Südkurdistan: Lasst uns die Besatzer verjagen!

„Weder die Türkei noch Bagdad hat etwas dagegen, wenn wir uns gegenseitig töten. Und niemand sollte glauben, dass die Türkei wegen der PKK in den Süden gekommen ist“, sagt A.O. aus einem Dorf in Südkurdistan zu dem drohenden innerkurdischen Krieg.

Die Türkei besetzt mit Unterstützung der Barzanî-Partei PDK immer weitere Teile der Autonomieregion Kurdistan im Nordirak. Das bekommen vor allem die Dorfbewohner in den bergigen Grenzgebieten zu spüren. A.O., der aus Sicherheitsgründen seinen vollen Namen nicht veröffentlichen will, lebt in Südkurdistan und sagt zu dem türkischen Expansionismus: „Als kurdisches Volk haben wir noch nie ein anderes Volk unterdrückt. Was will der türkische Staat von uns? Er soll unser Land verlassen!“

In seinem Dorf sind jetzt türkische Soldaten – für A.O. ein unerträglicher Zustand. Besondere Sorge bereitet ihm ein neuer „Bruderkrieg“ unter den Kurden: „Ich appelliere an alle Kurden: Es nützt niemandem, wenn wir uns gegenseitig töten.“

Weiter erklärt A.O. seine Sicht der Dinge mit folgenden Worten: „Die Kurden haben immer für Frieden gekämpft. Bisher sind über 125 Propheten auf die Welt gekommen. Selbst wenn sie alle zusammen Allah anflehen würden, können Türken und Kurden keine Geschwister sein. Die türkische Geschichte ist allgemein bekannt. Jeder weiß, wie die Türken mit den Kurden umgehen, alle werden tagtäglich Zeuge. Auch die Geschichte des Iran ist bekannt und jeder weiß, wie der Iran mit Kurden umgeht. Die Kurden leben seit Jahrhunderten hier und haben niemals ein anderes Volk angegriffen oder unterdrückt. Sie haben weder Araber noch Türken oder Perser gefoltert. Aber sie selbst werden ständig vertrieben und ermordet. Warum ist die kurdische Sprache nicht frei, warum werden Menschen aus ihren Dörfern vertrieben?

In unserem Dorf, in Pirbula, in Nizor, in Ewlehe, in Keşan, überall sind türkische Besatzer. Sie bringen uns keinen Nutzen, sie nützen unserem Land nicht. Warum kommen sie hierher und lassen sich nieder, warum feuern sie jeden Tag Granaten ab? Das schadet ihnen doch selbst, wir sehen das. Anstatt jeden Tag zu schießen und so viel Geld für die Zerstörung unseres Landes auszugeben, anstatt Soldaten und Söldner bei uns zu stationieren, könnte so viel Gutes getan werden. Haben Sie jemals gesehen, dass ein Kurde das Land eines anderen Volkes ausbeutet und kolonialisiert? Die jahrelangen Massaker und Vertreibungen werden inzwischen legitim betrachtet. In Rojava ist im Krieg um Serêkaniyê ein kleiner Junge mit Chemiewaffen verbrannt worden, das war furchtbar. Zwischen den Kurden gibt es doch keine Unterschiede, ob sie nun im Iran oder in der Türkei leben. Die Kurden haben sich überall verstreut, das geht seit Jahren so. Vertreibung und Massaker sind jedoch nicht unser Schicksal.

Weder die Türkei noch Bagdad hat etwas dagegen, wenn wir uns gegenseitig töten. Wir schaden uns damit selbst. Niemand sollte glauben, dass die Türkei wegen der PKK in den Süden gekommen ist. War etwa Seyit Riza von der PKK? Oder Scheich Said? Sind die Menschen, die jeden Tag in Zaxo und Dihok verhaftet werden, PKK-Mitglieder? Niemand sollte sich selbst belügen und eigentlich ist allen Kurden die Wahrheit bewusst. Wir müssen uns die Hand reichen und die Besatzer verjagen.“