TV-Premiere der Dokumentation „73“ über Genozid an Eziden

Die Dokumentation „73“ des Journalisten Nazım Daştan über den letzten Genozid an den Ezidinnen und Eziden in Şengal wird heute erstmals im TV gezeigt. Um 21.30 Uhr läuft der Film zeitgleich bei Stêrk TV und Medya Haber.

Die Dokumentation „73“ des Journalisten Nazım Daştan über den letzten Genozid an den Ezidinnen und Eziden in Şengal wird heute erstmals im TV gezeigt. Um 20.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit läuft der Film zeitgleich bei den kurdischen Fernsehsendern Stêrk TV und Medya Haber.

Seit fünftausend Jahren lebt die ezidische Gemeinschaft in Mesopotamien, zwischen Euphrat und Tigris. Nicht erst mit dem Terror des IS in ihrem Siedlungsgebiet Şengal begann für die religiöse Minderheit mit vorchristlichen Wurzeln, die den Engel Pfau (Tawûsî Melek) verehrt, eine unglaubliche Kette von Verfolgung, sondern schon seit der Islamisierung des Mittleren Ostens. Diese blutigen Anschläge auf ihr Volk bezeichnen die Ezid:innen als „Ferman“. Während der Begriff im osmanischen Sprachgebrauch für ein Dekret des Sultans steht, nahm das Wort in der Sprache des „Volkes des Engels“ die Bezeichnung für Verfolgungen und Pogrome an.

Es wird davon ausgegangen, dass die Ezid:innen seit dem zwölften Jahrhundert Opfer von mindestens 73 Verfolgungswellen wurden. Zuletzt am 3. August 2014, als der selbsternannte „Islamische Staat“ (IS) in Şengal einfiel, um die religiöse Minderheit auszulöschen. Zehntausenden Ezidinnen und Eziden blieb nur die Flucht ins Gebirge. Doch nicht allen gelang sie rechtzeitig. Die Dschihadisten des selbsternannten IS verübten Massenmorde an den Männern, verschleppten Frauen und Kinder, um sie zu vergewaltigen, zu versklaven oder zu Kindersoldaten zu rekrutieren. Schätzungen nach fielen über 10.000 Menschen den Massakern zum Opfer. Mehr als 400.000 Menschen wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Über 7.000 Frauen und Kinder wurden verschleppt, Bis heute werden etwa 2.800 Frauen und Kinder vermisst. Daher stellt dieser Genozid in seiner Form zugleich auch einen Femizid dar.

Publikumspremiere im September in der Schweiz

Nazım Daştan kommt aus der Tradition der freien kurdischen Presse in Bakur (Nordkurdistan). Für seine Dokumentation „73“, die in Şengal gedreht wurde, hat er mit Überlebenden des Genozids, Zeug:innen und Frauen gesprochen, die verschleppt und versklavt wurden. Der Film widmet sich auch der Kultur und dem Glauben der Ezid:innen. Das erste Mal vor Publikum soll die Dokumentation im September in Bern in der Schweiz gezeigt werden. Heute ist sie ab 21.30 Uhr bei https://sterktv.net/ und https://medyahaber.info/ zu sehen.