IRGC setzt Angriffe auf Südkurdistan fort

Den dritten Tag in Folge bombardiert Iran das Grenzgebiet auf dem Territorium der Kurdistan-Region Irak – als Reaktion auf die Protestwelle, die das Land seit dem Tod von Jina Mahsa Amini erfasst. Ein Ende der Angriffe ist erstmal nicht abzusehen.

Den inzwischen dritten Tag in Folge bombardiert die iranische Revolutionsgarde (IRGC) Gebiete auf dem Territorium der Kurdistan-Region Irak (Südkurdistan). Ziel der Artillerieangriffe und Drohnenschläge seien „Stützpunkte sowie Ausbildungslager“ der Demokratischen Partei Kurdistans-Iran (PDK-I) und Komala, ließ die IRGC am Montag wieder verlauten. Beide Organisationen gehören dem Zentrum für Kooperation der Parteien Ostkurdistans an, die nach dem Tod der 22-jährigen Kurdin Jina Mahsa Amini in Gewahrsam der iranischen Sittenpolizei zu einem Generalstreik gegen den herrschenden Klerus mobilisiert hatte.

Tatsächlich richten sich die Angriffe auch gegen zivile Siedlungsgebiete in höher gelegenen Bergregionen. Primäres Ziel sind weiterhin Orte in der Grenzregion Sîdekan (Bradost), die im Verwaltungsbereich der Regierung in Hewlêr (Erbil) liegt. Insbesondere die Ausläufer des Berbizina-Gipfels sowie der Çiyayê Helgurd in Balekayetî, zweithöchster Berg Südkurdistans, befinden sich weiter im Fokus der IRGC. Das bestätigte am Montag auch die kurdische Menschenrechtsorganisation Hengaw und berichtete von intensiven Drohnenaktivitäten sowie Kampfflugzeugen über der Region.

Die IRGC begründet ihr kriegerisches Vorgehen gegen Südkurdistan damit, Mitglieder von der PDK-I und Komala seien „illegal“ in iranische Grenzstädte eingedrungen, um „auf bösartige Weise die Unruhen“ im Land zu unterstützen. Der politischen Führung in Hewlêr warf die paramilitärische Organisation des iranischen Regimes vor, die Aktivitäten der ostkurdischen Opposition nicht zu verhindern, und drohte mit weiteren Angriffen: Die „Operation“ werden bis auf Weiteres fortgesetzt werden, hieß es. Ein Ende der Bombardierungen ist damit erstmal nicht abzusehen.

Besorgniserregende Luftaktivitäten der iranischen Streitkräfte wurden am Montag auch in verschiedenen Städten Ostkurdistans beobachtet. In Seqiz (Saqqez), Şino (Oshnavieh) und Bane etwa kreisten iranische Armee-Hubschrauber im Tiefflug über Wohngebieten, um die Bevölkerung in Panik zu versetzen. Die Aggression der Regimetruppen ist eine Reaktion auf die Protestwelle, die durch den Tod von Jina Mahsa Amini ausgelöst wurde. In Şino und anderen Regionen an der Grenze zu Südkurdistan war es der Bevölkerung in den vergangenen Tagen zeitweise gelungen, iranische Sicherheitskräfte aus ihren Städten zu verdrängen.

Türkische Luftangriffe auf Şarbajêr

Erschwerend kommt in Südkurdistan hinzu, dass parallel zu den Bombardierungen durch Iran auch Angriffe seitens der Türkei erfolgen. Am Nachmittag flogen Kampfflugzeuge der türkischen NATO-Armee mehrere Angriffe auf die Region Şarbajêr nördlich der Metropole Silêmanî.

Betroffen waren Gebiete in unmittelbarer Nähe des Dorfes Gelale an den Ausläufern des Asos-Gebirges, wo die in Rojhilat aktive Partei für ein freies Leben in Kurdistan (PJAK) sowie deren Guerillaorganisation YRK (Verteidigungskräfte Ostkurdistans) mehrere Basislager betreiben. Nach Angaben des Landrats der für Gelale zuständigen Gemeinde Mawet wurden insgesamt fünf Ziele attackiert, teilweise in zwei Angriffswellen. Ob Menschen dabei zu Schaden gekommen sind, war bis zuletzt unklar.