Düsseldorf: Gedenkveranstaltung für tamilische Freiheitskämpfer

Vor dem Düsseldorfer Landtag hat eine Gedenkveranstaltung für die tamilischen Freiheitskämpfer*innen stattgefunden, die im Widerstand um Selbstbestimmung und Unabhängigkeit ihr Leben verloren haben.

Seit vielen Jahren finden am 27. November auf Sri Lanka und in der Diaspora die „Maveerar Naal”-Gedenkveranstaltungen für die Kämpfer*innen statt, die im Freiheitskampf der tamilischen Minderheit um Selbstbestimmung und Unabhängigkeit ihr Leben verloren. Sie gehen auf den Todestag des ersten LTTE-Militanten Lt. Shankar im Jahre 1982 zurück.

Die diesjährige zentrale Veranstaltung fand aufgrund der Corona-Bestimmungen unter freiem Himmel vor dem Düsseldorfer Landtag statt. Die Gedenkfeier, an der üblicherweise mehrere tausend Menschen teilnehmen, wurde von den Behörden auf 500 Personen beschränkt.

Mit Redebeiträgen, Musikeinlagen und Gedichten wurde an die Gefallenen erinnert sowie die Aufarbeitung der Kriegsverbrechen und die Freilassung der politischen Gefangenen gefordert. Weitere kleinere Gedenkfeiern wurden in mehreren Bundesländern abgehalten.

Besondere Bedeutung erhielten die Versammlungen in diesem Jahr vor dem Hintergrund der aktuellen Repression auf Sri-Lanka. Dort wurden die jährlichen Zusammenkünfte erstmalig durch Polizei und Militär verhindert. Mindestens sechs Aktivist*innen, denen die Beteiligung an den Veranstaltungsvorbereitungen zur Last gelegt wird, befinden sich unter dem Vorwurf des „Terrorismus“ in Haft. Möglich wird dieses Vorgehen auch nach Ende des Bürgerkrieges durch die weiterhin geltenden „Antiterror-Gesetze“ (Prevention of terrorism act, PTA), die das Regime erlassen hat, um Verdächtige für lange Zeit einsperren zu können.

Heimliche Trauerfeiern

Zudem umstellten Sicherheitskräfte einen Massenfriedhof in Kilinochchi. Die Stadt gilt als ein ehemals politisches und kulturelles Zentrum von Tamil Eelams. Angehörige von getöteten Kämpfer*innen wurden gewaltsam an der Grabpflege in Zusammenhang mit dem Gedenktag gehindert. Trauerfeiern konnten landesweit nur heimlich im familiären Kreis stattfinden.

Über 140.000 Menschen bis heute vermisst

Der seit Mitte der siebziger Jahre stattfindende bewaffnete Konflikt zwischen der sri-lankischen Armee und den sozialistischen Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) fand vor elf Jahren mit dem Einmarsch der sri-lankischen Armee am 18. Mai 2009 sein Ende. Der während dieser Zeit errichtete De-facto-Staat Tamil Eelam im Norden und Osten der südostasiatischen Insel wurde durch den Einmarsch der Armee komplett zerstört.

Bis heute werden über 140.000 Menschen vermisst, die Zahl der politischen Gefangenen ist unbekannt. Das Regime unter Präsident Gotabaya Rajapaksa verhindert jede Aufklärung der Kriegsverbrechen und untersagt auch UN-Organisationen den Zutritt zu den ehemaligen Kriegsgebieten. Rajapaksa gehörte damals selbst zu den verantwortlichen Militärs.


Der Autor Henning von Stoltzenberg ist Mitglied im Bundesvorstand Rote Hilfe e.V.