Ko-Vorsitzende der KCK beantworten Zînê-Wertê-Appell

Über 150 Frauen haben einen Appell an die KCK, PDK und YNK wegen der drohenden Eskalation in Zînê Wertê gerichtet. Die Ko-Vorsitzenden der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans, Cemil Bayık und Besê Hozat, geben nun Antwort auf den offenen Brief.

Am 21. Mai haben über 150 Politikerinnen, Autorinnen, Schriftstellerinnen und Akademikerinnen in einem offenen Brief an die kurdischen Parteien und Organisationen KCK, PDK und YNK vor den Besatzungsambitionen der Türkei gewarnt und zur innerkurdischen Einheit aufgerufen. Die Ko-Vorsitzenden der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK), Cemil Bayık und Besê Hozat, haben den Brief nun beantwortet und erklärt, der Appell sei für sie eine Verpflichtung, die es umzusetzen gelte. Die KCK-Vorsitzenden bedanken sich für den Brief und bezeichnen ihn als eine „sehr sinn- und wertvolle Initiative“.

Krieg ist Ausdruck des Patriarchats

In ihrer Antwort beschreiben Hozat und Bayık den Krieg als Ausdruck einer patriarchaler Geisteshaltung und die Frauen als Vorhut des Widerstands gegen den Krieg: „Die kurdischen Frauen waren immer gegen den Krieg, sie gingen sogar bei Stammeskämpfen dazwischen und versuchten Frieden zu schaffen. Aufgrund dieser historisch gewachsenen Kultur glauben wir fest daran, dass die kurdischen Parteien und Politiker dem Appell der Frauen ihre Aufmerksamkeit zuwenden werden.“ Die KCK erklärt weiter, der Aufruf sei nicht allein für die kurdischen Parteien bedeutsam, sondern für die gesamte Menschheit.

Jede Antikriegsaktion ist eine Aktion gegen das Patriarchat

Frauen stellen das gesellschaftliche Gewissen in der vom Patriarchat beherrschten Gesellschaft dar, betonen Hozat und Bayık: „Frauen wissen, dort wo Krieg herrscht, wird das Patriarchat gestärkt. Jede Antikriegsaktion ist gleichzeitig auch Teil des Frauenbefreiungskampfes. Es gibt das Sprichwort: ‚Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst.‘ Wo Krieg herrscht, werden Demokratie und Freiheit beschnitten. Der Aufruf, mit Freundschaft und Aufrichtigkeit eine innerkurdische Einheit zu garantieren, stellt für uns eine Verpflichtung dar. Der türkische Staat greift die Forderungen der Kurd*innen nach Freiheit und Demokratie an, um sie daran zu hindern, ein freies und demokratisches Leben aufzubauen. Er will die kurdischen Errungenschaften zerstören. Er ist frauen- und kurdenfeindlich.“

Repression in Nordkurdistan gegen Frauen folgte auf Friedensappell

Weiter heißt es: „Unmittelbar nach dem Frauenappell zu Frieden und innerkurdischer Einheit folgten die Angriffe auf kurdische Frauen. Dies zeigt den Charakter des Systems mehr als deutlich. Die größte Angst des türkischen Staats ist das Netzwerk der Solidarität, das die kurdischen Frauen untereinander und mit Frauen auf der ganzen Welt aufgebaut haben. Für das türkische Regime stellt es ein Hindernis ihrer mörderischen Kolonialpolitik und für das Ausleben ihrer patriarchalen, faschistischen Haltung dar. Deshalb hat es Frauen ins Visier genommen, die für Freiheit und Demokratie kämpfen. Wir glauben fest daran, dass freiheitliche und demokratische Frauen auf der ganzen Welt die Genossinnen und Schwestern der kurdischen Frauen sind. Wenn die Frauen der Welt zusammen mit den kurdischen Frauen gegen jegliche Form des ungerechten und schmutzigen Kriegs kämpfen, bringen sie eine freie und demokratische Welt ohne Kriege Schritt für Schritt näher. Das Schicksal des 21. Jahrhunderts wird von der Solidarität und dem gemeinsamen Kampf der Frauen entschieden. Wir verstehen den Frauenappell auch als Aufruf, zusammen mit den kurdischen Frauen gegen die Kräfte zu kämpfen, die sich im Mittleren Osten und weltweit gegen Demokratie und Freiheit stellen. Wir unterstützen die Freiheitskämpfe der Frauen auf der ganzen Welt. Ihre Forderungen werden für uns immer eine Verpflichtung sein. In diesem Sinne erklären wir, dass wir weiterhin versuchen wollen, die Aufrufe für Frieden und Einheit unter den Kurd*innen in die Praxis umzusetzen. Wir begrüßen den Kampf aller Frauen für Freiheit und Demokratie mit größtem Respekt.“