KCK: Nationale Einheit entscheidend für Kurdistan

Die KCK begrüßt den Aufruf des Kurdistan Nationalkongress, gemeinsame Maßnahmen gegen die Besatzung Kurdistans zu treffen und erklärt, ihrer Verantwortung gerecht zu werden.

Die Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) begrüßt den innerkurdischen Aufruf des Kurdistan Nationalkongress (KNK), gemeinsame Maßnahmen gegen die Besatzung Kurdistans zu treffen und erklärt, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und den Forderungen nachzukommen. Das geht aus einer Erklärung des Ko-Vorsitzes der KCK hervor, die am Sonntag veröffentlicht wurde. Am 27. Juli hatte in Brüssel eine Konferenz des KNK stattgefunden, auf der Vertreter*innen politischer Parteien und Organisationen aus allen vier Teilen Kurdistans über eine gemeinsame Position zur Besatzung Südkurdistans durch den türkischen Staat diskutierten. In einer aus neun Punkten bestehenden Dekleration appelierte der KNK an die KCK, PDK, YNK und alle kurdischen Kräfte, Maßnahmen gegen den Angriff und die Besatzung zu treffen. Sie müssten unverzüglich zusammenkommen und eine gemeinsame Haltung gegen die Besatzung zeigen, hieß es unter anderem.

In Reaktion darauf erklärt die KCK: „Im 20. Jahrhundert haben das politische Gleichgewicht und der Status des Mittleren Ostens Kurdistan in vier Teile gerissen. Gegen das Volk wurde eine genozidale Kolonialpolitik betrieben, insbesondere in Nordkurdistan. Auf jedes Auflehnen und jeden Widerstand gegen den rassenfanatischen Kolonialismus folgten Massaker, Verfolgung, Dorfverbrennungen und die Vertreibung von Millionen Kurden. Ein ganzes Jahrhundert dauert mittlerweile der politische, ökonomische, gesellschaftliche und kulturelle Völkermord an den Kurden und dem Widerstand dagegen an. Es ist ein andauernder Kampf um Existenz.

Ziel der AKP/MHP: Errungenschaften der Kurden

Dem 21. Jahrhundert begegnete das kurdische Volk, indem es seinen Kampf für Freiheit und Demokratie ideologisch, politisch, sozial, kulturell und militärisch stärkte. Der kurdische Umbruch in Zeiten des Zerfalls des Gleichgewichts im Mittleren Osten und neuen Statuskämpfen führte zu großen Gewinnchancen. Angesichts der Tatsache, dass die Kurden gestärkt aus dem im Mittleren Osten anhaltenden Dritten Weltkrieg hervorgehen werden, intensivieren antikurdische reaktionäre Kräfte ihre Angriffe auf den Befreiungskampf des kurdischen Volkes. Der türkische Staat und seine fundamentalistisch-nationalistische und faschistische AKP-MHP-Regierung - federführend in Kurdenfeindlichkeit - haben es auf die Errungenschaften der Kurden abgesehen. In Nordkurdistan wird eine Politik des Genozids betrieben, in deren Folge ganze Städte niedergebrannt und dem Erdboden gleichgemacht werden, tagtäglich politische Kräfte, Patrioten und Demokraten angegriffen, gefoltert und ins Gefängnis geworfen werden. In Südkurdistan wird der politische Wille des Volkes missachtet, jede Art von Repression steht auf der Tagesordnung. Mit seiner Armee, seinem Geheimdienst und seinem Agentennetzwerk ist der türkische Staat bestrebt, seine Besatzung auszuweiten. Das Camp Mexmûr, welches die Haltung der freiheitlichen Kurden gegen die völkermörderische Politik des türkischen Staates symbolisiert, und die Şengal-Region, in der die ezidischen Kurden für ein Leben in Freiheit und Demokratie kämpfen, werden ständig aus der Luft bombardiert. Doch am offensichtlichsten zeigt die faschistische AKP-MHP-Regierung ihre Kurdenfeindlichkeit in der Invasion Efrîns und der Aggression, die gegenüber Rojava und die selbstverwalteten Gebiete Nord- und Ostsyriens an den Tag gelegt wird. Der Diskurs und die Praxis zeigen, um was es dem türkischen Staat geht: Überall dort zu unterdrücken, wo Kurden Errungenschaften erzielt haben. Diese Ambition wurde bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Mit Aussagen wie Kobanê und Kerkûk seien keine kurdischen Städte oder der Vertrag von Lausanne sei ein Misserfolg wird praktisch zum Ausdruck gebracht, dass Südkurdistan und Rojava zu den Gebieten gehören, in denen die türkische Nationalisierung vorangetrieben werden soll. Die Äußerung ‚wir werden das bergige Land erbeuten und in die Ebene einfallen‘ sagt aus, dass Südkurdistan vollständig besetzt werden soll. Auf der Grundlage dieser Politik übt der türkische Staat den Schulterschluss mit allen kurdenfeindlichen Kreisen in der Region. Indem Daish (arabisches Akronym für ‚Islamischer Staat‘, Anm. d. Red.) unterstützt und auf die Kurden losgelassen wurde, sollten alle Errungenschaften zerschlagen werden. An die kurdenfeindliche Haltung während dem Unabhängigkeitsreferendum in Südkurdistan und der Kerkûk-Krise sowie den politischen Diskurs der Regierung in dieser Hinsicht erinnern wir uns noch zu genau.

Eine kurdische Einheit und gemeinsames Handeln sind unabdingbar

Die Kräfte, welche die Errungenschaften der Kurden aus dem Weg räumen wollen – an erster Stelle ist hier der türkische Staat zu benennen - profitieren am meisten von der nicht existenten Einheit kurdischer politischer Parteien und Bewegungen. Zudem sollen die kurdischen Kräfte gegeneinander aufgebracht werden, damit sie sich gegenseitig bekämpfen. Die Einheit der Kurden hingegen ist unter den jetzigen Bedingungen, in denen es sowohl Gefahren als auch Chancen gibt, von entscheidender Bedeutung. Nur wenn die Kurden gemeinsam handeln, werden sie zu einer Nation, die in jeder Hinsicht an Bedeutung gewinnt, insbesondere im Hinblick auf Demokratie und Freiheiten. Solange die Zersplitterung anhält, werden wir nicht nur große Gelegenheiten verpassen, sondern auch unsere Errungenschaften verlieren. Diese Bedingungen erfordern die Einheit der Kurden und ein gemeinsames Handeln. In dieser Hinsicht tragen alle politischen Parteien und Bewegungen, Intellektuelle, Künstler und Organisationen der demokratischen Gesellschaft eine große Verantwortung. Unser Volk in allen vier Teilen Kurdistans erwartet diese Haltung von uns. Als politische Parteien, Bewegungen, demokratische Zivilgesellschaftsorganisationen und patriotischen Demokraten tragen wir die Pflicht, auf die Erwartungen unserer Bevölkerung zu reagieren.

Wir als KCK versprechen, in jeder Hinsicht dem Aufruf des KNK zu folgen und erklären unsere Bereitschaft, alle an uns gestellten Anforderungen zu erfüllen. In diesem Sinne beglückwünschen wir alle Teilnehmenden der KNK-Konferenz für ihre Anstrengungen um eine kurdische Einheit und wünschen ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung ihrer Ziele und des gemeinsamen Kampfes.“