Arzt aus Efrîn: Alles Kurdische soll verschwinden

Der ehemalige Arzt des Avrîn-Krankenhauses Ebu Mihemed berichtet: „Sie haben die kurdische Tafel am Krankenhaus durch eine türkische ersetzt. Aus Efrîn soll alles Kurdische verschwinden. Es handelt sich um eine Besatzung.“

Die Angriffe der Türkei und der von ihr unterstützten salafistischen Gruppen, die sich unter dem Namen FSA versammelt haben, auf Efrîn dauern an. Diese Kräfte sind in etwa 300 Dörfer, Kreisstädte und das Zentrum des Kantons einmarschiert und verbrennen und vernichten weiterhin alles Kurdische. Efrîn ist zum Schauplatz von Mord, Vergewaltigung, Folter, Plünderung und Diebstahl geworden. Nach der Zerstörung der Statue des Schmiedes Kawa wurde die Tafel des Avrîn-Krankenhauses heruntergerissen und an ihrer Stelle eine türkische aufgehängt. Der ehemalige Krankenhausarzt aus Efrîn, Ebu Mihemed, beschreibt das Vorgehen so: „Sie wollen alles Kurdische vernichten und die Demografie der Region verändern.“

Mihemed hatte sechs Jahre als Gynäkologe im Avrîn-Krankenhaus gearbeitet. Er hat Dutzende bei den Angriffen auf Efrîn verletzte Zivilist*innen behandelt. Er stammt selbst aus Efrîn und erklärt, bis zum letzten Moment dort geblieben zu sein.

Während der Angriffe seien täglich Tote und Verletzte ins Krankenhaus gebracht worden, darunter viele Frauen und Kinder. Trotz der Bombardierung Efrîns vom Boden und aus der Luft hatte die türkische Regierung behauptet, die Zivilbevölkerung zu verschonen. Dr. Mihemed betont, dass diese Aussage nicht der Wahrheit entspreche: „Jeden Tag haben wir Dutzende Menschen behandelt. Etliche sind, bevor sie das Krankenhaus erreichten, auf dem Weg gestorben. Die Türkei und die von ihr unterstützten Gruppen haben täglich Massaker an den Kurd*innen begangen.“

„Das ist nichts anderes als eine Besatzung“

Mihemed hebt hervor, dass die Angriffe auch nach der Besetzung des Kantons andauern: „Alles einschließlich der Kultur ist verwüstet worden. Ein bezeichnendes Beispiel ist das Avrîn-Krankenhaus, in dem wir gearbeitet haben. Das kurdische Schild ist durch ein türkisches ersetzt worden. Efrîn ist eine kurdische Region, das ist allgemein bekannt. Es wird behauptet, sie würden das für die Kurd*innen tun. Wenn das keine Besatzung ist, was ist es dann? Sie tolerieren nicht einmal den kurdischen Namen. Sie wollen die Demografie der Region verändern und alles Kurdische aus Efrîn verschwinden lassen. Das ist nichts anderes als Besatzung.“

„Wir haben niemanden dagegen protestieren gehört“

Dr. Mihemed weist darüber hinaus auch darauf hin, dass das Massaker vor den Augen der Weltöffentlichkeit stattgefunden hat und niemand dagegen etwas gesagt hätte. Niemand habe die Stimmen der Menschen aus Efrîn gehört. Diejenigen, die zu den Massakern und der Besatzung geschwiegen hätten, seien Komplizen.

„Uns erreichen grauenerregende Nachrichten“

Mihemed berichtet von grauenerregenden Nachrichten aus Efrîn: „Menschen verschwinden, Frauen werden vergewaltigt, der Besitz der Menschen wird gestohlen. Die Menschen werden gefoltert. Die Welt muss sehen, was den Kurd*innen in Efrîn angetan wird. Es müssen Beobachter in die Stadt geschickt werden. Sie sollen sehen, was in Efrîn passiert.“

MA | Nazım Daştan