Efrîn: Zwangsprostitution und Drogen als Kriegswaffen

Seit einigen Monaten fördert der türkische Staat im besetzten Efrîn Zwangsprostitution, Drogenhandel und versucht in diesem Zusammenhang Agentennetzwerke aufzubauen.

In den vergangenen Monaten wurden mehrere Bordelle im besetzten Efrîn eröffnet. Aus dem Qibare-Lager in Efrîn kommen Meldungen, nach denen Frauen zur Prostitution gezwungen und zu Agentinnen ausgebildet werden.

Der türkische Staat förderte in den vergangenen Monaten gezielt die Eröffnung von etlichen Bordellen in Efrîn. Teilweise arbeiten die Bordelle direkt unter der Kontrolle des türkischen Geheimdienstes MIT. Ein Beispiel ist das Bordell im Stadtteil Eşrefiye. Der Stadtteil wird von der Miliz Dschabhat al-Shamiya beherrscht. Bei den dort zur Prostitution gezwungenen Frauen handelt es sich zum größten Teil um Flüchtlinge aus dem syrischen Ghouta, unter ihnen befinden sich aber auch aus verschiedenen Orten in Efrîn entführte kurdische Frauen. Die meisten sind zwischen 14 und 20 Jahren alt. Einige der Prostituierten sind mit den protürkischen Milizen nach Efrîn gekommen und waren bereits zuvor als Prostituierte tätig. Bei dem Zwang zur Prostitution spielt bei Frauen aus Efrîn auch die ökonomische Situation eine Rolle, ihnen wurden alle Möglichkeiten zu Überleben geraubt, die Landwirtschaft wurde zerschlagen und die Besitztümer der Familien gestohlen. So kämpfen einige als Prostituierte ums Überleben.

In den Lagern und den Gefängnissen

Neben den „privaten“ Bordellen finden alle möglichen Formen sexuellen Missbrauchs von Frauen in den Lagern, den Dörfern, den Kreisstädten und im Zentrum von Efrîn statt. In den Gefängnissen werden die Frauen gewaltsam zur Prostitution gezwungen.

Ausbildung“ im Qibare-Lager

Der MIT betreibt und fördert die Prostitution nicht allein, um junge Männer anzulocken und sie zu Agenten zu machen. Auch die Frauen werden im Qibare-Lager in Efrîn nicht nur zur Prostitution gezwungen, sondern auch gleichzeitig im Sammeln von Informationen ausgebildet. Diese Frauen, stammen zum großen Teil aus Ghouta und dem Emêrat-Stamm aus Cindirês. Sie sollen in Efrîn, aber auch in Şehba Informationen sammeln.

Drogenhandel weitet sich aus

Eine weitere vom türkischen Staat immer wieder verwandte Methode, um die Gesellschaft zu korrumpieren und abhängig zu machen, ist die Förderung des Drogenkonsums. In den besetzten Städten in Efrîn und Şehba verkaufen vom MIT kontrollierte Banden Drogen zu Billigstpreisen. Der Drogenhandel wird offensichtlich direkt vom türkischen Staat subventioniert. Ein Bandenmitglied in Şehba berichtete gegenüber seiner Familie in Minbic: „Zuerst kommen sie und geben uns unseren Lohn. Dann kommt jemand und verteilt Drogen. All unser Geld geht dafür drauf.“

Frauenmorde durch Besatzungsregime

Wie bekannt ist, wurden beim Angriff des AKP-Regimes auf Efrîn 56 Frauen von türkischen Truppen getötet und 104 verletzt. Der türkische Staat und seine Milizen misshandelten den Leichnam der legendären Widerstandskämpferin Barin Kobanê schwer und stellten ihn nackt zur Schau. Seit dem Beginn der Besatzung am 18. März 2018 wurden etwa 300 Frauen verschleppt. 150 der Entführten Frauen wurden ermordet. In jedem der fünf offiziellen Kerker der Besatzungstruppen werden etwa 30 Frauen gefangen gehalten.