Avaşîn: „Verbrannte Erde“ als letzter Anlauf

Das türkische Militär muss in Avaşîn täglich Schläge am Boden einstecken. Immer mehr wird auf eine Politik der „verbrannten Erde“ gesetzt, die die Flora und Fauna im Widerstandsgebiet vernichtet.

Seit Beginn der türkischen Invasion in den Regionen Zap, Avaşîn und Metîna ist das Gebiet in Südkurdistan Schauplatz heftigen Widerstands der Guerilla. Die türkische Armee wird von der Guerilla in nie zuvor dagewesener Weise aus der Luft, am Boden und sogar aus Tunneln heraus attackiert. Versuche, die Tunnelsysteme der Guerilla zu stürmen, sind gescheitert. Die Besatzer setzen bei der Invasion nicht nur chemische Kampfstoffe ein, sondern führen einen Krieg direkt gegen die Natur der Region. Seit einer Woche werden die Bombardements in der Region Avaşîn massiv ausgeweitet. Waldgebiete sind in Brand geschossen worden. Die Guerillakämpfer:innen sehen diese Taktik als „Eingeständnis der Niederlage der türkischen Armee“. Eine naheliegende Interpretation, da die Brände zeigen, dass die vorher gestarteten Bodenoperationen allesamt gescheitert sind.


Widerstand zwang türkische Armee Taktik zu ändern

Das erste Ziel der türkischen Armee in der Region Avaşîn war es, die Kriegstunnel der Guerilla zu stürmen. Diese ausgedehnten Tunnelsysteme sind sowohl Ort zum Leben als auch Kampfstellungen der Guerilla. Zwischen dem 23. April und dem 3. Mai versuchte die türkische Armee, die Kriegstunnel in Mamreşo und Mervanos zu stürmen und die Guerilla zur Aufgabe zu zwingen. Das Gegenteil geschah, nach schweren Verlusten musste sich die türkische Armee schließlich zurückziehen. Das gleiche Vorgehen wurde in Dola Konferans, Aris Faris und Dola Mara versucht, aber scheiterte auch hier am Guerillawiderstand. Deswegen war die türkische Armee gezwungen, ihre Taktik zu ändern. Das türkische Militär versuchte nun, seine Soldaten und Söldner im Zagros, einem der härtesten Guerillagebiete in Kurdistan, mit Guerillataktiken kämpfen zu lassen. Es versuchte, die Guerilla mit ihrer eigenen Taktik zu schlagen. Diese verdeckten, mobilen Einheiten der Armee und der syrischen SNA, die im Gelände unterwegs waren, wurden zum größten Teil von der Guerilla aufgerieben. Die übrigen sind aufgrund der Situation im Gelände, zum Beispiel durch Stürze in Abgründe, ums Leben gekommen oder mussten umkehren, weil sie nicht in der Lage waren, sich im Gelände zu bewegen und die Situation vor Ort zu ertragen. Sie wurden mit Sikorsky-Transporthubschraubern wieder weggebracht. Damit war auch die zweite Taktik der türkischen Armee gescheitert.

Tausende Tiere, Zehnausende Bäume vernichtet

Der „erfolgreichste“ Teil der türkischen Kriegsführung war in diesem Krieg die Zerstörung der Umwelt. Nach den schweren Schlägen zwischen dem 23. und 30. Mai begann das türkische Militär aus Flugzeugen und mit Artillerie aus Militärfestungen die Region heftig zu bombardieren und ganze Landstriche in Brand zu setzen. Die gesamte Umwelt der Region befindet sich in großer Gefahr. Avaşîn ist das Zuhause vieler vom Aussterben bedrohter, endemischer Arten. Die Brände breiten sich in der Region immer weiter aus und eine Unzahl von Tieren kommt in den Flammen zu Tode.