Martialische Hausdurchsuchungen im Landkreis Cuxhaven

Im Landkreis Cuxhaven in Niedersachsen sind elf Objekte von 100 Polizisten durchsucht worden. Die Betroffenen berichten, dass selbst ein 13-Jähriger dazu gezwungen wurde, sich in Handschellen gefesselt auf den Boden zu legen.

Laut eines Berichts in der Tageszeitung Yeni Özgür Politika ist am Dienstag um 4.30 Uhr die Wohnung einer kurdischen Familie in der niedersächsischen Samtgemeinde Hemmoor im Landkreis Cuxhaven von der Polizei überfallen worden.

Die Einsatzkräfte verwechselten zunächst die Adresse und schlugen die Scheiben einer Nachbarwohnung ein, um dort einzudringen. „Danach kamen sie zu uns. Wir haben geschlafen. Die Polizei hat die Tür aufgebrochen und ist hereingekommen“, berichtet der Familienvater Metin Topçu. „Sie richteten ihre Waffen auf meine Frau und meine Kinder. Selbst mein 13-jähriges Kind wurde auf den Boden geworfen und mit Handschellen gefesselt.“

Als Begründung für den martialischen Auftritt habe die Polizei Beiträge des Familienvaters in den sozialen Medien genannt, so Topçu. Unter anderem sei eine Spendendose des Kurdischen Roten Halbmonds (Heyva Sor a Kurdistanê) bei der Durchsuchung beschlagnahmt worden.

Festgenommener wieder freigelassen

Die Polizei Cuxhaven erklärt zu den Durchsuchungen im Landkreis, es seien elf „Objekte“, unter anderem ein „mutmaßlicher PKK-Treffpunkt“, von „rund 100 Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten, darunter auch Beamten des niedersächsischen Spezialeinsatzkommandos, einer Beweissicherung- und Festnahmeeinheit sowie Diensthundführern mit Spezialhunden“ durchsucht worden. Grund der Maßnahme soll ein Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Vereinsgesetz sein: „Der Verdacht richtet sich u. a. gegen einen PKK-Verantwortlichen im Alter von 59 Jahren sowie weitere Unterstützer im Alter zwischen 23 und 65 Jahren“, heißt es in der Presseerklärung.

Ein am Dienstag festgenommener Mann ist nach Polizeiangaben am Mittwoch wieder freigelassen worden.