Türkische Behörden verweigern Beisetzung von Guerillakämpferin

Bei einer Militäroperation in Şirnex ist kürzlich ein Dorfschützer von der Frauenguerilla YJA Star getötet worden. Im selben Gefecht starben auch sechs Kämpferinnen, darunter eine Nichte des Kontras. Ihre Leiche halten türkische Behörden unter Verschluss.

In der nordkurdischen Provinz Şirnex (tr. Şırnak) sind am vergangenen Wochenende sechs Kämpferinnen der Frauenguerilla YJA Star bei Gefechten mit türkischen Operationseinheiten ums Leben gekommen. Bei fünf der Gefallenen sind die Namen bekannt: Gülnaz Öcal, Hamdiye Tekbidak, Leyla Sain, Raife Kutlak und Evin Encü. Ihre Leichname waren in das staatliche Krankenhaus in Şirnex gebracht und durch Angehörige identifiziert worden. Die sterblichen Überreste von vier der Kämpferinnen wurden inzwischen freigegeben und von ihren Familien beigesetzt. Im Fall von Evin Encü verweigern die türkischen Behörden die Herausgabe des Leichnams.

Der Grund für die Beschlagnahme des Körpers der Kämpferin ist, dass sie im verwandtschaftlichen Verhältnis zu einem Angehörigen der paramilitärischen „Sicherheitswachen“ steht, der im Zuge derselben Auseinandersetzungen getötet wurde. Die Gefechte waren letzten Samstag in der Besta-Region ausgebrochen, nachdem die türkische Armee zuvor eine groß angelegte Operation gegen die Guerilla eingeleitet hatte. Bei dem getöteten Kontra handelt es sich um Nimet Encü aus Qilaban (Uludere). Er war zunächst verletzt und zur medizinischen Versorgung ins Hauptquartier der türkischen Grenzschutzzentrale in Şirnex gebracht worden. Dort erlag er einen Tag später seinen schweren Verletzungen.

Nimet Encü zählte zu jenen Mitgliedern des sogenannten Dorfschützersystems, die sich freiwillig zur Bekämpfung von Guerillaaktivitäten in den Dienst der türkischen Armee stellten. Neben diversen Militäroperationen in Nordkurdistan beteiligte er sich auch an grenzüberschreitenden Invasionen der Türkei in Südkurdistan (Kurdistan-Region Irak) sowie an den Angriffskriegen der Türkei in Efrîn und Serêkaniyê in Rojava (Nord- und Ostsyrien). Zudem war er in den staatlich betriebenen Ökozid in Şirnex verstrickt.

Wie zu erfahren war, wollen die türkischen Behörden den Leichnam von Evin Encü erst zur Bestattung freigeben, wenn die „Trauerphase“ für Nimet Encü vorbei ist. Die Kondolenzzeit beträgt rituell nur drei Tage, wurde im Fall des getöteten Kontras jedoch um mehrere Tage ausgedehnt. Eine Auskunft darüber, wann mit der Übergabe der Leiche an Evin Encüs Eltern zu rechnen ist, erteilten die Behörden bislang nicht. Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als zu warten.