Drei HPG-Kämpfer in Hinterhalt des iranischen Regimes gefallen

Rênas Civyan, Hogir Botan und Berxwedan Goyî sind in Kotol gefallen. Die Guerillakämpfer befanden sich auf dem Weg nach Bakur, als sie in Rojhilat in einen Hinterhalt iranischer Truppen gerieten.

Rênas Civyan, Hogir Botan und Berxwedan Goyî

Die Guerillakämpfer Rênas Civyan, Hogir Botan und Berxwedan sind in Rojhilat (Ostkurdistan) in einem Hinterhalt von Truppen des iranischen Regimes gefallen. Wie die Volksverteidigungskräfte (HPG) am Freitag bekannt gaben, ereignete sich der tödliche Angriff im Juli im westlich von Xoy gelegenen Kotol (Qatur). Der Ort liegt unweit der iranisch-türkischen Grenze gegenüber von Wan (tr. Van). Den Angaben nach befanden sich die Kämpfer auf dem Weg nach Nordkurdistan, als sie ins Visier der Regimetruppen gerieten. Die HPG sprachen den Angehörigen der Gefallenen und der kurdischen Bevölkerung angesichts des Verlusts ihrer Mitglieder ihr Mitgefühl aus. Über die Biografie der Gefallenen teilte die Organisation mit:

                                  

Codename: Rênas Civyan

Vor- und Nachname: Bedran Erin

Geburtsort: Colemêrg

Namen von Mutter und Vater: Pakize – Refik

Todestag und -ort: 19. Juli 2024 / Kotol

 

 

Codename: Hogir Botan

Vor- und Nachname: Şerif Adlım

Geburtsort: Şirnex

Namen von Mutter und Vater: Hediye – Abdulvahap

Todestag und -ort: 19. Juli 2024 / Kotol

 

 

Codename: Berxwedan Goyî

Vor- und Nachname: Rizgar Kara

Geburtsort: Etrûş

Namen von Mutter und Vater: Esmer – Muhammed

Todestag und -ort: 19. Juli 2024 / Kotol

 

Rênas Civyan

Rênas Civyan wurde in Gever (Yüksekova) in der nordkurdischen Provinz Colemêrg (Hakkari) geboren. Er wuchs in einem vom Widerstand gegen die staatliche Unterdrückung geprägten Umfeld auf und lernte die kurdische Befreiungsbewegung bereits im Kindesalter kennen, da zahlreiche Familienmitglieder Teil von ihr waren, darunter der Guerillakommandant Egîd Civyan (Vahdettin Karay). Die Realität zwischen dem ständigen Kampf um die eigene Existenz, Sprache und Kultur und dem Krieg des türkischen Staates, der mit einer Mentalität des Rassenfanatismus geführt wird, führten bei Rênas Civyan schon früh zu einer Auseinandersetzung mit den Widersprüchen des Systems.


Die Wut, die sich in ihm aufgrund der Unterdrückung in Kurdistan entwickelte, kanalisierte er als junger Heranwachsender in Aktionismus unter dem Dach der Revolutionären Jugend Kurdistans. In diesem Sinne beteiligte er sich auch an den Serhildan (Aufständen) in Gever. Beeinflusst davon, dass Menschen aus seinem nahen Umfeld bei Angriffen auf die Guerilla ums Leben kamen, ging er 2014 selbst in die Berge. Seine militärische Grundausbildung erhielt er in den Medya-Verteidigungsgebieten, wo er sich in der Folgezeit im akademischen Bereich engagierte und tiefgreifende Kenntnis der Kunst des Krieges – Taktik, operatives Vorgehen und Strategie – aneignete. Ab 2015 war er rund drei Jahre lang an verschiedenen Fronten des Krieges im Einsatz. 2018 wurde er Teil der Sondereinheit Hêzên Taybet, die besondere Opferbereitschaft und ideologischen Tiefgang voraussetzt, um auf höchstem Niveau zu kämpfen.


Hogir Botan

Hogir Botan wurde in Cizîr (Cizre) in der Provinz Şirnex (Şırnak) geboren, wuchs aber zunächst im Westen der Türkei und später in Dîlok (Antep) auf, da seine Eltern ihre Heimat aufgrund der staatlichen Vertreibungspolitik in den 1990er verlassen mussten. Dass den Kurdinnen und Kurden in der Türkei ihre Identität abgesprochen wurde und ihre Kultur mit Gewalt unterdrückt wird, spürte er schon als Kind; Stigmatisierung, Kriminalisierung, Diskriminierung und Anfeindungen gehörten zum Alltag der Familie.


Diese Erfahrungen erzeugten eine tiefe Wut bei Hogir Botan. Als er zum Studieren nach Ankara ging, lernte er an der Universität Mitglieder der kurdischen Jugendbewegung kennen. Hier setzte er sich erstmals auch intensiv mit dem von der PKK angeführten Befreiungskampf in Kurdistan auseinander. Geprägt vom Widerstand für Selbstverwaltung 2015 beteiligte er sich an vielen verschiedenen Aktionen und geriet so ins Visier des Staates. In der Folge wurde er verhaftet und befand sich rund zwei Jahre im Gefängnis. Kaum wurde er entlassen, ging er in die Berge. Seither war er bei der Guerilla in Südkurdistan.


Berxwedan Goyî

Berxwedan Goyî kam in Etrûş im Süden Kurdistans zur Welt. Seine Familie stammte aus der nordkurdischen Botan-Region und musste die Türkei aufgrund von staatlicher Unterdrückung verlassen. Er wuchs daher im selbstverwalteten Flüchtlingslager Mexmûr auf, wo er in der Schule in seiner kurdischen Muttersprache unterrichtet wurde und sich als Heranwachsender an den Aktivitäten im Camp beteiligte. 2015 ging er in die Berge und schloss sich der Guerilla an. Auslöser dieser Entscheidung war der Einsatz der PKK gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) in Şengal, Mosul und Mexmûr. Der IS hatte 2014 weite Teile des Irak und Syriens überrannt und eine Schreckensherrschaft installiert. Über die Staatsgrenzen hinweg rief die Dschihadistenmiliz ein „Kalifat“ aus und verübte Massaker, denen unzählige Menschen zum Opfer fielen.