QSD: Über 1.000 Granaten auf Dörfer in Nordsyrien

Die türkische Armee und ihre Söldner haben nach Angaben der QSD über 1.000 Granaten in den vergangenen 24 Stunden auf selbstverwaltete Gebiete in Nordsyrien abgefeuert. Der beschossene Korridor erstreckt sich über eine Länge von 280 Kilometern.

In den vergangenen 24 Stunden sind in den Autonomiegebieten von Nord- und Ostsyrien über 1.000 Granaten eingeschlagen. Das meldet das Presse- und Kommunikationszentrum der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD). Mehr als fünfzig Dörfer und Siedlungen waren demnach von dem Beschuss betroffen, etwa 40 Tonnen Sprengstoff dürften dabei eingesetzt worden sein. Die QSD fordern die internationale Gemeinschaft auf, dringend zu handeln und die türkischen Kriegsverbrechen zum Gegenstand völkerstrafrechtlicher Verfahren zu machen.

In einer Bilanz der QSD heißt es: „In den letzten 24 Stunden haben die türkische Besatzungstruppen und ihre Söldner groß angelegte Artillerie- und Raketenangriffe, begleitet von einer Vielzahl von Aufklärungsflügen, gegen Dutzende Dörfer und Städte in Nord- und Ostsyrien durchgeführt. Zehntausende Menschen schweben aufgrund des Beschusses in Lebensgefahr und landwirtschaftliche Flächen brennen und ein Großteil der Ernte wird zerstört. Die Angriffe erfolgten zwei Tage nachdem die türkische Militärführung und der Geheimdienst die türkisch-syrische Grenze besucht hatten.

Der beschossene Korridor erstreckt sich über eine Länge von 280 Kilometern: Von Efrîn-Şêrawa über Minbic und Kobanê bis nach Ain Issa. Insgesamt wurden 53 Dörfer direkt beschossen. Dabei wurden etwa 40 Tonnen Sprengstoff eingesetzt.

In Efrîn und Şehba schlugen über 700 Artilleriegranaten ein. Hier waren die Dörfer Soxanekê, Aqîbê, Deir Jamal, Kashtiar (Kashti’ar), Tinib, Şewarxa und Kaleha Şewarxa, Maranaz, Tat Maraş, Kafr Antun, Minix, Ain Daqne, Sheik Isa, Herbel, Semoqa, Til Madik, Taana, Mişêrfe, Zîwanê, der Şehba-Damm und die Umgebung von Tel Rifat betroffen.

In Minbic und der Umgebung von al-Bab wurden die Dörfer Hoşeriyê, al-Ghat, Tokhar, Awn al-Dadat, Arab Hasan Kabir, Umm al-Julud, al-Dandania, al-Sayada, al-Yanli, Qirt Wiran, Til Torin, Kawikli mit mehr al 177 Mörsergranaten beschossen.

Im Kanton Kobanê waren die Dörfer Zor Mixar, Sheik Foqani, Xirab Eto, Beyadê, Siftek, Boban, Aşmê, Ehmed Munir, der Miştenûr-Hügel und das Zentrum von Kobanê betroffen. Insgesamt schlugen mehr als 67 Artilleriegranaten ein. Dörfer entlang der Grenze wurden mit Maschinengewehren beschossen.

In den Dörfern Muelek, Cedidê, Mişêrfe, Cehbel, der Seqir-Raststätte und an der internationalen Schnellstraße M4 in Ain Issa schlugen über 30 Artilleriegranaten ein.

Die türkische Besatzungstruppen griffen gezielt dicht besiedelte Dörfer, Bauernhöfe, Städte und Gemeinden zu Stoßzeiten an. So sollte die Zivilbevölkerung in Panik versetzt und daran gehindert werden, ihre Arbeit fortzusetzen.“

Teil eines Vernichtungsplans“

Die brutalen Angriffe seien ein deutlicher Ausdruck der Vernichtungspläne des türkischen Staats, erklären die QSD weiter. Zweifellos erfordere dieses Vorgehen eine klare Stellungnahme der internationalen Garantiemächte und Menschenrechtsinstitutionen. „Diese andauernde Aggression und Invasion stellt die Hauptursache für die Konflikte dar. Sie müssen verurteilt werden und die türkischen Akte der Aggression müssen zum Gegenstand völkerstrafrechtlicher Verfahren werden.“

Angriff richtete sich gegen Zivilbevölkerung nicht gegen QSD“

Parallel zu diesen Angriffen veröffentlichten die türkische Staatsmedien Nachrichten über den angeblichen Tod von 21 Kämpferinnen und Kämpfern der QSD. „Wir unterstreichen demgegenüber, dass diese Behauptungen falsch sind und sich der jüngste Beschuss direkt auf zivile Gemeinschaften richtete, wobei eine Frau und ihr Kind verletzt und Dutzende von Häusern stark beschädigt wurden“, so das Bündnis.

„False Flag“-Aktion als Legitimation für neuerliche Invasion?

Zuvor warfen die QSD der Regierung in Ankara eine „False Flag“-Aktion – eine Operation unter falscher Flagge – vor, um die jüngsten Angriffe auf Nord- und Ostsyrien zu rechtfertigen. Das türkische Verteidigungsministerium begründete das „Vergeltungsfeuer“ am Donnerstag mit einem vermeintlichen Mörserangriff aus dem Autonomiegebiet auf die Grenzstadt Girgamêş (tr. Karkamış). Bei dem angeblichen Einschlag sei ein Soldat getötet worden, vier weitere Personen wären verletzt. Das Ministerium sprach in gewohnt brachialer Zerstörungsmanier von „vernichteten Terrornestern“ als „Gegenreaktion“ auf den behaupteten Angriff. Angeblich seien dabei „zahlreiche Terroristen“ getötet worden. „Dieser Vorfall um einen angeblichen Angriff unserer Kräfte gegen Karkamış ist von der türkischen Besatzung zur Legitimation weiterer Aggression gegen Nord- und Ostsyrien inszeniert worden“, erklärten die QSD.

Die Bedrohungslage für die Autonomiegebiete ist momentan ähnlich wie vor den Invasionen in Serêkaniyê, Girê Spî oder Efrîn. Auch die damaligen Besatzungskriege begründete die Türkei mit dem „Recht auf Selbstverteidigung“. Beweise für die behauptete Gefährdungslage durch Nord- und Ostsyrien wurden zu keinem Zeitpunkt vorgelegt.