Türkei droht den USA und schmiert Russland Honig ums Maul

Der türkische Staat versucht den USA die Einrichtung einer Sicherheitszone für die Invasion von Nord- und Ostsyrien aufzuzwingen. Während er einerseits den USA droht, beruhigt er Russland mit seinem Vorgehen in Idlib.

Der türkische Staat hat in Idlib zwölf Beobachtungspunkte eingerichtet und mit dem Abkommen von Sotschi einen Schutzschild für die vom Al-Quaida-Ableger al-Nusra angeführte Miliz Hayat Tahrir al-Sham (HTS) aufgebaut. Nun setzt die Türkei ihre Position in Idlib ein, um unter dem Deckmantel einer „Sicherheitszone“ weiter in Nordsyrien vorzudringen.

Der türkische Staat hat den Konflikt zwischen den USA und Russland seit August 2016 benutzt und konnte so seinen Einmarsch in Dscharablus, Azaz, Bab und Efrîn durchsetzen. Nun versucht er mit der gleichen Taktik, Gebiete östlich des Euphrat zu besetzen.

Zweitägige Waffenruhe

Zwei Tage vor den in Ankara abgehaltenen Treffen zwischen der Delegation der USA und der Türkei zur „sicheren Zone" trafen sich die Garantiemächte für Syrien, die Türkei, Russland und der Iran, am 3. August in Kasachstan zum 13. Mal. Das Assad-Regime erklärte in diesem Zusammenhang einen Waffenstillstand in Bezug auf Idlib. Am ersten Tag des Treffens in Ankara gab das Regime jedoch bekannt, dass der bedingte Waffenstillstand gebrochen wurde und die Operationen auf Idlib wieder aufgenommen werden.

Russland und syrisches Regime marschieren auf Chan Scheichun

Die syrische Armee und die Streitkräfte Russlands rücken nun aus dem Südosten und Südwesten in die Stat Chan Scheichun im Süden der Provinz Idlib vor und machen große Gebietsgewinne. Sie haben bereits die Dörfer Kafr Ayn, Til Aas, Um Zaytun, Xirbe Mursid und Mintar übernommen. Vorgestern nahmen das syrische Regime und russische Streitkräfte die Dörfer Kafr Zita, Erbain, Hobit, Madaya und Xirbet Abidin ein. Ihre Truppen stehen mittlerweile weniger als drei Kilometer von Chan Scheichun. An der Ostfront sind es noch acht Kilometer.

Regimeflugzeug abgeschossen

Während die russischen und syrischen Luftstreitkräfte die Region heftig bombardieren, wurde vorgestern ein syrisches SU-22-Kampfflugzeug in der Nähe des Dorfes Tamanah abgeschossen. Der Pilot soll sich in der Gewalt des Dschihadistenbündnisses Hayat Tahrir al-Sham (HTS) befinden.

Chan Scheichun von strategischer Bedeutung

Wenn Russland und die Regimekräfte Chan Scheichun einnehmen, wird ein bedeutender Teil der Autobahn M4 wieder vom Regime kontrolliert werden. Im Abkommen von Sotschi war vereinbart worden, die Autobahn am 17. September 2018 wiederzueröffnen. Damit werden wichtige Städte in Idlib unter der Herrschaft des Regimes stehen.

Türkischer Beobachtungspunkt im Gebiet

Unterdessen ist der türkische Beobachtungspunkt in Morek südlich von Chan Scheichun ein Anlass für Probleme. Durch die Zangenbewegung auf Chan Scheichun wird der türkische Beobachtungsposten mitten im vom Regime kontrollierten Gebiet stehen. Die Türkei hat sich bisher geweigert, ihre Kräfte abzuziehen.

Abkommen von Sotschi und demilitarisierte Zone

Der russische Präsident Putin und sein türkischer Amtskollege Erdoğan hatten sich am 17. September 2018 in Sotschi darauf geeinigt, einen 15 bis 20 Kilometer breiten Streifen um Idlib zur demilitarisierten Zone zu erklären. Das Abkommen enthielt insgesamt zehn Punkte, einer von ihnen war die Öffnung der Handelsrouten M4 und M5.

Seither sind Monate vergangen, aber die Türkei hat ihre Verpflichtungen nicht erfüllt. Als Russland anfing, Ende Dezember vergangenen Jahres schärfere Töne anzuschlagen, griff al-Nusra nach der Macht und nahm 90 Prozent von Idlib ein. Vorher kontrollierten vollständig unter türkischer Kontrolle stehende Milizen die Region.

Seit Mai NATO-Engagement in Idlib

Die NATO engagierte sich in Idlib, aber die Türkei schützte weiterhin Dschihadistenmilizen, al-Nusra inklusive. So versuchte sie sich eine starke Verhandlungsposition zu erhalten. Im Mai 2019 starteten Russland und die Regimekräfte erneut Operationen gegen die Region. Erklärungen der NATO zu Folge stellte die Türkei den Dschihadisten schwere Waffen zur Verfügung, die wiederum Russland und dem Regime schwere Verluste zufügten.

Türkei macht Russland vor Dreiergipfel Avancen

Der türkische Staat versucht seine Syrienstrategie, USA und Russland gegeneinander auszuspielen, noch eine Weile weiterzuverfolgen. Dabei ignoriert die Türkei den Vormarsch des Regimes und Russlands auf Chan Scheichun. So will man Russland vor dem Dreifachgipfel zwischen Russland, Iran und Türkei am 7. September in Ankara zeigen, dass man seine Verpflichtungen einhält.

Gemeinsame russisch-türkische Patrouillen in Şehba

Unterdessen gab der russische Vorsitzende des Versöhnungszentrums, Aleksei Bakin, bekannt, dass russische und türkische Soldaten gemeinsame Patrouillen in der Region Til Rifat durchführen. Die Türkei bittet Russland seit einiger Zeit um die Erlaubnis, weiter in die Şehba-Region einzudringen. Die Region beherbergt über hunderttausend Flüchtlinge aus dem türkisch besetzten Efrîn.

USA werden mit Idlib erpresst

Lokalen Quellen zufolge hat der türkische Staat zur Operation auf Chan Scheichun ebenfalls geschwiegen, um den USA und der NATO, seinem größten Unterstützer in Idlib, die Botschaft zu übermitteln, dass er Idlib verlassen wird, um den Einmarsch von Russland und dem Regime zuzulassen, wenn sie die Wünsche der Türkei nach einer Besatzungszone im Osten des Euphrats nicht akzeptieren. Die Region werde im September unter die Kontrolle des syrischen Regimes und Russlands fallen.