„Wir brauchen in Şengal niemand anderes als YBŞ und YJŞ"

Die Proteste der ezidischen Bevölkerung gegen das Abkommen über die Zukunft der Şengal-Region, das zwischen der PDK und der irakischen Regierung geschlossen wurde, reißen nicht ab.

Die Menschen in Şengal sind entrüstet über das Abkommen zwischen der PDK (Demokratischen Partei Kurdistans) und der irakischen Regierung über die Zukunft der Region. Laut dem Abkommen soll die Region wieder unter die Kontrolle der PDK kommen. Das Abkommen beinhaltet offenbar auch die Auflösung der ezidischen Widerstandseinheiten Şengals (YBŞ) und der Fraueneinheiten Şengals (YJŞ) und ihre Ersetzung durch irakische Truppen und PDK-Peschmerga. Die PDK hatte die Eziden mit ihrem blitzartigen Rückzug in der Nacht des 3. August 2014 den Mörderbanden des „Islamischen Staat” (IS) überlassen.

Die ezidische Seite wurde in keiner Weise in den Aushandlungsprozess oder die Entscheidung über das Abkommen über ihre Region einbezogen. Die Bevölkerung weist auch aus diesem Grund das Abkommen rundweg zurück.

Das Abkommen derjenigen, die uns im Stich gelassen haben, erkennen wir nicht an“

Menschen aus der Region Şengal äußerten ihre Meinung zu dem Abkommen deutlich gegenüber ANF. Haci Delal aus Sinûne erklärte: „Als der IS Şengal angriff, sind die bewaffneten Kräfte der PDK geflohen und haben das ezidische Volk dem IS überlassen. Nur die PKK ist gekommen und hat die Şengal-Region verteidigt. Sie hat Widerstand von historischer Dimension geleistet. Aus diesem Grund ist es unmöglich, ohne Einverständnis der Eziden ein solches Abkommen zu schließen. Das Volk von Şengal muss selbst über sein Schicksal entscheiden.“

Sie entscheiden in ihrem Interesse über unsere Leben“

Reşid Davut kommentiert das Abkommen: „Hier bezieht uns niemand ein. Es wird ein Abkommen auf unserem Rücken geschlossen und im eigenen Interesse über unser Leben entschieden. Wir akzeptieren die Rückkehr derjenigen, welche die Eziden schutzlos zurückgelassen haben, nicht.“

Wir werden nicht erlauben, dass die PDK die Eziden erneut verkauft“

Qendîl Tilhizir aus dem Ort Xanêsor in der Şengal-Region findet ebenfalls deutliche Worte. Er sagt: „Wegen der Politik der PDK erlebten wir einen Genozid, tausende ezidische Frauen und Mädchen wurden verschleppt und Kinder wurden zu Waisen. Anschließend überließ die PDK Şengal 2017 den Volksmobilisierungseinheiten (Hashd al-Shaabi). Die PDK hat uns zweimal der Auslöschung überlassen. Wir werden es nicht hinnehmen, dass sie uns noch einmal verkauft. Die Eziden in Şengal sind nicht mehr wie früher. Sie sind aufgewacht. Wir haben die YBŞ und YJŞ, wir brauchen keine andere Kraft.“