türkischen Staates?

Manche Jahreszeiten nennen wir Guerillajahreszeiten. Mit dem Frühling beginnen die Bewegungen der Guerilla. Der Frühling ist die Zeit der Aktionen. Das bedeutet aber nicht, dass die Guerilla nicht auch im Winter Aktionen durchführt. Der saisonale Faktor beeinflusst die Aktivität der Guerilla, aber in einigen Gebieten hat die Guerilla die Möglichkeit, Aktionen durchzuführen. In der letzten Zeit kann der Feind nur Luftoperationen durchführen. Im Gelände kann er sich nicht in Ruhe bewegen. Er kann Operationen nur in Gebieten durchführen, die für die Guerilla ungünstig sind, wie zum Beispiel auf Almen. Selbst bei diesen Operationen wagt er keinen Schritt ohne Aufklärungsflugzeuge. Dies gilt auch für die Soldaten in den Außenposten und Festungen. Sie bauen so viele Festungen in Kurdistan, aber sie fürchten immer noch um ihre Sicherheit. Sie werden immer mit dieser Angst leben. Weil der Feind weiß, Kurdistan ist nicht allein.

Welche Folgen hat diese Situation für die türkische Armee?

Die Armee hat die Kontrolle am Boden verloren. Ihre Präsenz in Kurdistan beschränkt sich auf Außenposten und Militärfestungen, in denen sie de facto Gefangene sind. Die Angst, die die Guerilla bei ihnen hervorgerufen hat, zwingt sie zu dieser Haltung. Sie waren voller Vertrauen in ihre Technik, aber siehaben gesehen, dass sie die Kraft der Guerilla nicht brechen konnten, und obendrein rutschten sie in eine Wirtschaftskrise. Als sie sahen, wie die Guerilla mit neuen Mitteln und Taktiken kämpft, versuchten sie, den Krieg durch käufliche Kontras und Kollaborateure zu führen. Die Guerilla führt nun verschiedene Aktionen gegen diese Methode durch. Sie kämpft nicht nur gegen die türkische Armee, sondern auch gegen die Verräter, die mit ihr zusammenarbeiten und an deren Händen das Blut des Volkes klebt. Sie werden entlarvt und bestraft. Diejenigen, die sich für Geld verkaufen und der Freiheit Kurdistans im Weg stehen, werden von nun an von unseren Kräften bestraft werden.

Rêber Apo (Abdullah Öcalan) leistet Widerstand gegen die schwere Isolation. Alle Menschen von sieben bis siebzig müssen sich an der von der KCK (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans) initiierten Offensive „Zeit für Freiheit“ beteiligen. Unsere Leute mögen arbeitslos sein, aber sie werden niemals aufhören zu kämpfen. Unser Volk hat die Phasen des Todes und des Kerkers hinter sich gelassen. Die PKK hat in unserem Volk diese Kraft geschaffen. Unser Volk ist mutig und überrennt den Feind mit diesem Mut. Das hat es immer wieder bewiesen.

Wenn der Feind sagt, dass er gewonnen hat, muss sich unser Volk erheben und sagen: „Ihr werdet niemals gegen uns gewinnen.“ Die Menschen sollten niemals Angst vor einer Verhaftung haben. Wenn es einen angemessenen Widerstand gegen Verfolgung und Besatzung gibt, dann wird es keine Kerker, keine Folter, keinen Tod geben.

So wie die Guerilla ihre Pflicht in den Bergen Kurdistans erfüllt, muss auch unser Volk seine Pflicht zur Selbstverteidigung erfüllen. Es darf dem Feind nicht erlauben, einfach so in Kurdistan einzumarschieren. Unser Volk muss den Feind verfolgen und Rechenschaft für jeden Tropfen Blut, den er vergossen hat, verlangen. Es ist Zeit, den Feind zu treffen. Wir sind nicht machtlos, wir verfügen über eine vierzigjährige Kampferfahrung. Dabei haben wir die Macht, den Feind zu besiegen. Der Feind ist so geschwächt, dass der Erfolg unmittelbar bevorsteht, wenn wir unsere Mission erfüllen.