Eskalation in Südkurdistan: Ismail Özen appelliert an Barzanî

In Südkurdistan droht ein weiterer Krieg zwischen PKK und PDK. Der Hamburger Profiboxer Ismail Özen appelliert an den PDK-Vorsitzenden Mesûd Barzanî, sich an sein Versprechen zu halten und keinen weiteren „Bruderkrieg“ zuzulassen.

Der Hamburger Profiboxer Ismail Özen hat einen Appell gegen den drohenden „Bruderkrieg“ in Südkurdistan veröffentlicht. Der Aufruf richtet sich an die gesamte kurdische Öffentlichkeit, aber insbesondere an den PDK-Vorsitzenden Mesûd Barzanî. Dieser habe die Mittel, einen innerkurdischen Krieg zu verhindern, schreibt Özen auf Twitter.

Hintergrund des Appells ist die Sorge um einen erneuten Krieg zwischen der PKK und der PDK. In der südkurdischen Autonomieregion spitzt sich der von Hewlêr ausgehende Konflikt mit der kurdischen Befreiungsbewegung wieder zu, nachdem Sondereinheiten der Peschmerga in die von der Guerilla kontrollierten Medya-Verteidigungsgebiete verlegt worden sind.

In Ismail Özens Appell heißt es:

„Als Sportler beobachte ich die Entwicklungen in Südkurdistan mit Sorge und Bedauern. Durch die Verlegung militärischer Kräfte der PDK in Guerillagebiet besteht das Risiko, dass es zu Kämpfen mit der PKK kommt. Wie bereits in der Vergangenheit nützen Kämpfe unter der Kurden auch heute lediglich der Türkei. Sollte es dazu kommen, verlieren dadurch alle Kurdinnen und Kurden.

Erdogan verfolgt das Ziel, einen innerkurdischen Krieg anzuzetteln und alle kurdischen Errungenschaften zu zerstören. Die Türkei ist dagegen, dass Kurden irgendwo gleiche Rechte bekommen. Was heute jedoch zählt, sind nicht die Wünsche Erdogans, sondern die der kurdischen Gesellschaft und Parteien. Die kurdischen politischen Parteien müssen ihre Probleme über einen Dialog lösen. Alle Beteiligten besitzen die dafür notwendige politische Reife und Erfahrung. Wird dieser Weg nicht eingeschlagen, verlieren die Kurden nicht nur ihre schwer erkämpften Errungenschaften, sondern gleich ein weiteres Jahrhundert.

Die kurdische Gemeinschaft kann sich nicht den Luxus leisten, ein weiteres Jahrhundert zu verlieren und historisch bedeutsame Gelegenheiten zu verpassen. Den kommenden Generationen sollte kein Erbe hinterlassen werden, das sie bedauern und dessen sie sich schämen müssen.

Den Aufruf von Murat Karayilan zu einem Dialog für die Lösung der Probleme finde ich wertvoll. Mesûd Barzanî hat zu einem früheren Zeitpunkt einmal geschworen, keinen weiteren Birakujî [Brudermord] zuzulassen. An ihn richte ich den Appell, einen drohenden Krieg zu verhindern. Er hat die dafür notwendige Stärke und die Mittel. Diese Verantwortung obliegt gleichzeitig auch der gesamten kurdischen Gesellschaft und allen politischen Kreisen. Wenn wir schweigen, machen wir uns mitverantwortlich.“