Berlin: Feminizid als solchen benennen – Patriarchat tötet

Anlässlich der Ermordung eines 15-jährigen Mädchens in Berlin haben Menschen an dem Fundort ihrer Leiche Blumen abgelegt und Kerzen entzündet.

In Berlin wurde am vergangenen Mittwoch in der Rummelsburger Bucht die Leiche eines 15-jährigen Mädchens gefunden. Ein Mann sitzt wegen des dringenden Tatverdachts der versuchten Vergewaltigung und des Mordes aus Verdeckungsabsicht in U-Haft. Am Donnerstag gedachten einige Menschen dem getöteten Mädchen am Fundort der Leiche mit Kerzen und Blumen.

„Dieser Mord ist kein Einzelfall“, erklärt die Kampagne „Feminizid ist Mord". „In unserer Gesellschaft erleben Frauen, Nicht-Binäre- und Trans-Personen jeden Tag Gewalt. An jedem dritten Tag endet diese Gewalt tödlich. Es ist egal, wo sie herkommen, wie sie aussehen, was sie anhaben oder ob sie arm oder reich sind. Patriarchale Gewalt ist strukturell und systematisch.“

Weiter heißt es in der Erklärung der Kampagne:

„Die Berichterstattung in der Presse, wie zum Beispiel dem Berliner Kurier oder der Berliner Zeitung, ist mehr als ekelhaft. Sie spekulierten vor allem darüber, ob der Täter psychisch krank oder eine Person aus dem Camp nebenan wäre. Doch es geht nicht darum, wo der Täter herkommt oder in welcher Verfassung er war, sondern um das Aufdecken der patriarchalen Gewalt und des Feminizids. Um an dieser Stelle noch mal deutlich zu werden: Für uns zeigt das Wort Feminizid, was es ist: ein Mord aus Frauen*feindlichkeit! Es drückt in besonderer Form aus, dass viele dieser Morde an Frauen* am Ende einer langen Kette von (patriarchaler) Gewalt stehen. Gesellschaftlich werden diese Ebenen noch immer ignoriert, weshalb eine dementsprechende Berichterstattung erfolgt.

Wer war das Mädchen, das letzte Woche ermordet wurde?

Wir sind traurig und wütend über den abscheulichen Mord an der jungen Frau. Eine Jugendliche, die sich auf ihrem Nachhauseweg befand und dort niemals mehr ankam. Es hätte jede von uns treffen können.

Aus diesem Grund nahmen wir uns die Zeit, ihr gemeinsam zu gedenken und nicht der Boulevardpresse mit ihrer verachtenden Berichterstattung den Nachruf zu überlassen.

In der Nacht zuvor gab es um den Fundort herum eine Plakat-Aktion, um den Feminizid sichtbar zu machen und darüber aufzuklären.

Nebenbei zeigten sich Berliner Zivilpolizisten mehr als respektlos, indem sie das Gedenken anfangs beobachteten und währenddessen anfingen, eine verantwortliche Person für das gemeinsame Gedenken zu finden. Wofür benötigt es bei einem Gedenken eine verantwortliche Person? Nach dem Feminizid an Maria B. durch die Berliner Polizei wundern wir uns jedoch nicht über ihr Verhalten. Es zeigt uns nur noch mehr, wie wichtig es ist, dass wir uns die Räume und Plätze nehmen und uns nicht einschüchtern lassen, unserer Ermordeten zu gedenken.

Wir werden es nicht zulassen, dass dieser Feminizid in Vergessenheit gerät! Wir werden nicht zulassen, dass die alltägliche Gewalt gegen uns, als Einzelfälle deklariert werden! Wenn du dich gegen patriarchale Gewalt und Feminizide organisieren möchtest oder Fragen dazu hast, dann melde dich gerne unter [email protected]. Trauer zu Wut und Wut zu Widerstand – nehmt ihr uns eine*, dann antworten wir alle!“