Gefallenenangehörige beenden Mahnwache in Sêmalka

110 Tage dauerte die Mahnwache am Grenzübergang Sêmalka für die Herausgabe der Leichen von zwei PKK-Mitgliedern, die in einem PDK-Hinterhalt ums Leben gekommen sind, an. Nun wurde die Aktion beendet, der Protest geht auf anderen Ebenen weiter.

Mehr als dreieinhalb Monate lang wurde am innerkurdischen Grenzübergang Sêmalka bei Dêrik eine Mahnwache durchgeführt, um die Herausgabe der Leichen von Tolhildan Raman und Serdem Cûdî zu erwirken. Die Guerillakommandantin und der Kämpfer stammten aus Rojava und gehörten der siebenköpfigen HPG/YJA-Star-Einheit an, die in der Nacht vom 28. auf den 29. August in Xelîfan bei Hewlêr in einen Hinterhalt einer Spezialtruppe der PDK geriet. Ihre Angehörigen wollen sie in Würde bestatten, doch diese Forderung blieb ihnen bis heute verwehrt. Nun wurde beschlossen, die Mahnwache zu beenden. Der Rat der Gefallenenangehörigen kündigte am Sonntag im Rahmen einer abschließenden Demonstration an, den Protest auf anderen Ebenen fortsetzen zu wollen.

Tag und Nacht hatte die Dauermahnwache in Sêmalka seit Anfang Oktober stattgefunden – trotz Wind, Regen und Kälte, und wurde von tausenden Menschen aus dem gesamten Autonomiegebiet von Nord- und Ostsyrien unterstützt. Mütter von Gefallenen versuchten mehrfach vergeblich, die Brücke über den Tigris zu überqueren, um in Südkurdistan die Herausgabe der Leichen einzufordern. Jedes Mal wurden sie von Sicherheitskräften der PDK zurückgedrängt. Den Höhepunkt dieser Aggression bildete Mitte Dezember ein Angriff auf eine Aktion der nordostsyrischen Jugendbewegung. Grenzschützer der südkurdischen Regierungspartei attackierten die Aktivistinnen und Aktivisten mit Steinen, Tränengas und Wasser aus einem Hochdruckschlauch und verletzten fünfzehn von ihnen. Am nächsten Tag wurde der Übergang Pêşxabûr von der PDK ohne Vorankündigung geschlossen.

Îhsan Şiblî, Ko-Vorsitzender des Gefallenenrates für Girkê Legê, erklärte zu dem Entschluss, die Mahnwache zu beenden: „Seit 110 Tagen appellieren wir an die Menschlichkeit für die Einhaltung der Menschenrechte – doch leider vergeblich. Unsere friedliche und humane Aktion findet bei der politischen Elite in Hewlêr keinerlei Gehör. Unsere Gefallenen haben das Recht auf Totenruhe, und wir das Recht zu trauern. Dies wird uns jedoch verweigert. Wir lassen uns aber von der fehlenden Menschlichkeit nicht zermürben. Denn wir sind entschlossen, unser Ziel zu erreichen. Der Widerstand für unsere Toten wird weitergehen, wenn auch auf anderen Ebenen.“

Politik des Hinterhalts

Eine bewaffnete Spezialeinheit der PDK hat am 26. Juli 2021 eine dreiköpfige Guerillagruppe unter dem Kommando von Server Serhat in Südkurdistan in einen Hinterhalt gelockt und verschleppt. Bis heute ist ihr Schicksal ungeklärt. Noch während Aufklärung über ihren Verbleib gefordert wurde, hat eine PDK-Einheit in der Nacht vom 28. auf den 29. August eine weitere Guerillagruppe in einem Hinterhalt angegriffen. Die Gruppe befand sich auf dem Weg von Qendîl nach Behdînan. Sechs Kämpferinnen und Kämpfer kamen ums Leben, nur ein Kämpfer überlebte und erreichte Tage später eine andere Guerillaeinheit.