Über ein Drittel deutscher Kriegswaffen geht an die Türkei
Aus einer Verschlusssache des Bundeswirtschaftsministeriums geht hervor, dass mehr als ein Drittel der deutschen Kriegswaffenexporte im Jahr 2019 an das AKP/MHP-Regime gegangen ist.
Aus einer Verschlusssache des Bundeswirtschaftsministeriums geht hervor, dass mehr als ein Drittel der deutschen Kriegswaffenexporte im Jahr 2019 an das AKP/MHP-Regime gegangen ist.
Regelmäßig behauptet die Bundesregierung, keine Kriegswaffenexporte in die Türkei mehr zu genehmigen. Die Bundesregierung stufte Antworten zu den genauen Zahlen der Waffenexporte in die Türkei „zum Schutz von Betriebs und Geschäftsgeheimnissen“ als „Verschlusssache“ ein und versuchte, sie so der Öffentlichkeit vorzuenthalten. Nun ist das geheime Dokument dennoch an die Öffentlichkeit gelangt und offenbart die realen Zahlen der Waffenexporte an das Erdoğan-Regime.
Kriegswaffen im Wert von 344,6 Millionen Euro an AKP/MHP-Regime
In dem dpa vorliegenden Papier des Bundeswirtschaftsministeriums heißt es, dass die Türkei im Jahr 2019 Kriegswaffen aus Deutschland im Wert von 344,6 Millionen Euro erhalten habe, was mehr als ein Drittel des gesamten deutschen Kriegswaffenexportvolumens ausmacht. Die Türkei ist damit zwei Jahre infolge auf dem ersten Platz der Empfängerländer von Kriegswaffen aus Deutschland. Das gesamte Kriegswaffenexportvolumen aus Deutschland belief sich im Jahr 2019 auf 823,6 Millionen Euro.
Kriegswaffenexporte an AKP-Faschismus im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen
Vergleicht man die Zahlen mit den Vorjahreswerten, so geht daraus ein Anstieg von 242,8 auf 344,6 Millionen Euro (29,4 Prozent) an Kriegswaffenexportvolumen an die Türkei hervor. Dies alles geschah, während die Türkei Efrîn völkerrechtswidrig besetzte und auch in Serêkaniyê (Ras al Ain) und Girê Spî (Tall Abyad) einmarschierte.
Maas verkündete Genehmigungsstopp, aber ließ Hintertür für Waffenindustrie offen
Außenminister Maas hatte im Oktober 2019 einen Genehmigungsstopp für Waffenlieferungen an das Erdoğan-Regime vor dem Hintergrund des Einmarsches in Nordostsyrien/Rojava verkündet. Im Oktober vergangenen Jahres erklärte der deutsche Außenminister Heiko Maas vollmundig: „Vor dem Hintergrund der türkischen Militäroffensive in Nordost-Syrien wird die Bundesregierung keine neuen Genehmigungen für alle Rüstungsgüter, die durch die Türkei in Syrien eingesetzt werden könnten, erteilen." Aber wie seine Aussage zeigt, ließ Maas eine Hintertür für die Waffenindustrie offen, die daraufhin reichlich genutzt wurde: Es solle nur um Rüstungsgüter gehen, die in Syrien einsetzbar sind.
Waffen für neoosmanischen Imperialismus
In dem Dokument heißt es daher, es handele sich ausschließlich um „Ware aus dem maritimen Bereich“. Das bedeutet Erdoğans Marine wird massiv hochgerüstet. Dass die Hochrüstung der türkischen Marine Erdoğans neoosmanischen Imperialismus im Mittelmeer stützt und das Potential hat, einen Flächenbrand im Mittelmeerraum zu entzünden, scheint hinter Geschäftsinteressen zurückzustehen. So sind türkische Kriegsschiffe dabei, den systematischen Bruch des Waffenembargos gegen Libyen gegen die offizielle Position der EU zu flankieren und beginnen sogar französische Schiffe, die verdächtige Frachtschiffe kontrollieren wollen, mit ihren Waffen aktiv zu bedrohen. Die Marine ist nicht nur Kernstück der türkischen Libyen-Strategie, sondern auch bei der Besetzung griechischen Seegebiets und der Ausbeutung der dortigen Erdgasvorkommen. Mit deutscher Hilfe wird die Türkei damit zum Usurpator im gesamten Mittelmeerraum.