Verzweiflung in Bazarcix

In der nordkurdischen Stadt Bazarcix ist kein Haus unbeschädigt. Unzählige Menschen liegen unter den Trümmern begraben. Doch für viele bleibt Hilfe aus. Die Menschen sind verzweifelt.

Die nordkurdische Stadt Bazarcix in der Provinz Gurgum (tr. Maraş) liegt am Epizentrum des gestrigen Bebens mit der Stärke von 7,8. Die Stadt ist praktisch vollkommen verwüstet. Korrespondenten der Nachrichtenagentur Mezopotamya haben die Stadt besucht und berichten über die Situation dort.


Jedes Gebäude in der Stadt ist beschädigt. Etliche Gebäude sind über den Montag hinweg bei schweren Nachbeben mit einer Stärke bis 7,4 auf der Richterskala eingestürzt. Während viele Menschen aus der verwüsteten Stadt geflohen sind, verharren dort Hunderte Familien noch immer unter harten Bedingungen. Die Nacht zum Dienstag verbrachten die Einwohner:innen bei kaltem Wetter und sintflutartigem Regen im Freien. Während sich einige Menschen an Holzfeuern wärmten, übernachteten andere in Zelten oder auf Ladeflächen von Lastwagen. Viele Menschen verbrachten die Nacht vor zerstörten Gebäuden, in denen sie ihre Angehörigen unter den Trümmern vermuten.

Die Such- und Rettungsmaßnahmen in der Stadt sind immer noch unzureichend. In den meisten eingestürzten Gebäuden, unter denen viele Menschen begraben sind, werden bislang keine Maßnahmen durchgeführt. Die staatliche Organisation AFAD gibt an, es gäbe nicht genug Personal und Ausrüstung.

Klagelieder vor Ruinen

Familie Gökçek ist eine der unzähligen Familien, die seit kurz nach dem Erdbeben auf die Rettung ihrer Angehörigen harren. Die Familie wartet auf die Rettung von Mehmet und Zeynep Gökçek, die unter den Trümmern ihrer Wohnung in der Cengiz-Topel-Straße eingeschlossen sind. Familienangehörige berichten, dass sie einige Personen aus eigener Kraft retten konnten, aber wegen des Gewichts der Trümmer nicht weitersuchen konnten.

Wenn keine Hilfe kommt, werden sie sterben“

Der Bruder des unter den Trümmern eingeschlossenen Mehmet Gökçek kommentiert die Situation mit folgenden Worten: „Uns wird nicht geholfen. Wir wissen, dass sie am Leben sind. Ich war beim Krisendienst und habe sie angefleht, aber es wurde kein Team geschickt. Wir haben die Nacht hier verbracht und bis zum Morgen gewartet. Die Menschen werden sterben, auch wenn sie jetzt noch am Leben sind. Wir wollen nicht, dass mein Bruder und meine Schwägerin sterben. Ihr Kind fragt, ob sie herausgekommen sind. Ich kann nichts sagen. Die Rettungskräfte sollten uns jetzt helfen. Sie sagen, es gebe ein Team, aber keine Ausrüstung. Wenn heute keine Hilfe kommt, werden sie sterben. Wir wissen, dass sie noch leben. 24 Stunden können sie überleben. Sie können auch verletzt sein. Mein Bruder ist Diabetiker. Wir haben acht Personen selbst retten können. Die Leute hier halfen uns. Aber wir brauchen professionelle Teams. Sie kommen aber nicht."

Eine Frau mit Tränen in den Augen empört sich ebenfalls über die Situation: „Warum wird uns nicht geholfen?“ Sie erklärt, dass sie nicht versorgt werden, und sagt: „Die Menschen sitzen auf dem Beton. Bitte helfen sie. Bringen sie Decken, bringen sie Essen. Es reicht, es reicht, es reicht. Was ist das für ein Umgang mit dieser Situation, was soll das?“