Schwere Luftangriffe auf Aleppo

In Aleppo gab es heute die schwersten Luftangriffe auf die von Dschihadisten kontrollierten Stadtteile seit Monaten. In Efrîn-Şêrawa schlugen am Abend Artilleriegranaten ein.

Auf die syrische Stadt Aleppo sind am Mittwoch offenbar die schwersten Luftangriffe seit Monaten geflogen worden. Zuvor feuerten Milizen Raketen auf Wohnviertel im Bezirk al-Zahra im Westen der Stadt ab. Dabei sollen mehrere Zivilisten teils schwer verletzt worden sein, berichtet die amtliche Nachrichtenagentur Sana.

Die russischen und syrischen Luftangriffe auf die Stadtviertel Hayan, Haritan und al-Lairamoun nördlich von Aleppo und al-Rashideen im Westen erfolgten Regierungsangaben zufolge als Reaktion auf den Raketenbeschuss und zerstörten mehrere Positionen und Abschussrampen bewaffneter Gruppierungen. Begleitet wurden die Luftschläge von Artillerieangriffen und heftigen Auseinandersetzungen zwischen syrischen Regimetruppen und extremistischen Dschihadistenfraktionen in Kafr Hamrah, Hayyan und Jabal Shuwayhana sowie im Süden der geteilten Stadt. Armee-Hubschrauber sollen außerdem Dutzende der international geächteten Fassbomben abgeworfen haben, berichtet die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

Aleppo grenzt an die sogenannte „Rebellenhochburg” Idlib. Dort sollte vor knapp zwei Wochen eine Waffenruhe in Kraft treten, auf die sich Russland und die Türkei geeinigt hatten. Moskau unterstützt im Syrien-Konflikt die Regierungstruppen, Ankara unterstützt die gegen die Regierung kämpfenden Dschihadisten.

Trotz Feuerpause setzt Regime Offensive fort 

Trotz der vereinbarten Waffenruhe hatten die Regierungstruppen in der vergangenen Woche ihre Offensive fortgesetzt und waren bis auf wenige Kilometer auf eine strategisch wichtige Stadt im Süden von Idlib vorgerückt.

Idlib sowie Teile der angrenzenden Provinzen Hama, Aleppo und Latakia werden von dem syrischen Al-Qaida-Ableger HTS und anderen islamistischen Milizen kontrolliert. Syriens Präsident Baschar al-Assad will die Region wieder unter seine Kontrolle bringen. Angesichts des Vormarsches der Regierungstruppen sind in Idlib Hunderttausende Menschen auf der Flucht. Die verbliebenen Menschen sind in den umkämpften Stadtteilen eingeschlossen und leben unter prekären Bedingungen. Es mangelt an Nahrung, Wasser und medizinischer Versorgung.

Aufklärungsdrohnen über Til Temir

Til Temir (Tell Tamer) im Nordosten Syriens wird unterdessen pausenlos von türkischen Aufklärungsdrohnen überflogen. Gestern schlugen dort bereits Artilleriegranaten ein. Nach der durch Russland und die USA abgesegneten Invasion in den Städten Serêkaniyê (Ras al-Ain) und Girê Spî (Tall Abyad) will die Türkei auch Til Temir und andere Gebiete im Grenzstreifen besetzen. Die Stadt liegt etwa 40 Kilometer nördlich von Hesekê und ist größtenteils christlich besiedelt. Bereits seit Wochen steht sie im Zentrum der Angriffe der türkischen Armee.

Artillerieangriffe auf Şêrawa

In Efrîn-Şêrawa schlugen am Abend Artilleriegranaten in bewohnten Dörfern ein, die außerhalb der türkischen Besatzungszone liegen. Bereits seit zwei Tagen werden die Dörfer Soxanek und Aqîba von den Besatzungstruppen angegriffen. Gesicherte Ergebnisse zu den Bombardierungen liegen noch nicht vor.

Nur wenige Stunden vor den jüngsten Einschlägen fand in Şêrawa eine Demonstration gegen die türkische Invasion statt.